Der fiese Holzbock lauert immer und überall

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Symbolbild: Patrick Pleul/dpa
Symbolbild: Patrick Pleul/dpa
Dr. Winfried Strauch vom Bamberger Gesundheitsamat: "Die erste Infektion droht unmittelbar mit dem Biss, die zweite erst Stunden später, wenn die Zecke mit dem Blutsaugen beginnt."
Dr. Winfried Strauch vom Bamberger Gesundheitsamat: "Die erste Infektion droht unmittelbar mit dem Biss, die zweite erst Stunden später, wenn die Zecke mit dem Blutsaugen beginnt."
 

Wer jetzt jetzt zur Herbstwanderung ausrückt, begibt sich in Gefahr: In Wald und Wiesen sitzen hungrige Zecken, die für Menschen ganz schön gefährlich werden können. Nur wenige lassen sich impfen, obwohl das sehr sinnvoll ist.

Bei der Herbstwanderung kommt jedes Jahr die Frage auf: Bin ich gegen Zecken geimpft? Bayern gehört zu dem Hauptverbreitungsgebiet der durch die Zecken übertragenen FSME, der Frühsommer-Meningoenzephalitis. Spätestens im Sommer, wenn man sich vermehrt draußen aufhält, oder beim Kellerbesuch oder jetzt beim Pilzesammeln stellt sich dann wieder die Frage nach dem Impfschutz.

"Die Zecken-Impfung ist unbedingt zu empfehlen", sagt Dr. Winfried Strauch, Arzt und Leiter des Bamberger Gesundheitsamts. Zeckenbisse können beim Menschen verschiedene, teils unangenehme und schwere Erkrankungen hervorrufen, darunter Borreliose oder FSME. Und FSME kann man nicht behandeln. Mit der Impfung lässt sich der Erkrankung aber vorbeugen.

Zecken gibt es überall. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob man sich auf dem Land oder in der Stadt aufhält. "Man muss gar nicht im Wald oder auf Wiesen unterwegs sein.
Man kann auch mit Zecken im Biergarten oder beim Spazieren in Berührung kommen. Wir hatten den Fall einer über 80 Jahre alten Frau, die nie ihr Anwesen in der Bamberger Gartenstadt verlassen hat. Von einer Zecke wurde sie trotzdem gewissen, und zwar in ihrem kleinen Garten vor dem Haus", erzählt Winfried Strauch.

Manche Menschen bleiben nahezu verschont von Zeckenbissen, andere scheinen die Tierchen förmlich anzuziehen. "Woran das liegt, weiß man nicht", sagt Strauch, aber fest steht, dass sich die gemeinen Blutsauger bevorzugt in hohem Gras und in Büschen aufhalten. Zecken lauern auch nicht auf Bäumen, um sich dann runterfallen zu lassen, wenn ihre Opfer unten laufen. "Alles Unsinn", sagt Strauch, "die sitzen einfach da und warten, dass jemand kommt." Und dann können sie uns Menschen gefährlich werden. Einmal gleich in dem Moment, wenn sie uns beißen - da wird schon der FSME-Virus übertragen. Und dann noch einmal, wenn sie erst Stunden später mit dem Blutsaugen beginnen. Hier droht die Übertragung der Borrelien.

Risiko lässt sich minimieren

Beides kann schlimme Folgen haben, aber gegen beides kann man was tun: Zum Schutz vor FSME gibt es die Impfung, und zum Schutz vor Borreliose kann man sich nach der Wanderung oder dem Biergartenbesuch zu Hause noch rechtzeitig selbst nach Zecken absuchen. Borrelien übertragen die Zecken nämlich erst dann auf den Menschen, wenn sie gleichzeitig mit dem Blutsaugen ein Sekret absondern. Zwischen dem Erstkontakt, sprich dem Biss, und dem Blutsaugen warten die Insekten für gewöhnlich ein paar Stunden.

