Der Landkreis hält an der "CariThek" fest

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Der Eingang zur "CariThek" in der Oberen Königsstraße. Aus seiner Lage in der Stadt erklärt sich die überwiegende Nutzung der Einrichtung durch städtische Einrichtungen. Foto: Matthias Hoch
Der Eingang zur "CariThek" in der Oberen Königsstraße. Aus seiner Lage in der Stadt erklärt sich die überwiegende Nutzung der Einrichtung durch städtische Einrichtungen. Foto: Matthias Hoch

Auch ohne ein Engagement der Stadt Bamberg wird die Caritas-Einrichtung weiter gefördert. Unterstützt wird damit das Ehrenamt. Die Stadt Bamberg übernimmt heuer letztmalig eine Förderung von 10.000 Euro. Der Landkreis zahlt bis 2016 alljährlich 21.000 Euro dazu, obwohl 63 Prozent der Nutzer aus der Stadt Bamberg kommen.

Aufgehoben wurde vom Landkreis Bamberg eine eine bisher zur Bedingung gemachte Auflage für die Förderung der "CariThek", einer Vermittlungsstelle der Caritas zur Förderung des Ehrenamtes. Denn laut Beschluss des Kreisausschusses gewährte der Landkreis bisher für diesen Zweck nur dann jährlich 21.000 Euro (bis 2016), wenn auch die Stadt Bamberg die Einrichtung in der Oberen Königsstraße unterstützt. Die Stadt aber will ebendieses nicht mehr tun, obwohl etwa zwei Drittel der Klientel aus Bamberg kommt. Jetzt ließ sich der Kreisausschuss unter Leitung von Landrat Günther Denzler (CSU) erweichen und beschloss einstimmig, auf den Stadt-Anteil zu verzichten und die Bezuschussung dennoch fortzusetzen.

Geblieben ist trotz des möglichen Rückzuges der Stadt die Überzeugung, dass das Ehrenamt ein wichtiger "Standortfaktor" für das Leben in den Städten, Märkten und Gemeinden des Landkreises ist.
Das zugehörige Beratungsangebot für Engagement und Organisation sowie die Projektarbeit ermöglichten eine Weiterentwicklung, betonte Fachbereichsleiterin Uta von Plettenberg im Beisein der Generationen-Beauftragten Sina Wicht. Unterstützt werden damit zum Beispiel Nachbarschaftshilfen in fünf Kommunen oder das freiwillige Soziale Schuljahr, ein Freiwilligentag oder eine Woche des bürgerschaftlichen Engagements. Schülerpaten oder Leihgroßeltern verbesserten unmittelbar die sozialen Strukturen. Zehn Gemeinden würden beim Aufbau von Vermittlungsstellen für Leihomas und Leihopas unterstützt.

Ein Zuschuss der Stadt Bamberg sei nicht erforderlich, um die "halbe" Stelle, die die CariThek für die Arbeit im Landkreis bereit stellt, zu finanzieren. Hintergrund der Entscheidung, die Landkreis-Förderung an ein Engagement der Stadt zu koppeln, sei der Ansatz gewesen, dass ein gemeinsames Freiwilligenzentrum sinnvoll wäre für die Entwicklung des Ehrenamtes in der Region. Eine Analyse zeige aber, dass sich das Freiwilligenzentrum auch nur für den Landkreis organisieren lasse. Dadurch würde sogar das Engagement in den Gemeinden verstärkt. Um die Fortschritte erkennbar zu machen, sollen bewährte Projekte nicht nur fortgesetzt, sondern ausgebaut werden. Zusätzlich geplant seien ein "Vereinsforum" und das Projekt "Mitmach-Gemeinde", um "engagementfreundliche Strukturen" vor Ort zu schaffen. Die CariThek werde zur "Wackelpartie", wenn der Landkreis weiter eine Beteiligung der Stadt zur Bedingung mache, so von Plettenberg abschließend.

Die Entscheidung des Landkreises sei nicht gegen die Stadt gerichtet, betonte dazu Landrat Günther Denzler. SPD-Sprecher Jonas Merzbacher nannte den Ausstieg nichtsdestoweniger "peinlich" für die Stadt Bamberg. Um nicht nur Sonntagsreden für das Ehrenamt zu halten, wolle man ein Signal setzen und den Schritt alleine tun.


Warum zieht sich Stadt zurück?

"Zunehmenden Bedarf" für eine solche Einrichtung sah für die Fraktionsgemeinschaft von FDP und ÖDP Liebhard Löffler (FDP). Deshalb solle man "unabhängig von der Stadt agieren". Grundsätzlich zur CariThek bekannte sich Bruno Kellner (ÜWG). Dennoch müsse man kritisch hinterfragen: "Warum hält die Stadt sich hier raus?". Für Weitermachen plädierte ferner Georg Zipfel (BBL), "wenn es ohne die Stadt funktioniert".

In der "CariThek" in der Bamberger Oberen Königsstraße werden seit zehn Jahren Kontakte vermittelt zwischen Leuten, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, und Organisationen, die Unterstützung gebrauchen können. "Ergänzend dazu schreiben wir auch eigene Projekte aus und werben um öffentliches Engagement", erläutert die Leiterin der Einrichtung, Simone Famulla. 30 Stunden pro Woche ist die Pädagogin dafür angestellt, hinzu kommen eine Bürokraft (neun Stunden) und mehrere ehrenamtlich-Freiwillige. Geöffnet ist die CariThek Dienstag und Mittwoch von 10 bis 13 und 14 bis 16 Uhr sowie Donnerstag von 13 bis 18 Uhr und am Freitag nach Vereinbarung.

In diesem Jahr bezuschusst die Stadt Bamberg den Betrieb nochmals mit 10.000 Euro. Wenn dieses Geld im nächsten Jahr ausbleibt, wird es dann Probleme geben? "Wir haben zwar noch den starken Caritas-Verband im Rücken" , so Famulla, sei aber "dankbar für jede Förderung". Eine Existenzgefährdung bedeute der Rückzug der Stadt Bamberg aber nicht.