Der Verein Chapeau Claque trennt sich nach drei Jahren vom Spielort inmitten des Schaeffler 2.0-Geländes.
Die Nachricht vom geplanten Verkauf der Alten Seilerei kommt für Außenstehende völlig überraschend. Eingeweihte wissen jedoch schon länger, in welche finanziellen Schwierigkeiten der Verein Chapeau Claque durch die Bewirtschaftung dieser Immobilie geraten war. "Wenn wir das so weiterbetreiben, wäre der gesamte Verein mit all seiner Kinder- und Jugendarbeit akut gefährdet", sagt Hans-Ulrich Scheibke aus dem Chapeau-Claque-Vorstand. Die Entscheidung bei der jüngsten Mitgliederversammlung sei allen schwer gefallen, aber "die Ultima Ratio aus der wirtschaftlichen Talfahrt". Derzeit liefen Gespräche mit allen Fördermittelgebern, der Stadt und der Sparkasse, um den Verkauf der Immobilie vorzubereiten "und damit den großen Ballast für den Verein abzuwerfen".
Was wird dann aus der Alten Seilerei? Der Verein erwartet angesichts der "attraktiven Immobilie inmitten eines Wohngebietes" eine rege Nachfrage und einen raschen Verkauf des Objektes, dass dann wohl von Investoren "in attraktive Wohnungen mit Galerie und spannenden Raumhöhen" umgewandelt würde. Im Fokus des Vereins stehe nun die Fortsetzung und Sicherung der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen. Der Verein konzentriere sich nun wieder auf seine Kernkompetenzen, im Mittelpunkt stehen die Kinder- und Jugendarbeit mit Sommer- und Winter-Theater, theaterpädagogischen Projekten an Schulen, mobilen Theaterstücken, Einsätzen des Spielmobils, Arbeit mit arbeitslosen Jugendlichen und mit asylsuchenden jungen Menschen. Die Verwaltungsräume inklusive der Gruppenräume in der Lichtenhaidestraße stehen dem Verein weiterhin zur Verfügung. Auch die Nutzung der Räume und der Bühne in der Grafensteinstraße sei weiter vorgesehen. Was die darüber hinausreichende Raum- und Bühnenproblematik angeht, laufen derzeit noch Gespräche mit der Stadt Bamberg.
Unterschiedlichste Probleme
"Das schockt mich jetzt echt. Wenn diese Halle als Veranstaltungsort wegbricht, tut das Bamberg weh", sagt Sebastian Stahl, der mit dem Wildwuchs-Theater häufiger in der Alten Seilerei zu Gast war. "Zuletzt weniger, weil uns die Miete zu teuer wurde. Aber wir wollten eigentlich für Herbst noch mal wegen der Konditionen nachfragen." Das ist nun nicht mehr möglich. Laut Hans-Ulrich Scheibke nimmt der Verein keine neuen Anfragen mehr an, den laufenden Spielplan wolle man nach Möglichkeit noch zuende führen. "Aber wir sind gezwungen, so schnell wie möglich zu verkaufen."
Die Alte Seilerei hatte von Anfang an mit den unterschiedlichsten Problematiken zu kämpfen: Zwar gab es für das Prokjekt gute Förderung, unter anderem durch die Oberfranken-Stiftung. Doch dann wurden hohe Nachfinanzierungen erforderlich, weil sich einzelne Baukosten viel teurer entwickelten und andere nicht mit einkalkuliert waren. Daraus ergeben sich monatlich hohe Belastungen. Wegen der Lage mitten im Wohngebiet mussten alle Veranstaltungen spätestens um 22 Uhr enden - was sich negativ auf die Einnahmen auswirkte. Und schließlich hätte die Auslastung noch besser sein können, denn man konkurriere auch mit anderen Veranstaltungsorten. So koste der Spielbetrieb in der Alten Seilerei den Verein im Jahr etwa 70 000 Euro.
"Ich bedauere das wirklich sehr, wenn die Alte Seilerei nicht mehr als Spielort vorhanden sein wird. Aber noch viel wichtiger ist mir, dass der für die Kulturstadt Bamberg so bedeutende Verein Chapeau Claque erhalten bleibt", sagt Kulturbürgermeister Christian Lange (CSU). Der Stadtrat habe in den letzten Jahren Theatergruppen, die in der Alten Seilerei auftreten, mit 15 000 Euro bezuschusst. Das sei eine der größten Einzelförderungen in dieser Hinsicht. Nun wolle die Stadt Chapeau Claque bei der Raumproblematik nach Kräften unterstützen.
na ja gestartet wie ein tiger, gelandet wie ein bettvorleger, wenigstens wird dadurch das arbeitsgericht anständig beschäftigt werden, ist doch auch was