Mit Impfung und rechtzeitigem Entfernen des Holzbocks kann man sich also nach einem Zeckenbiss den Gang zum Arzt zunächst ersparen. Stellt man aber typische Symptome fest, "dann muss man sich antibiotisch behandeln lassen", erklärt Winfried Strauch. Wanderröte beispielsweise sei typisch nach einem Zeckenbiss. Daneben sind am Häufigsten Beschwerden mit Gelenken oder Nerven mögliche Anzeichen für Infektionserkrankungen nach einem Zeckenangriff.

Grundsätzlich ist Amtsarzt Winfried Strauch der Meinung, dass Zecken selbst entfernt werden können. "Wenn man es richtig macht", betont er. "Man braucht dazu eine Zeckenzange, wie es sie in jeder Apotheke zu kaufen gibt."

Wenn sich allerdings ein roter Ring bildet, sollte der von der Zecke Gebissene jedoch zum Arzt gehen. Ist der Patient erst einmal grundimmunisiert, hält der Impfschutz für drei Jahre. Danach findet eine Auffrischung statt. Laut der bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen haben unter 50-Jährige wieder fünf Jahre Sicherheit und Ältere drei Jahre.

Auch Krankenkassen sprechen sich für die Impfung aus, wie Helga Leirich, Pressereferentin der AOK Bayern sagt: "Wir empfehlen die Impfung und bezahlen sie auch." Dabei ist eine Grundimmunisierung nicht gerade günstig: 125 Euro kosten die drei Spritzen inklusive Arzthonorar die Krankenkasse.

Unterschiedliche Impfquoten

Die Impfquoten schwanken aber enorm. Wieso sich in manchen Gebieten mehr Leute impfen lassen, kann laut AOK Bayern nicht klar festgestellt werden. Insgesamt wird von der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen e. V. ein bayerischer Durchschnitt von rund 30 Prozent geimpfter Bevölkerung kommuniziert. Das ist aber von Region zu Region verschieden.

Dabei traten 2013 44,8 Prozent der in Deutschland übermittelten Fälle von FSME-Erkrankungen in Bayern auf. In Zahlen waren es 175 Erkrankungen.

Risiko in Bayern ist hoch

In Bayern sind auch fast alle Landkreise vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiete eingestuft worden. Lediglich der Großraum München ist nicht gefährdet. Ein Kreis wird als FSME-Risikogebiet definiert, wenn die Anzahl der übermittelten FSME-Erkrankungen höher liegt als die bei einer Inzidenz von einer Erkrankung pro 100 000 Einwohner erwartete Fallzahl.


Was Sie über Zeckenbisse wissen sollten:


FSME Die "Frühsommer-Meningoenzephalitis", kurz FSME, ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit. Sie beginnt mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, ähnlich einer Sommergrippe. Unter Umständen ist die Erkrankung damit überstanden. Bei einem Teil der Infizierten befällt das Virus das zentrale Nervensystem. Die mildeste Form ist in diesem Fall eine Hirnhautentzündung (Meningitis). FSME ist nicht behandelbar.

Borreliose Borreliose ist eine allgemeine Bezeichnung für verschiedene Infektionskrankheiten, die durch Bakterien aus der Gruppe der Borrelien (Spirochäten) ausgelöst werden. Es können alle Organe, das Nervensystem, die Gelenke und das Gewebe befallen werden.
Die Übertragung erfolgt nicht nur, aber vor allem durch Zecken. Die Borreliosen sind nach dem französischen Bakteriologen Amédée Borrel benannt.

Schutz FSME selbst kann nicht behandelt werden. Die Zeckenimpfung schützt aber davor. Bei der Borreliose ist es umgekehrt. Hier gibt es keine Impfung; die Krankheit kann aber mit Antibiotika behandelt werden.

Impfung Ist einmal eine Grundimmuniserung mit drei Injektionen erfolgt, hält der Schutz für drei Jahre. Nach einer Auffrischimpfung haben unter 50-Jährige wieder fünf Jahre sicherheit, ältere drei Jahre.