Die Tierrechtsorganisation Peta hat nach dem verheerenden Feuer in einem Buttenheimer Stall Strafanzeige gegen den Betreiber gestellt. Nun melden sich zwei Tierärzte zu Wort und verurteilen die Vorgehensweise der Organisation.
Paul Amon war selbst vor Ort, als der schlimmste Albtraum für einen Buttenheimer Landwirt wahr geworden war. Der Tierarzt hat nicht nur mitbekommen, wie der Stall völlig niederbrannte. Er selbst hat auch versucht, die Tiere zu retten. Die Bilder sind noch in seinem Kopf: Gut 20 Kühe waren an Ostern bei dem Großbrand mitten im Ort ums Leben gekommen. Zwei davon musste Amon einschläfern.
Der Buttenheimer Tierarzt kannte den zerstörten Stall gut. Er war dort immer wieder, um die Kühe zu untersuchen. Deshalb reagiert Amon entsprechend irritiert - mehr noch verärgert darüber, dass die Tierrechtsorganisation Peta nach dem Brand
Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bamberg gegen den Landwirt gestellt hat. Aus Sicht der Organisation seien Brandschutzvorschriften nicht eingehalten worden.
"Anzeige wirkt nahezu grotesk" Als Amon und seine Frau Rosa Maria, die ebenfalls Tierärztin ist, vom Vorgehen von Peta erfuhren, habe sie das "mit Scham und Wut erfüllt". "In ihrer Absicht, sich für den Tierschutz einzusetzen, diesem Landwirt, der eine liebevolle, nicht profit orientierte Tierhaltung betrieb und nun eine wirklich schwere Zeit durchmacht, zusätzlich eine Anzeige aufzubürden, wirkt auf uns nahezu grotesk."
Die Haltungsform in dem betroffenen Betrieb sei zwar veraltet, der Landwirt habe aus Sicht der Tierärzte aber ungewöhnlich viel Zeit mit seinen Tieren verbracht. "Jede Kuh hatte noch einen Namen und die Kälber durften zeitweise bei der Mutter saugen. Es wurde erheblicher Aufwand betrieben, die Kühe mit frischen Futterrüben zu versorgen." Das sei heutzutage nur noch wenigen Kühen vergönnt.
"Aus Erfahrung weiß man, dass Kühe einem brennenden Stall nicht immer freiwillig entfliehen", erklärt Paul Amon außerdem. Im konkreten Fall sei es so gewesen, dass bereits befreite Tiere wieder Richtung Stall gerannt seien. Die Kritik von Peta hingegen stößt auf Unverständnis: "Der schnelle, medienwirksame Aufschrei schade oftmals der guten Sache", in diesem Fall dem Tierschutz, so die Tierärzte.
Beim Bayerischen Bauernverband (BBV) wird man noch deutlicher. Als "Schwachsinn" bezeichnet Werner Nützel, Geschäftsführer des Kreisverbands Bamberg-Forchheim, das Vorgehen der Tierrechtsorganisation. "Die Maßnahmen von Peta lehnen wir ab." Nützel vermutet in der Vorgehensweise auch die Absicht, öffentliche Aufmerksamkeit erzeugen zu wollen, um das Spendenkonto der Organisation aufzufüllen.
"Ich gehe davon aus, dass niemand von Peta draußen war, um den Stall anzuschauen", kritisiert Nützel. Er selbst war wenige Tage nach dem Brand dort, um Hilfe anzubieten. "Wir wollen unseren Landwirten helfen, wo wir können." Deshalb ist der Kreisverbands-Geschäftsführer auch entsprechend besorgt ob solcher Anzeigen. Das sei kontraproduktiv. Der Nachwuchs in der Landwirtschaft werde durch ein solches Vorgehen abgeschreckt - dadurch werde der Eindruck erweckt, dass eigentlich niemand die Landwirte wirklich haben wolle. Die Folge sei, dass die Landwirtschaft stillgelegt werde.
Peta: Anzeigen wirksames Mittel Bei der Tierrechtsorganisation Peta reagiert man wenig überrascht auf die Kritik, doch spielten Tiere beim Brandschutz nie eine Rolle, sagt Edmund Haferbeck von Peta. Um darauf aufmerksam zu machen, seien "Strafanzeigen nun mal das wirksamste Mittel".
Brände in Ställen hätten ihre Ursache im Management. "Diese Art von Tierhaltung ist per se zu kritisieren", sagt Haferbeck. Zum Vorwurf, dass Peta gar nicht vor Ort sei, um sich ein Bild zu machen, sagt Haferbeck: Man wisse, wie es auf diesen Betrieben ausschaue. Da, wo Brandstiftung ausgeschlossen sei, werde die Organisation aktiv. Irgendwann sei immer die Rede von technischen Defekten, die jedoch oft hausgemacht seien.
Die Ermittlungen zur Ursache des Brandes laufen noch, heißt es vom Polizeipräsidium Oberfranken. Der Zerstörungsgrad des Stalles sei hoch. Eine Ursache zu finden, sei deshalb schwer. Doch wurde bisher auch noch nicht offiziell Brandstiftung ausgeschlossen. Dennoch stellte Peta Strafanzeige.
Der betroffene Landwirt will sich dazu nicht äußern. Tierarzt Paul Amon hingegen schon. Er bezeichnet sich selbst als Tierschützer, doch müsse es nicht sein, einen Geschädigten doppelt zu strafen. Er und seine Frau wünschen sich "ein sensibleres, den Realitäten angepassteres Vorgehen" von Peta und appellieren an die Organisation, die Anzeige zurückzuziehen.
Wir kennen den Landwirt und seine Familie als sehr tierlieb. Die von uns betreuten Straßenkatzen von Buttenheim fanden dort Unterschlupf wenn es kalt oder sehr nass war. Außerdem bekamen sie immer ein Schälchen Milch. Wenn geschlachtet wurde gab es auch abgekochtes Fleisch. Zwar waren die Katzen nicht so sehr beliebt, weil sie auch Schaden anrichteten, in Form von Verschmutzungen in Futter und Saat. Trotzdem wurden sie geduldet. Die Kühe wurden gut behandelt, hatten auch noch Stroh. Kälbchen durften oftmals im abgeschlossenen Hof ihre Runden drehen. Die Tiere wurden geachtet und geliebt.
Die Strafanzeige ist unverständlich. Anbindehaltung ist nun mal erlaubt, und Sprinkleranlagen nicht vorgeschrieben. Der Gesetzgeber sollte sich Gedanken machen, um Ställe sicher zu machen. Denn dort lagert nun mal Heu und Stroh. TA Dr. vet. Amon muss ich recht geben, die bereits geretteten Tiere laufen oftmals in den Stall zurück, wie ich bei einem anderen Brand eines Bauernhofes selbst erlebt habe.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Strafanzeige gegen den Landwirt wenigstens eingestellt wird.
Schlachttiere in Not - aktive Tierhilfe e.V.
Paula Hesele
1. Vorsitzende