Diebe im Platin-Rausch

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Ein Rußpartikelfilter Foto: Oliver Berg/dpa
Ein Rußpartikelfilter  Foto: Oliver Berg/dpa

Ein Mann aus Litauen muss ins Gefängnis, weil er Rußpartikelfilter aus Wohnmobilen gestohlen hat.

Auf der einen Seite ist nicht alles Gold was glänzt. Auf der anderen Seite steckt wertvolles Edelmetall in Teilen, von denen der Laie es nicht vermuten würde. Vladimir S. (Name von der Redaktion geändert) aus Litauen kennt solche Teile sehr wohl: Rußpartikelfilter zum Beispiel. Daraus lässt sich Platin gewinnen und gewinnbringend veräußern.

Anfang der Woche stand S. vor Amtsrichterin Marion Aman, weil er das Geheimnis der Filter nicht nur kennt, sondern sie sich auch verschafft hat - illegal. Sie verurteilte ihn zu zwei Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe. Die letzten sechs Monate hat er schon in Untersuchungshaft gebracht.

Der Litauer gehört einer Gruppe "Reisender" an, die in der Bundesrepublik ihre Beutezüge unternahm und als Bande eingestuft wird, weshalb die Anklage auf schweren Bandendiebstahl und gemeinschaftlichen Diebstahl lautete. Das Verfahren am Amtsgericht befasste sich aber nur mit Vladimir S. als Angeklagten. Seine Mittäter werden "anderweitig verfolgt", wie die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift formuliert.

Ihr "Unwesen" trieben die Täter in Zell an der Mosel, im rheinland-pfälzischen Plaidt und schließlich in Bamberg: In der Zeit zwischen dem 30. Januar und dem 2. Februar 2015 drangen sie auf ein Firmengelände ein, wo sie bei 16 Wohnmobilen die Rußpartikelfilter fachgerecht abmontierten. Der Wert der Filter wird mit 33 000 Euro beziffert. Die Diebe brachten die Autoteile in ein Waldstück nahe der Memmelsdorfer Straße in der Nähe des Golfclubs, wo sie die keramischen Innenteile ausbauten, in denen das Platin enthalten ist.


Filter begehrte Diebesware

Ganz ähnlich waren sie schon Ende 2014 an anderer Stelle vorgegangen: Im Zeitraum zwischen dem 17. und dem 20. November 2014 suchten der Angeklagte und ein noch nicht identifizierter Mittäter den Parkplatz eines Vermieters von Wohnmobilen in Plaidt heim. Die Männer kletterten über den Zaun und machten sich an fünf Kraftfahrzeugen der Marke Fiat Ducato 250 zu schaffen. Der Schaden beträgt 15 000 Euro.

Die Bande war nicht allein auf Edelmetalle aus Auspuffanlagen aus. Auch andere Dinge ließen die Männer mitgehen, wenn sich mit ihrem Verkauf Geld machen ließ. Nachzuweisen waren ihnen zwei Diebstähle in einem Einzelhandelsgeschäft in Zell an der Mosel. Am 16. September 2014 griffen sie dort zum ersten Mal zu, stahlen eine Sporttasche, Schuhe und Trainingsanzüge im Gesamtwert von 200 Euro. Drei Tage später schlugen sie im selben Geschäft noch einmal zu und ließen Artikel im Wert von 413 Euro mitgehen.

Etwas später stellten sich für den Litauer und seine Komplizen die Rußpartikelfilter offenbar als lukrativer heraus. Dass diese lohnende Objekte für Kriminelle sind, ist schon länger bekannt, wie aus einem vier Jahre alten Artikel des Mannheimer Morgens hervorgeht: 2012 gab es beispielsweise eine Serie bei der Deutschen Post in Heidelberg, wo Diebe an 15 Kleinlastern die Auspuffanlagen abbauten und Schaden in Höhe von 45 000 Euro verursachten. Die Post in Köln verlor Partikelfilter an 25 Transportern und damit 75 000 Euro. In Wiesloch war im selben Jahr ein Autohaus das Ziel dieser speziellen "Kundschaft": Die Diebe montierten an acht Fahrzeugen herum und nahmen Abgas-Töpfe im Wert von 20 000 Euro mit. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen . . .