In Stegaurach wurde eine etwa 200 Jahre alte Linde abgesägt. Der Grundeigentümer ließ sich auch durch Hilfsangebote nicht von der Fällung abbringen.
Schon vor einem Jahr sollte die Linde fallen. Weil die Eigentümer, ein älteres Ehepaar, der mit ihr verbundenen Arbeit körperlich nicht mehr Herr wurden, und weil die Wurzeln gegen die Gartenmauer und wohl auch gegen das Haus drückten, sollte sie weg. In
Stegaurach dürfte jeder diese Beweggründe verstanden haben, aber den wohl schönsten und ältesten Baum im Ort wollten viele doch erhalten wissen.
Es gab zahlreiche Hilfsangebote aus der Bevölkerung, Gemeinde und Landratsamt appellierten an die Besitzer,
infranken.de berichtete - und die Fällung der Linde wurde
in letzter Minute abgesagt. Fast genau ein Jahr später ist es nun doch geschehen.Warum? An der Unterstützung durch Bürger und Behörden kann es kaum gelegen haben.
Gemeinderätin Margot Scheer (FW) organisierte einen Kreis von ehrenamtlichen Helfern, die abgebrochene Zweige aufsammelten, Laub beseitigten und die Straße kehrten. Zweiter Bürgermeister Bernd Fricke (Grüne) kletterte selbst mehrmals auf die vom Bauhof bereitgestellte Leiter, um die Dachrinne zu reinigen. Erst vor einigen Tagen stellte der Umweltausschuss des Gemeinderats dem Eigentümer eine wöchentliche Reinigung des Gehwegs in Aussicht.
Keine Handhabe
Doch das alles reichte offenbar nicht. Selbst das Signal aus dem Landratsamt, den Baum als Naturdenkmal auszuweisen, ihn dann jährlich zweimal auf schadhafte Stellen und Äste zu begutachten, bei Bedarf den nötigen Rückschnitt durchzuführen und auch die Verkehrssicherungspflicht zu übernehmen, ging ins Leere. Ohne Zustimmung des Eigentümers hat da auch die Naturschutzbehörde keine Handhabe. Der Gemeinde waren ebenfalls die Hände gebunden. Zwar war vor einem Jahr immer wieder die Rede auf eine Baumschutzverordnung gekommen, wie es sie etwa in der Stadt Bamberg oder in Litzendorf - als einziger Gemeinde im Landkreis - gibt. Aber sie kam nie auf die Tagesordnung des Gemeinderats. Bernd Fricke bezweifelt auch, dass sie in diesem Fall wirksam geworden wäre, denn der Besitzer hätte Schäden an seinem Haus durch die Wurzeln des Baumes geltend gemacht.
Zu Hackschnitzeln verarbeitet
Letztendlich brauchte er es auch nicht zu tun. Das einzige, was nötig war, war eine verkehrsrechtliche Anordnung zur Sicherung der Straße während der Fällarbeiten. Am Freitag wurden rund um den Baum entsprechend Halteverbotsschilder aufgestellt, am Samstag Vormittag rückten der Sägetrupp an und ein Unternehmen, das den größten Teil des Baumes noch vor Ort in Hackschnitzel verarbeitete. Den Wert des dabei verarbeiteten Lindenholzes bezifferte der Chef des Hackschnitzelherstellers gegenüber dem FT als "sehr gering, kaum mehr als der nötige Aufwand". Eine konkrete Summe wollte er nicht nennen.
Linden gehören zu den kulturhistorisch bedeutsamsten Bäumen in Mitteleuropa. Allein ihr enormes Alter - sie können 1000 Jahre und älter werden - flößt Respekt ein.
Der Baum, von dem die Stegauracher sagen, er sei 200 Jahre alt, war also noch fast ein Jüngling. Kerngesund noch dazu, wie Uwe Hoff, Kreisfachberater für Gartenbau, noch vor einem Jahr nach intensiver Inaugenscheinnahme diagnostizierte. Ein Blick auf den Stumpf der nun abgesägten Linde sagt nichts Gegenteiliges aus.
Und auch wenn er vielleicht doch noch keine 200, sondern vielleicht erst 150 Jahre alt war, egal: Einen vergleichbaren Baum gibt es wohl im gesamten Gemeindegebiet von Stegaurach nicht. Und es wird so schnell auch keiner nachwachsen.
... so einen majestätischen Baum nun zu Hackschnitzel verarbeitet zu sehen!
Wieviele Hirnlose dieser Baum schon überlebt hat. Es ist eine Schande.
,,Die Natur braucht uns nicht --wir brauchen die Natur,,