Ein seltsamer Brief mit außergewöhnlicher Bitte erreichte Bamberg. Das Schreiben stammt von "Die Partei", hinter der sich der Journalist, Comedian und Europaabgeordnete Martin Sonneborn verbirgt. Seine satirische Attacke wird smart beantwortet.
Es ist ein auffälliges Stück Papier, knallig orange und zwei Seiten Umfang, das Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) auf den Tisch flatterte. Es stammt von der Partei "Die Partei", hinter der der Journalist und Satiriker Martin Sonneborn steckt. In seiner Tätigkeit als Politiker ist er Bundesvorsitzender der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative - oder kurz Partei -, die zwar parodistisch-satirischen Charakter hat, aber juristisch eine normale Partei ist und auch zu Wahlen antritt. Mit Erfolg, denn: Bei der Europawahl 2014 wurde Sonneborn zum Abgeordneten des Europäischen Parlaments gewählt. Als Mitglied des sonst so spaßfreien Hauses Europaparlament hat den Politiker nun wohl der Missionseifer gepackt. In der oberfränkischen Domstadt bat er über seinen Partei-Kreisverband um einen huldvollen Empfang im Rathaus und zwar für den 20. Februar. Adressat des Schreibens: OB Starke.
Sonneborn hat ganz konkrete Vorstellungen, die sein Bamberger Schatzmeister Andreas Roensch in wortgewaltige Kaskaden hüllte. Im Brief heißt es: "Wir stellen uns einen politischen Empfang des Herrn Sonneborn (...) seitens der Stadtspitze mit Verköstigung Bamberger Spezialitäten wie Bier des Brauermeisters Kalb und Wurstwaren des Metzgermeisters Kalb (...) im Rathaus vor."
Damit nicht genug, denn ein Polit-Krawallo vom Schlage eines Martin Sonneborn, der sich selbst als "GröVaZ" ("Größter Vorsitzender aller Zeiten") bezeichnet, möchte auch Bambergs Bürger mit einbeziehen. Von einem "geöffneten Rathausfenster" wolle er eine Rede ans Volk halten. Aha. Aber was ist mit solch einer Anfrage zu tun? Manch Bürgermeister würde diese verschämt beiseite räumen und nie mehr anrühren.
Nicht so OB Starke. Der entschied sich für eine Korrespondenz auf humoresker Augenhöhe und verfasste eine Antwort, die schlagfertig auf das Bittschreiben des Europapolitikers eingeht. "Die Idee, eine Rede ans Volk von einem geöffneten Rathausfenster zu halten, ist sehr bescheiden. Angemessen wäre bei einem so bedeutenden Europaabgeordneten folgender Auftritt: Fanfare von zwei Trompetenbläsern der Bamberger Symphoniker, Hinaustreten des Redners auf den Balkon, dezentes Winken zu den versammelten und wartenden Bürgerinnen und Bürgern, staatstragende Ansprache, huldvolles Lächeln und sicheres Abtreten. Was halten Sie davon?", steht dort zu lesen.
Schön wäre das, aber die Bamberger Realität sieht bekanntlich anders aus. Darüber wird Sonneborn nun schonungslos aufgeklärt: "Der berühmte Baumeister Balthasar Neumann hat beim ehemaligen Klerikalseminar mit Weihbischofshof, unserem heutigen Rathaus, einen repräsentativen Königsbalkon schlichtweg vergessen. Ihr Anliegen hat uns nun motiviert, dieses uralte, eigentlich unverständliche Defizit, zu beseitigen. Angesichts der in
Bamberg üblichen langen Planungsphase (beim "Quartier an den Stadtmauern" brauchten wir sage und schreibe 18 Jahre!) und der zu erwartenden Streitereien über die neue Balkongestaltung benötigen wir aber einen Vorlauf von mindestens 10 bis 12 Jahren! Kann der Termin entsprechend verschoben werden?"
Der Partei "Die Partei" dürfte somit angesichts des Balkon-Mankos am Rathaus auch der Leckerbissen regionaler Spezialitäten entgehen. Der Rathauschef will den Partei-Genossen nicht aller Hoffnung berauben, unkt: "Einer Verköstigung mit den von Ihnen vorgeschlagenen Bamberger Spezialitäten steht grundsätzlich nichts im Wege. Sicher sind Sie damit einverstanden, wenn wir nicht nur den Brauermeister Kalb und den Metzgermeister Kalb bestellen, sondern auch den Bamberger Landrat Kalb für den Service gewinnen wollen." Na Mahlzeit.
Auf jeden Fall freut sich Andreas Starke auf eine Antwort seitens der Humor-Fraktion "Die Partei". Fest steht: Martin Sonneborn wird Bamberg auch ohne einen Empfang seine Aufwartung machen und zwar anlässlich der Veranstaltung "Krawall & Satire" (Beginn 20 Uhr, Konzerthalle). Den OB wird er wohl auch dort nicht treffen. Eigentlich schade, aber vielleicht gibt's wenigstens eine Fortsetzung ihrer Korrespondenz.
Die Partei ist wenigstens eine Partei im ganzen Politikdschungel die man ernst nehmen kann. Bitte mehr davon.
Die "Partei" ist eine de jure, aber nicht de facto.
Sonneborn hat es als gewählter Hofnarr immerhin bis ins EU-Parlament geschafft, das ist ne respektable Leistung. Schade, dass seine Satire dermaßen klamaukt, dass sie sich teilweise selbst ad absurdum führt.
Wenn er im Sinne des klassischen Hofnarrs den Herrscher (und nicht seine Adjutanten/Politiker) auf die Schippe nähme, warum ist er jetzt nicht in Davos? (Wenn ich mich irre, bitte ich um Korrektur)
....dieser "Partei"! Wir haben schon genug Satire im Bundestag hocken! Auch wenn es nur Spaß sein soll, kann ich über so eine Partei nicht lachen.
dieser Anbau und die einmalige Verfügungstellung für Herrn Sonnenblum könnte für die Stadt eine Zukunftsinvestition sein. Für huldvolles Herunterwinken von Bamberger Prominenz....
Herr Tscherner findet als designierter pragmatischer Umsetzer sicher eine kostengünstige und realisierbare Baulösung! A Balkong is doch a Klacks. Mit Bratwurst bräuchdmä aa ned so knickerich sei, däss sänn doch Peanuts
Bamberg ist nicht Berlin oder Hamburg!^^