Reizthema Asyl: Ein kritischer Leser kommt zu Wort

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Ralf Finkel. Foto: Natalie Schalk
Ralf Finkel. Foto: Natalie Schalk

Das Thema Asyl lässt reihenweise Menschen aus der Mittelschicht das Vertrauen ins politische Establishment verlieren. Genauso geht es Ralf Finkel.

Ralf Finkel ist ein Mann, der seine Meinung sagt. Er spricht in einem Atemzug von Bundespolitik, CDU, CSU, SPD und AFD, von Asylanten, Wirtschaftsflüchtlingen und einheimischen Bürgern, von innerer Sicherheit, Wohnungsmangel, Bildung und den Kosten der Flüchtlingskrise. Es ist ihm egal, ob das, was er sagt, politisch korrekt ist.

"Die Fakten sind immer recherchiert", betont der 51-Jährige. Er sitzt in Zapfendorf an seinem Küchentisch und blättert in einem dicken Leitz-Ordner voller Statistiken und Presseberichte. "Ich möchte nichts behaupten, was nicht belegbar ist." Finkel führt immer Belege an - auch auf inFranken.de, wo er als Leser kritische Anmerkungen unter Artikel schreibt. Als er gefragt wurde, ob er auch zu einem Interview bereit wäre, sagte er zu.


"Es gibt keine Agenda"

Über vieles, was den Zapfendorfer beschäftigt, dürfte ein Großteil der Bevölkerung zumindest schon einmal nachgedacht haben. Vor allem über das "Wie", die naheliegendste Frage auf Angela Merkels Aussage "Wir schaffen das". Finkel, der als Unternehmer vor allem in der Immobilienbranche tätig ist, hat in den vergangenen Monaten mit vielen Menschen darüber gesprochen - vom Bauarbeiter bis hin zum Unternehmer. Seine Schlussfolgerung: "Man kann nicht Millionen von Leuten in ein Land pressen, ohne ein Konzept zu haben. Sicher gibt es ein paar Deutschkurse, sicher gibt es Ehrenamtliche, die sich engagieren. Aber es gibt keine Agenda, wie diese Masse an Menschen in unsere Kultur integriert werden soll, wie sie Deutsch lernen und beschult werden sollen, eine Wohnung bekommen, einen Arbeitsplatz finden - eben alles, was dazu gehört."

Dass sich all das nicht mal schnell nebenbei lösen lässt, zählt für den 51-Jährigen nicht. Die Flüchtlingskrise ist nicht über Nacht entstanden. "Die Kanzlerin hat optimistisch behauptet, dass wir es schaffen", sagt Finkel. Er verlangt, dass ihm mal jemand erklärt, wie. Er hat Briefe an Politiker aus dem Raum Bamberg geschrieben. "Sehr ernüchternd", war das. Entweder habe er gar keine Antwort bekommen, oder drei Zeilen mit Standard-Floskeln. Bei bundesweiten Themen solle er sich an übergeordnete Stellen wenden. "Es kam Null. Also wirklich Null." Ralf Finkel sagt seine Meinung. Doch die Politiker hören ihm nicht zu.

Finkel hat vor einigen Jahren für die CSU für den Zapfendorfer Gemeinderat kandidiert. Finkel hat Familie, sieht sich als typischen Vertreter des Mittelstandes. Früher habe er sich nie wegen Asyl oder wegen Ausländern behängt, nur "die unkontrollierte Einwanderung" mache ihm Sorgen. Er blättert. "Ich kann vorrechnen, dass Kosten von 50 Milliarden Euro entstehen. Von staatlicher Seite wurden die Gesamtkosten, die auf den Steuerzahler zukommen, bisher verschleiert."


Das Vertrauen in die Regierung ist weg

Finkel traut der Regierung nicht mehr. Genauso wenig wie der offiziellen Polizeistatistik. Er zieht Schlüsse aus dem, was er selbst erlebt hat. Ihm gehört die Tankstelle in Zapfendorf, wo binnen weniger Monate im vergangenen Jahr drei Mal eingebrochen wurde. Ein Fall wurde aufgeklärt. Es waren Asylbewerber. Als Finkel die Abschiebung krimineller Ausländer forderte, wurde er vor ein paar Monaten noch kritisiert. "Inzwischen werden diese Positionen von den meisten Parteien vertreten - genau wie die Forderungen nach Grenzsicherung und Obergrenzen bei der Zuwanderung. Der Zapfendorfer sagt, er hoffe, dass es den Politikern bei diesem Meinungswandel nicht nur darum gehe, dass sie "Angst um ihren Wahlkreis haben, um ihre Pension und ihre persönliche Absicherung."

Umfragen zeigen, dass immer mehr Menschen in Europa das Gefühl haben, dass das politische Establishment nur sich selbst dient. Nicht dem Wohl der Menschen. Das Vertrauen in die Politik schwindet. Pegida sieht Finkel als Bewegung die zum großen Teil aus normalen Bürgern bestehe. "Wenn die in Dresden eine Veranstaltung mit 20.000 Mann haben, kann es ja nicht sein, dass das lauter Rechte sind."


Finkel befürchtet Verteilungskämpfe

Er blättert in seinem Ordner, sucht Belege für die berechtigten Sorgen der Bürger. "Die Zahlen sind verheerend", sagt er und zitiert Untersuchungen der OECD, der Bayerischen Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammern und des BAMF zur schlechten Schulbildung und zu Ausbildungsabbrüchen der Asylsuchenden. "Wenn sie überhaupt in den Arbeitsmarkt integriert werden können, wird das enorm viel Geld und Zeit kosten."

Er fürchtet, dass es zu Verteilungskämpfen kommen wird. "Konflikte sind überall vorprogrammiert, wenn die unkontrollierte Zuwanderung kein Ende nimmt: Alles, was verteilt werden kann, ist begrenzt." Deshalb kritisiert der Zapfendorfer besonders, dass immer noch 80 Prozent derjenigen hier leben, deren Asylantrag 2014 abgelehnt wurde. "Ich erwarte im Sinne des Gemeinwohls, dass ich keine Schmarotzer dauerhaft alimentiere!" Ralf Finkel ist ein Mann, der seine Meinung sagt. Und es ist ihm egal, ob das politisch korrekt ist.