Deutlich weniger Bamberger Schüler gingen am Freitag während der Schulzeit für den Klimaschutz auf die Straße. Schulleiter hatten Konsequenzen angekündigt.
Raphael verzieht keine Miene. Er schaut nur mit großen Augen um sich ins Menschengetümmel auf dem Bahnhofsvorplatz. Der Bub sitzt warm eingepackt im Kinderwagen. Im zarten Alter von einem Jahr erlebt er seine erste Demo: "Fridays for Future" ist angesagt. Andrea Eckert, Leiterin der Kita Villa Kunterbunt, und engagierte Mamas haben noch mehr Kids um sich geschart: "Wir haben ihnen kindgerecht erklärt, worum es geht", sagt Eckert und nennt als Beispiel das Schlagwort "gute Luft zum Atmen".
Raphael bleibt immer noch stumm, als die Organisatoren der freitäglichen Schülerdemonstration für den Klimaschutz zum Mikrofon greifen. Der zwanzigjährige Student Luca Rosenheimer ist einer von ihnen. Er beherrscht sein Metier. Nämlich den nach Polizeiangaben etwa 600 Schülern und einigen Erwachsenen für den Fußmarsch zum Maxplatz im kalten Nieselregen einzuheizen. Rosenheimer skandiert immer wieder mit bald brüchiger Stimme: "Es gibt kein Recht auf Kohle-Bagger fahren!" Und die Menge nimmt den Spruch rhythmisch auf.
Der staunende Zaungast hört dann vom Redner, dass diese Umweltbewegung "auch antirassistisch, antisexistisch und antifaschistisch" ist. Antifaschisten seien nicht linksextrem, beruhigt Luca Rosenheimer, ausgerechnet mit dem einschlägig bekannten Ruf "Ho, ho, internationale Solidarität". Aus 600 Kehlen ertönt es dann ebenfalls: "Ho, ho, internationale Solidarität".
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Wenn die Schüler wieder zum Unterricht in ihre Bildungsanstalten zurückkehren, mögen Lehrer den Hintergrund dieses Solidaritäts-Bekenntnisses erklären. Oder die Eltern, die ihren Sprösslingen die Demo während der Schulzeit erlaubt haben. Obwohl Schulleiter im Vorfeld von "Fridays for Future" dieses Mal Konsequenzen angekündigt haben.
Piak zum Beispiel besucht die Berufsfachschule Maria Hilf: "Es kann einen Verweis und Nachsitzen geben", weiß der 17-Jährige genau. Doch diese Strafen für's Schwänzen schrecken ihn nicht: "Ich möchte eine Zukunft haben, in der ich vernünftig leben kann, aber nicht bei 40 Grad in Bamberg, wenn das so weitergeht. Die Politik regelt zu wenig", beklagt Piak.
Frankenbaer, leider haben Sie das Thema verfehlt. Niemand stellt das Recht auf friedliche Demos infrage. Es geht lediglich darum ob Schule schwänzen das erlaubte Mittel sein soll. Schüler haben noch genug Freizeit. Wir Berufstätigen können auch nicht einfach während der Arbeitszeit den Arbeitsplatz wegen politischer Demos verlassen. Abmahnung und finale Kündigung wären die Konsequenzen. Eltern, Schule und Politiker sollten die Jugend mit gutem Beispiel auf das spätere Leben vorbereiten, statt ihnen selbstverliehene Anarchie anzuerziehen.
Das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf eine friedliche Demonstration ist ein Kernmerkmal unserer Demokratie. Es ist mit keinem Argument zu rechtfertigen, diese Grundrechte unserer Demokratie beschneiden zu wollen. Wer diese Rechte mit Sanktionen unterdrücken oder gar beschneiden will, der stellt sich selbst außerhalb der demokratischen Grundordnung in unserem Land. Wir hatten in der deutschen Geschichte schon einmal eine schlechte Zeit, in der genau diese Rechte massiv beschnitten und Menschen völlig willkürlich sanktioniert und verfolgt wurden.
Wir sind offenbar in diesem Land auf dem allerbesten Weg, aus dieser Geschichte nichts gelernt zu haben und in solche Verhältnisse zurückzukehren. Wer unbequeme Äußerungen tätigt, wird mundtot gemacht und sanktioniert. Wohin soll das noch führen?
Als Schüler, obwohl ich selbst schon vor der Rente stehe, würde ich jetzt sagen "und jetzt grad erst recht!"
Freie Meinungsäußerung und friedliche Demonstration abwürgen und aktive Teilhabe am politischen Geschehen unseres Landes unterbinden, und das auch noch bei den mündigen Wählern von morgen, DAS geht gar nicht!
Niemand sagt etwas von nicht demonstrieren dürfen. Aber es hat halt Konsequenzen, wenn ich meine Pflichten dafür vernachlässige. Und die Schulpflicht gehört halt zu den Pflichten. Da gilt es abzuwägen und ggf. die weitreichenden Konsequenzen in Kauf zu nehmen oder eine gangbare Alternative zu finden. Wer unentschuldigt von Arbeit oder Dienst fern bleibt, muss auch mit diesen leben. Mündigkeit zeigt sich in Verantwortlichkeit für eigenes Handeln.
Wir leben zwar in einer Demokratie, was als Staatsform schon ok ist, aber die allermeisten Aspekte unseres Lebens sind, Gott sei Dank, nicht demokratisch organisiert. Schulen, Firmen, Behörden usw. funktionieren ausschließlich, weil sie eben nicht demokratisch angelegt sind.
Anmerkung zur Überschrift dieses Artikels: Kindchen, den Verweis rahmst du nicht ein, sondern gibst du unterschrieben wieder zurück! So funktioniert das.
Ich habe meine Sympathien für die Demos; das Anliegen ist sehr berechtigt. Doch wenn man eine Demo mit einem Streik verbindet, kann der Streik ja eigentlich erst beendet werden, wenn er zu entsprechenden Maßnahmen geführt hat. Globale Forderungen sind zu unpräzise. Man könnte ja als erstes fordern, dass Deutschland sich für eine Kerosinsteuer in der EU einsetzt oder dass für überdimensionierte Autos eine Luxussteuer berappt werden muss oder dass die unsinnigen Schülertransporte durch die zahlreichen Helikopter-Eltern geächtet werden oder oder oder... - Letzteres könnten die Schüler übrigens durch den Aufbau sozialer Zwänge selbst leicht bewerkstelligen. Da wäre schon mal ein Einfang gegen den Klimawandel geschafft!
na ja vlt ist ja schulverweigerung und schuleschwänzen cool, das würde schon so einiges erklären, aber egal. früher sind die teenies ABBA hinter hergrannt, heute laufen sie der GRETA hinter her und die vorfahren sind im mittelalter auch schon hinter dem rattenfänger von hameln her gelaufen. geschichte wiederholt sich oder anders gesagt, früher schon nichts begriffen und heute erst recht nichts verstanden.