So gut die jüngsten Niederschläge den Straßenbäumen im Landkreis tun, können sie doch einige Trockenheitsschäden nicht umkehren. Baumpfleger Christopher Busch fordert bessere Startbedingungen für die künftigen Schattenspender.
Wie im Herbst sieht die Winterlinde an einem Hirschaider Parkplatz aus. Am Boden liegen braune Blätter und auch die an den Zweigen haben sich bereits gelblich verfärbt. "Solche Bäume, die angesichts wochenlanger Hitze und Trockenheit unter Trockenstress leiden, sieht man jetzt überall im Landkreis", sagt der für den Bund Naturschutz aktive Fachagrarwirt für Baumpflege und - sanierung Christopher Busch. "Die Böden haben nach dem Hitzesommer 2018 keine Wasserreserven und die Niederschläge der letzten Monate waren zu gering", weiß auch Claudia Kühnel, Kreisfachberaterin für Gartenbau beim Landratsamt Bamberg.
Busch beobachtet einerseits klare Zeichen des Klimawandels. Zugleich sieht er aber auch ein menschengemachtes Problem: "Im Siedlungsbereich und an Straßen haben Bäume zusätzlich oft mit eingeschränktem Wurzelraum zu kämpfen, außerdem fehlt häufig der Anschluss zu wasserführenden Bodenschichten." Darum sei es besonders wichtig, diese Bäume im heißen Sommer zu gießen. Und bei Neupflanzungen solle auf ausreichend großen Wurzelraum geachtet werden. "Leider ist es in der Regel so, dass der durchwurzelbare Raumviel zu knapp bemessen ist, in den Normen und Regelungen für Baumpflanzungen sind mindestens 12 Kubikmeter gefordert", weiß der 32-jährige Buttenheimer. Wenn er an Standorten von Straßenbäumen gräbt, trifft er meist nach wenigen Spatenstichen auf Schotter und Beton. "Die dünne Schicht Oberboden trocknet bei Gluthitze völlig aus und die Bäume leiden."
Das führt im Hirschaider Beispiel dazu, dass die Winterlinde deutlich kleiner ist als gleich alte Bäume mit guten Wachstumsbedingungen. Es wirkt so, als wäre sie nach der Pflanzung kaum gewachsen. "Wenn sie die Blätter so früh abwirft, kann sie die Photosynthese nicht richtig durchführen." Dass die Linden in diesem Fall auf freier Fläche stehen, führt zu einer weiteren Schädigung: "Die haben hier alle einen Sonnenbrand in Richtung Südwest, weil sie nicht wie im Wald von anderen Bäumen beschattet werden."
Häufig werde eine Gesamtfläche, etwa für einen geplanten Parkplatz, geschottert, der größte Teil dann geteert und einzelne Abschnitte für die Bepflanzung ausgespart. "Dabei bräuchte man an diesen Stellen überhaupt keinen Schotter." Sonnenschutz könne man mit Weißanstrich oder Schilfrohrmatten, die um den Stamm gelegt werden, selbst herstellen, um den Bäumen eine bessere Perspektive zu bieten.
Kreis schult Bauhofmitarbeiter
"Grundsätzlich versuchen die Kreisfachberater bei allen kommunalen Maßnahmen zur Grüngestaltung die Bürgermeister davon zu überzeugen, dass nur ausreichend groß dimensionierte Baumgruben mit sackungsstabilem, wasser- und luftdurchlässigem Spezialsubstrat die Entwicklung der Bäume sichert", erläutert Kühnel. Besonders bei Dorferneuerungen oder Städtebauförderungsmaßnahmen seien die Kreisfachberater vor Ort, um die Gemeinden bei einer ansprechenden Gestaltung und standortgerechter Pflanzenauswahl zu unterstützen.
Künftig werde beim Straßenbegleitgrün sicher auch der Rat zu trockenheitsresistenten Gehölzen und einer Einrichtung einer Bewässerungsmöglichkeit dazu gehören. Neue Erkenntnisse über klimaresistente Bäume gewinnen die Kreisfachberater unter anderem aus den Untersuchungen der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim. Dort wird seit einigen Jahren intensiv an neuen Baumarten für die künftigen urbanen Siedlungsräume geforscht.
Auch Busch glaubt, dass man langfristig nicht um neue Baumarten herumkommen wird, die Zerreiche oder die Silberlinde zum Beispiel. "Aber da muss man dann wieder beachten, dass diese Bäume nicht so gut in unser Ökosystem passen."