Diese Woche hat die Landwirte erst einmal ausgebremst, doch in Kürze werden die Getreidefelder abgeerntet sein.
Diese Woche geht erst mal nichts mehr. Umsetzen macht auch keinen Sinn. Normalerweise hat Edgar Böhmer Abendstunden oder frühe Morgenstunden genutzt, um seine Ungetüme "umzusetzen", also die Mähdrescher von einem Feld zum nächsten zu fahren. Das tut er zu den genannten Zeiten, weil er Sonnenlicht und Wärme während der Getreideerntezeit nicht mit reinem Fahren vergeuden will. Licht und Wärme sorgen beim Getreide für Trocknung und das bringt bare Münze.
Der 54-Jährige hat vor der aktuellen Regenwoche so viel wie möglich gedroschen, denn dreschtechnisch geht seit Montag bedauerlicherweise gar nichts mehr. Das wissen alle aus der Expertenrunde auf Böhms Hof bei
Medlitz, wo der Bayerische Bauernverband (BBV) für Oberfranken und insbesondere die Bamberger Region eine erste Erntebilanz zieht.
Erstmals ist Edgar Böhmer in seiner neuen Funktion als BBV-Kreisobmann mit von der Partie. Ein Mann der Praxis, der unter anderem 30 Jahre Mähdrescher fährt und zusammen mit einem Kollegen und den beiden gemeinsam erworbenen und betriebenen Mähdreschern auch für andere drischt, Lohndrusch, der Fachbegriff. Insgesamt 550 Hektar.
Ein moderner Mähdrescher kommt schon auf eine Schnittbreite von neun Metern; zu breit für die Straße, deswegen wird das Schneidwerk abgehängt und hinterhergezogen. Mit etwa drei bis sechs Stundenkilometern frisst sich ein Mähdrescher durch die Felder, 90 Liter Diesel pro Stunde braucht es dafür "oder 25 Liter pro Hektar." Etwa sechs bis sieben Tonnen Weizen-Ertrag wird er heuer im Schnitt pro Hektar haben, "etwas mehr als sonst," schätzt Böhmer.
Freilich kann er nicht allein vom Ackerland und Lohndrusch leben. "Es kommt die Veredlung, also Milch und Fleisch von den Rindern dazu." Obendrein betreibt die Familie noch eine 290-Kilowatt-Biogasanlage, die 14 Häuser in Medlitz mit Energie versorgt oder bei Bedarf im Sommer Energie fürs Trocknen von Getreide liefert. Gemeinsam mit Ehefrau Maria und den beiden Söhnen Daniel und Josef betreibt Edgar Böhmer eine GbR, das heißt der Nachwuchs ist am Betrieb beteiligt.
150 Milchkühe stehen im Stall, der Hof bewirtschaftet insgesamt 240 Hektar, davon 100 Grünland (also Wiesen) und 140 Hektar Ackerfläche für Weizen, Triticale (eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen) und Raps.
Die Getreideernte läuft nur in einem relativ kurzen Zeitraum. Dafür dann aber rund um die Uhr, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Heuer hat die Getreide-Ernte schon Ende Juni begonnen und wird vermutlich in der ersten Augustwoche enden. "In diesem Jahr sind wir mit allem früher dran", so Oberfrankens BBV-Präsident Hermann Greif. Freilich sieht es in den Lagen bei Medlitz anders aus als etwa auf dem wesentlich höher gelegenen Jura, ergänzt die Kreis-, Landes- und Bundesbäuerin Anneliese Göller.
Die weiß, dass Böhmer in dem Jahr auch aufgrund der vorher geschlossenen Verträge heuer für den Doppelzentner Weizen zwischen 14,50 und 15 Euro rechnen kann. Es kommt beim Preis auf den Eiweißgehalt und das Hektolitergewicht an, "also das Gewicht, das 1000 Körner haben". Nur der beste Weizen, der so genannte Eliteweizen, geht in Nudeln oder Brötchen, macht BBV-Direktor Wilhelm Böhmer deutlich. Während der Eiweißgehalt des Weizens beim Backen für ein gelungenes Brötchen das Entscheidende sei, betrage der Getreidepreis dafür lediglich 1,5 Cent.
Energetische Verwertung
Böhmer liefert sein Getreide an Landhändler oder verschiedene Mühlen. Wenn er nicht selbst fahren kann, weil er etwa weiter dreschen muss, lässt er das Getreide auch abholen oder lagert es ein. Im Gegensatz zu vielen Kollegen hat er Kapazitäten für die Lagerung von bis zu 400 Tonnen und kann dank der Biogasanlage Getreide auch trocknen. Die Biogasanlage ist ein wichtiger Joker: Ist der Getreide-Preis zu niedrig oder die Qualität zu schlecht und genügend Futter für die Tiere vorhanden, kann Böhmer Getreide auch energetisch verwerten. "Wer bei uns Getreide verkauft, weiß meistens nur, dass er es hier erzeugt hat, aber nicht wo es verbraucht wird", so der BBV-Präsident.
Insgesamt ist man mit der Getreide-Ernte in diesem Jahr zufrieden, ob man es auch preislich sein kann, wird sich noch zeigen, denn längst bestimmt der Weltmarkt die Preise, wie Anneliese Göller deutlich macht. Generell werde in der Erntezeit jede Minute ausgenutzt. "Schließlich", so Edgar Böhmer, "ein ganzes Jahr ist man am Schaffen, um das Getreide reinzukriegen." Deswegen werde bei Erntewetter rund um die Uhr gearbeitet. Mit der Folge, dass entsprechend viele landwirtschaftliche Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind. Das BBV-Team bittet deswegen die restlichen Verkehrsteilnehmer um Verständnis und Nachsicht.
Eckdaten für den Landkreis BambergLandwirte Im Landkreis Bamberg gibt es insgesamt rund 1700 landwirtschaftliche Betriebe, davon 400 Vollerwerbsbetriebe.
Flächen Sie alle bewirtschaften zusammen 49 857 Hektar, davon sind 10 756 Hektar Grünland (also Wiesen), der Rest Ackerflächen.
Nutzung Die meiste Ackerfläche wird für Winterweizen (also im Winter gesäter Weizen) mit 9411 Hektar genutzt, gefolgt von Silomais (6108), Winterraps (4556), Wintergerste (4467), Sommergerste (2942) Wintertriticale (2140) und Winterroggen (2079).
Ergebnisse Bei Winterweizen kommt es sehr auf die Lagen an, im Schnitt wird ein knapp durchschnittlicher Ertrag erwartet, ebenso bei Triticale und Roggen. Bei der Wintergerste geht man hingegen von einem guten Ertrag aus, beim Raps hingegen werden eher unterschiedliche Erträge erwartet, beim Mais hofft man auf eine weitere gute Entwicklung,
Preise Im Hafen Bamberg erhielten Erzeuger diese Woche für die Tonne Brotweizen 145 bis 155 Euro, für Wintergerste 15 bis 132, für Raps 345 bis 355 und für Roggen 135 bis 145 Euro.
Quelle: BBV