Der Wahlkampf geht in die Verlängerung

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In Coburg ist der Wahlkampf entschieden, Norbert Tessmer von der SPD siegte bereits im ersten Wahlgang. In anderen fränkischen Landkreisen und kreisfreien Städten bleiben die Plakate noch hängen. Foto: Berger
In Coburg ist der Wahlkampf entschieden, Norbert Tessmer von der SPD siegte bereits im ersten Wahlgang. In anderen fränkischen Landkreisen und kreisfreien Städten bleiben die Plakate noch hängen. Foto: Berger
 

Zehn der 33 Landkreise und großen Städte Frankens, in denen am Sonntag Landräte oder Oberbürgermeister zur Wahl standen, müssen nachsitzen. Die Entscheidung fällt in zwei Wochen bei der Stichwahl: unter anderem in Erlangen, Forchheim und im Kreis Haßberge.

Kann man aus einer Kommunalwahl Schlüsse auf die sogenannte große Politik ziehen? Man kann, aber man sollte es besser sein lassen. Das sieht man nach dem Wahlsonntag in Bayern geradezu exemplarisch an zwei SPD-Politikern: Der Nicht-Mehr-OB in München, Christian Ude, könnte seinem Kollegen in Nürnberg, dem vor Selbstbewusstsein strotzenden Ulrich Maly, einiges erzählen über das tückisch glitschige Parkett der Landespolitik.

Maly (53) haftet nach seinem Triumph vom Sonntag mit 67,10 Prozent, die fast jeden CSU'ler im Freistaat schwarz vor Neid werden lassen dürften, nun endgültig das Prädikat "Hoffnungsträger" der SPD an. Oder ist es ein Makel? Prinz Charles ist als ewiger Thronfolger in England grau geworden ... Der Nürnberger Oberbürgermeister sonnt sich wie einst Ude in München im Licht der Unangreifbarkeit und hat Ambitionen in Richtung München oder Berlin stets mehr oder weniger klar
verneint.

Spannung vor der Stichwahl
Wie lange dieses Nein noch hält angesichts der durchwachsenen SPD-Ergebnisse, ist eine der spannenden Fragen nach dem Wahlsonntag in Franken. Zumal der auch gezeigt hat, dass die CSU nach der Watschn 2008 so schnell nicht zu alter Stärke zurückfindet. Wann, wenn nicht jetzt, hätten die SPD-Kronprinzen die Chance, König Horst vom Sockel zu stoßen?

Spannend bleibt es auch in den fünf kreisfreien Städten/Großen Kreisstädten und fünf Landkreisen in Franken, deren Wähler am Sonntag keine klare Entscheidung trafen. Hier ist in zwei Wochen die Stichwahl. Besonders knapp ging es im Landkreis Hof zu. Hier fehlten Oliver Bär (CSU), Ehemann der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Dorothee Bär, nur eine Handvoll Stimmen zu einem Sieg im ersten Anlauf. Mit 49,9 Prozent ließ Bär seinen Kontrahenten von der SPD, Alexander Eberl (47 Prozent) nur so knapp hinter sich, dass es für die Stichwahl keinen Favoriten gibt.

Konkurrent im Nacken
Alles möglich scheint auch in Erlangen, wo der amtierende OB Siegfried Balleis (CSU) in die Stichwahl gezwungen wird, nachdem er 2008 noch komfortable 56 Prozent geholt hatte. Diesmal sitzt ihm der Herausforderer der SPD, Florian Janik, mit 37,2 Prozent im Genick.

In Würzburg herrscht nach der Abwanderung des SPD-OBs Georg Rosenthal in die Landespolitik wieder einmal Wechselstimmung. Der CSU-Bewerber Christian Schuchardt schrammte nur knapp an der absoluten Mehrheit und damit einer Sensation vorbei, die man trefflich großpolitisch hätte interpretieren können: Der rot-grüne Kandidat Muchtar Al Ghusain braucht jede Menge Rückenwind, um aus 36 Prozent in zwei Wochen 50+ zu machen.

In Forchheim dürfte der Sieg von OB Franz Stumpf als gesetzt gelten. Der Kandidat von CSU und WOU blieb haarscharf unter 50 Prozent, verwies aber seine drei Mitbewerber klar auf die Plätze. Dagegen liegt im unterfränkischen Landkreis Haßberge ein Machtwechsel in der Luft: Der SPD-Bewerber Bernhard Ruß liefert sich im CSU-Erbhof ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Wilhelm Schneider, der am Sonntag als klarer Favorit galt. Aber auch das kommunale Parkett kann sehr glatt sein.