Die Magie eines tanzenden Universums

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Sepp Kuffer in seinem Atelier Foto: Thomas Rinke
Sepp Kuffer in seinem Atelier Foto: Thomas Rinke
Sepp Kuffer als junger Musiker Foto: pr
Sepp Kuffer als junger Musiker Foto: pr
 
Eines der Werke, die bis 3. April in der Bamberger Synagoge zu sehen sind. Foto: pr
Eines der Werke, die bis 3. April in der Bamberger Synagoge zu sehen sind. Foto: pr
 
Der siebenarmige Leuchter Foto: pr
Der siebenarmige Leuchter Foto: pr
 
 
 
"Auf dem Thron eines Menschen Sohn" Foto: Thomas Rinke
"Auf dem Thron eines Menschen Sohn" Foto: Thomas Rinke
 
Foto: Thomas Rinke
Foto: Thomas Rinke
 
 
Foto: Thomas Rinke
Foto: Thomas Rinke
 
 
 
 

Als Künstler profiliert sich Sepp Kuffer, der bis 3. April in der Bamberger Synagoge ausstellt. In den 70ern lebte der kreative Kopf in einer Musikkommune.

Es ist dieser Blick, der einen berührt. Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht vermittelt der Blick des Wesens, das im Zentrum einer aus den Fugen geratenen Welt zu sehen ist. "Auf dem Thron eines Menschen Sohn", nannte Sepp Kuffer sein jüngstes Werk, in dem es mehr als eine Wirklichkeit gibt. Man aber auch das alles verbindende Element zwischen den Realitäten erkennt, die sich überlagern, im Lauf der Zeit entstehen und wieder vergehen.

"Gemalt habe ich, seit ich einen Stift halten kann", sagt der 67-jährige Memmelsdorfer, dem wir einen Besuch abstatteten. Im ersten Stock des Hauses, in dem Kuffer mit seiner Familie lebt, befindet sich das Atelier des Künstlers. Hier arbeitete der Franke in den vergangenen Jahren an Grafiken, Aquarellen, Malereien in Öl, Acryl - auch den Werken zur Menora als zentralem jüdischen Symbol, die noch bis 3. April in den Räumen der Israelitischen Kulturgemeinde Bamberg zu sehen sind.



Zurück zu den Wurzeln

Gleich nebenan auf wenigen Quadratmetern das "Homestudio" des kreativen Kopfes, der hier mit der Gitarre im Arm eigene Musik produziert oder Filmprojekte verwirklicht: Dokus, Porträts, Kurzfilme. Auch damit begann der Memmelsdorfer, nachdem er aus seinem Brotberuf als Pflegedienstleiter ausschied und sich wieder der Kunst widmen konnte.
 

 


Ja, zurück zu den Wurzeln kam Kuffer, der 1970 an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste Malerei zu studieren begann. Dann aber sein Studium abbrach, um mit anderen jungen Leuten im Altmühltal die Musikkommune "Lord's Family" zu gründen. "Meine Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben führte mich direkt in die 68er-Bewegung".

 

 


Spirituelles Experiment

Ein spirituelles Experiment begann für den 23-Jährigen, der wie all die anderen Kommunarden aus bürgerlichen Zwängen ausbrach. "Wir wollten weg von der bloßen Konsumkritik und ein alternatives Leben führen." Mit biologischem Landbau experimentierte die "Lord's Family", die natürlich für entsprechenden Pressewirbel sorgte. Nachdem sich die jungen Leute aus dem "Schlössl" von Beilngries auch mit spirituell angehauchter Rockmusik befassten, berichtete der BR-Jugendfunk "Club 16" darüber bald in einer 90-minütigen Sondersendung. Zahlreiche Artikel erschienen. "Legendär war vor allem unser Auftritt im ,Beat Club' von Radio Bremen."

 

 


Der Ausstieg vom Ausstieg

Bis 1972 gehörte Kuffer der "Lord's Family" an. Dann kam der Ausstieg vom Ausstieg, nachdem der Memmelsdorfer mittlerweile seiner großen Liebe begegnet war: der Grafikerin Ruth Marschall. "Wir wollten Kinder haben und ihnen nicht das chaotische Leben einer Kommune zumuten." So gründete der Künstler eine zweite Familie, zog zurück nach Memmelsdorf und lebte ein bürgerliches Leben. "Wie viele andere Kinder der Nachkriegsjahre hatte ich mich der Verwirklichung einer Utopie so nahe geglaubt", schrieb Kuffer später. Dann aber begriffen, dass "das normale Leben das außerordentliche Leben ist". Und man in der "Unscheinbarkeit des Alltags" Träume und Visionen ausleben kann.

36 Jahre lang arbeitete der Memmelsdorfer im Pflegebereich und gab sein Wissen auch als freiberuflicher Dozent weiter. Dann schied der 61-Jährige aus dem Berufsleben aus und widmete sich wieder ganz der Kunst - und Musik, die Kuffer ebenfalls von Kindesbeinen an begleitet hatte. Mit seinen Eltern schon hörte er Jazz und begann irgendwann am Klavier zu improvisieren - lange bevor der Franke die Gitarre als "Waffe der Revolution" entdeckte. "Es faszinierte mich, der Magie des schwingenden und tanzenden Universums nachzuspüren."

Vieles mehr gäbe es noch über den Memmelsdorfer zu erzählen, der seine Erinnerungen an die 70er Jahre mittlerweile unter dem Titel "Mädchen, Mystik, Musik und meine Metanoia" veröffentlichte. 2008 erschien auch sein Buch "Eine Sehnsucht schlägt uns wund - Vom 68er Mythos zum Evangelium". Aber dazu vielleicht ein anderes Mal.

 

 

 

 

Das war Lord's Family from Sepp Kuffer on Vimeo.