Der Tausendsassa hat gut lachen

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Bamberger Kleinkunstgeschichte schrieb Mäc Härder als Mitglied des legendären TBC-Trios (hier mit Helmut Vondran). Foto: privat
Bamberger Kleinkunstgeschichte schrieb Mäc Härder als Mitglied des legendären TBC-Trios (hier mit Helmut Vondran). Foto: privat
Schon während seiner TBC-Zeit startete Mäc Härder in den 90er-Jahren seine Solokarriere.Foto: privat
Schon während seiner TBC-Zeit startete Mäc Härder in den 90er-Jahren seine Solokarriere.Foto: privat
 
 
Freude nach einer gelungenen Premiere im Jazz-Keller: Mäc Härder mit Ehefrau Annette Grabiger.Foto: Bertram Wagner
Freude nach einer gelungenen Premiere im  Jazz-Keller: Mäc Härder mit Ehefrau Annette Grabiger.Foto: Bertram Wagner
 
 

Der Kabarettist Mäc Härder feiert sein 30-jähriges Bühnenjubiläum.

Über 3000 Auftritte in drei Jahrzehnten: Mäc Härder als "König von Franken", so der Titel eines seiner insgesamt neun Solo-Programme, hat ganz dicke Bücher in der fränkischen Kleinkunst-Geschichte geschrieben - zunächst 13 Jahre als Mitglied des legendären TBC-Trios und seit der Jahrtausendwende allein auf der Kabarett-Bühne. Das Multi-Talent aus Wollbach in der Rhön, wo er als "Teufel" beim Martins-Umzug 1975 erstmals schauspielerisch auftrat, hat in Bamberg viele Marksteine gesetzt. Seine Kandidatur bei der OB-Wahl 1994 und die Richtfest-Rede bei der jetzigen Brose Arena, als er die Gereuther verunglimpfte und sie des "Diebstahls des kurzen Weges aus dem Einkaufszentrum" bezichtigte, sind unvergesslich. Es folgten Strafanzeige durch den dortigen Bürgerverein, eine "offizielle" Entschuldigung Härders, massenweise Leserbriefe im "Fränkischen Tag". "Satire darf das", stellte das Gericht fest und stellte zwei Monate später das Verfahren ein.

Der Jubilar - an seinem Festtags-Wochenende Schirmherr des Lichtenfelser Korbmarktes - stellte am 15. September 1987 die entscheidenden Weichen, als er von einem Jonglier-Festival aus den USA zurückkehrte. Referendar an einer Berufschule oder Kabarett-Profi? Die zweite Alternative, letztlich gepuscht vom Kleinkunst-Preis 1986 in St. Ingbert ("diese Kleinkunstpfanne war der Anfang meiner Karriere") erwies sich als glückliche Fügung, denn nach einigen Auftritten bei der katholischen Kirche und im Gaustadter Fischerhof gelang mit Helmut Vondran und Georg Koeniger bereits ein Jahr später der spektakuläre Durchbruch. TBC mischte zunächst mit "Ein Platz an der Tonne" Bamberg (Jazzkeller, Bootshaus, Zentralsaal) und Franken kräftig auf, ab 1990 waren die TBC-ler mit der "Frankenmafia" bereits bundesweit unterwegs.

Von 1994 an startete er zudem seine Solo-Karriere ("Es kommt noch härder"), die Doppelstrategie ging bis 1999 gut, dann wollte Mäc Härder sein eigener Herr sein. "Beides ging nicht mehr parallel, mit dem TBC hatten wir uns tot gespielt, ich wollte die Entscheidungen alleine treffen, zu dritt dauert natürlich auch vieles länger", blickt der 57-Jährige auf die richtungsweisende Entscheidung zurück.

Er machte sich schnell einen Namen, sein "Här der Ringe" (ab 2002) war auch der Türöffner zum Fernsehen. Zunächst bei "Ottis Schlachthof" und dann als Moderator der BR-Kultsendung "Kabarett aus Franken" (2003 - 2006). Sein Bekanntheitsgrad stieg rasend schnell, Härder als öffentliche Person, was viele Alltagsgeschichten verdeutlichen. Erst vor vier Wochen - bei einem Sandstraßen-Spaziergang - entdeckte ihn ein Gefängnisinsasse und rief ihm nahe der Elisabethenkirche "Schönen Tag, Herr Härder" zu. Auch an einen Palmsonntag in St. Stephan erinnert er sich schmunzelnd: "Eine ältere Frau erkannte mich, ging kurz weg, holte sich die Gottesdienst-Ordnung und wollte ein Autogramm."

