Bamberger Forscher an Raubsaurier-Sensationsfund beteiligt: "Neue Art"
Autor: Clara Maria Wimmer
Bamberg, Dienstag, 27. August 2024
Ein Bamberger Paläontologe ist gemeinsam mit anderen Forschern auf Überreste eines Raubdinosauriers gestoßen. Experten sprechen dem Fund große Bedeutung zu.
Einen Sensationsfund hat ein kirgisisch-deutsches Expeditionsteam in Zentralasien gemacht. Unter der Beteiligung des Leiters des Bamberger Naturkundemuseums, Dr. Oliver Wings, haben die Forscher Überreste einer neuen Raubdinosaurierart ausgegraben. "Der Fund ist einer der bedeutendsten in Zentralasien", so das Bamberger Naturkundemuseum. Die Überreste konnten zwei Exemplaren einer Raubdinosaurier-Art zugeordnet werden, die die Forscher früher entdeckt haben. Zwischen 2006 und 2023 fanden mehrere Grabungskampagnen statt. Ein Besuch beim Naturkundemuseum in Bamberg sollte auf die To do-Liste jedes Touristen.
Raubdinosaurier, auch Theropoden genannt, sind eine der wichtigsten Großgruppen der Dinosaurier, "zu denen neben so bekannten Tieren wie Tyrannosaurus oder Allosaurus auch unsere heutigen Vögel gehören", erklären die Experten. Von diesen seien aus der Zeit des Erdmittelalters, dem Zeitalter der Dinosaurier, eine Vielfalt von Gruppen bekannt. "Ähnlich wie es Löwen heute überwiegend in Afrika und Tiger nur in Asien gibt, war zum Beispiel der Allosaurus im Jura in Nordamerika und im südwestlichen Europa verbreitet, während in China die großen Metriacanthosaurier lebten."
Bamberger Museumsleiter bei bedeutendem Raubdinosaurier-Fund: "bisher unbekannte Merkmale"
"Die Region zwischen Zentraleuropa und Ostasien galt noch als Terra incognita, da bisher keine großen jurassischen Theropoden aus der riesigen Region bekannt waren", erklärt das Naturkundemuseum. Der neue Fund verbessere nach Einschätzung der Bamberger Forscher die Datenlage erheblich: Alpkarakush kyrgyzicus heißt der erste in Kirgisistan gefundene Dinosaurier. Entdeckt wurde er in den gebirgigen Wüstengebieten nahe an der Stadt Taschkömür im Westen des Landes. "Die dortigen Ausgrabungen fanden in der Balabansai-Formation statt, deren Sedimente während der mittleren Jurazeit vor circa 165 Millionen Jahren abgelagert wurden", heißt es.
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Benannt ist die neue Dinosaurierart nach Alpkarakush, "einem riesigen Vogel im mythologischen kirgisischen 'Manas'-Epos, der den Helden in kritischen Momenten oft zu Hilfe kommt". Der Artname 'kyrgyzicus' verweist auf seine Heimat. Das Fossil könnte das erste in Kirgisistan ausgestellte Dinosaurier-Skelett überhaupt werden - "wenn sich genügend Unterstützer finden, ist die Aufstellung des rekonstruierten Skeletts inklusive aller originalen Knochen im Nationalmuseum in Bishkek geplant", heißt es.
Die ersten Knochen des Fossils wurden bereits 2006 vom kirgisischen Paläontologen Aizek Bakirov entdeckt: Bis 2023 wurden Schädelknochen, Rücken- und Beckenwirbel, Fragmente des Schultergürtels und der Vordergliedmaßen sowie der fast vollständige Beckengürtel und die Hintergliedmaßen eines etwa acht bis neun Meter langen Raubdinosauriers geborgen.
Fossil könnte erstes ausgestelltes Dinosaurier-Skelett in Kirgisistan überhaupt werden
"Es handelt sich um eine neue Gattung und Art, die bisher unbekannte Merkmale aufweist", erklären die Wissenschaftler. Besonders eindrucksvoll sei seine "extrem vorstehende 'Augenbraue' am sogenannten Postorbitale, einem Schädelknochen hinter der Augenöffnung", die darauf hinweise, dass der Dinosaurier an dieser Stelle ein Horn gehabt haben könnte. Andere einzigartige Merkmale fänden sich an Rückenwirbeln und am Oberschenkelknochen.
An derselben Fundstelle wurden auch die Überreste eines zweiten, etwas kleineren Exemplars des Alpkarakush kyrgyzicus gefunden. Untersuchungen des inneren Knochenaufbaus ergaben, dass es sich bei dem großen Exemplar um ein fast erwachsenes, mindestens 17 Jahre altes und sicherlich schon geschlechtsreifes Tier handelte, während das kleinere Individuum ein Jungtier ist. "Möglicherweise war hier vor 165 Millionen Jahren ein Elterntier mit seinem Jungen unterwegs", hält das Naturkundemuseum fest.