Viele Kuriositäten ziehen sich durch sein Künstlerleben: Nachdem er seit sieben Jahren auch weltweit auf hoher See bei Kreuzfahrten den fränkischen Humor zum Besten gibt, stoppte ihn 2014 seine (lobenswerte) Vertragstreue. "Ich konnte eine Kreuzfahrt von Dubai nach Malta nicht mitmachen, weil ich für den Zeitraum schon zwei Verträge für Loffeld und Buttenheim hatte." Nicht angenommen wurde auch seine öffentliche, schlagzeilenwirsame Bewerbung für die Stelle des Fußball-Nationaltrainers ("Einer muss es ja machen"), als der DFB 2004 händeringend vor der Heim-WM einen neuen Chef suchte.

Mäc Härder kann als "Tausendsassa" auf seine drei Profi-Jahrzehnte zurückblicken: Er teilt nicht nur verbal kräftig aus, bei ihm fliegen fünf Bälle, aber auch Reifen und Keulen durch die Luft, er gründete die "Anonymen Improniker", seine "Bambolero"-Stücke hatten höchste Anziehungskraft und er war auch fünf Jahre lang künstlerischer Leiter von "Bamberg zaubert".

Derzeit befindet er sich auf der Zielgeraden zu seinem neuen Programm "Wir haben nicht gegoogelt, wir haben überlegt" (Premiere 30. Oktober, Jazz-Keller). "Das Schreiben ist mit einer Geburt zu vergleichen, neun Monate Schwangerschaft, dann drei Monate bis das Kind durchschläft", beschreibt er das meist einjährige Texten, ehe man dann erst einmal in eine "kreatives Loch" fällt. Insgesamt 23 Programme stammen aus seiner Feder, darunter auch zwei mit seiner Ehefrau Annette Grabiger (ein Kindertheaterstück und eine Artistik-Show), die er als 18-Jähriger beim Jugendtanz in Wollbach kennenlernte.

Auf die Frage nach außergewöhnlichen Auftritten musste der "Selbstverwalter", der von zwei Technikern unterstützt wird, aber nicht mehr täglich trainiert ("das habe ich zehn Jahre gemacht"), und der zweifache Familienvater, den es 2011 von Hallstadt in die Bamberger Innenstadt zog, nicht lange nachdenken. 2015 durfte er in Untereisenheim auf dem Bürgermeister-Schreibtisch eine Brotzeitplatte, passend zu seinem "Radieschen"-Programm, verzehren. In Uffenheim regnete es am Schlossberg in Strömen, das Publikum half beim Umzug von draußen und drinnen mit und es entstand eine ganz besondere Atmosphäre. Vor gut einem Jahrzehnt klingelte im Sportlerheim von Forchheim-Burck das Handy eines Zuschauers. Als dieser zum Telefonieren entschwand, verschanzte sich Härder samt Publikum in einer Bar und der Anrufer fiel aus allen Wolken, als er in den leeren Saal zurückkehrte.

Auch geistert er immer noch in Behörden herum. "Bei der Verleihung des Fränkischen Kabarettpreis 2011 in Arnstein fragte mich der unterfränkische Bezirkstagspräsident, ob ich früher in der Regierung von Unterfranken gearbeitet habe. Ja! Ich hatte eine Ausbildung 1979 (!) nach meinem Abitur für die gehobene Beamtenlaufbahn angefangen, die dann aber wegen meines Zivildienstes abgebrochen."

Nach einer derart intensiven Vergangenheit kommt der Jogger, der den Weltkulturerbelauf auch schon mehrfach jonglierend meisterte, und leidenschaftliche Schafkopfer nur beim Blick in die Zukunft ins Grübeln: "Erst einmal nur noch 60 Auftritte im Jahr!" Angesichts der unzähligen Geschichten sollte er sich nach seinen 30 Profi-Jahren auch überlegen, ob nicht ein Abend nur mit Anekdoten, wie im Text angerissen, die vielen Härder-Fans begeistern würden.