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Seniorin (89) aus Oberfranken unterstützt mit Hobby bedürftige Kinder


Autor: Ellen Schneider

Breitengüßbach, Mittwoch, 11. Dezember 2024

Kisten über Kisten voller Wolle besitzt Rentnerin Anni Kohlmann aus dem Landkreis Bamberg mittlerweile. Ihre Leidenschaft für sämtliche Handarbeiten ist der Grund dafür. Diese setzt sie auch für den guten Zweck ein.


Vier Decken, vier Läufer und 25 Karten - das alles hat Rentnerin Anni Kohlmann in den vergangenen Wochen gestickt, gestrickt und gehäkelt, wie sie im Gespräch mit inFranken.de erzählt. Nebenbei entstanden in ihrer Wohnung in Breitengüßbach (Landkreis Bamberg) auch noch Socken für sämtliche Mitglieder der Familie. Für die 89-Jährige ist das Alltag. Ihrem Umfeld bereitet sie damit eine große Freude - denn neben den Geschenken für die Familie, spendet Kohlmann ihre Handarbeiten auch für den guten Zweck.

14 Jahre macht sie das bereits: Jedes Jahr im Winter schickt sie allerlei Selbstgemachtes an die Organisation "Sternstunden". Die Benefizaktion in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk hilft Kindern in Not. Auch ihre Schwester macht mit und habe in diesem Jahr bereits 100 gehäkelte Sterne beigesteuert. Die gespendeten Handarbeiten werden dann auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt gegen Spenden verkauft. Auch für Kohlmann gibt es einen Lohn: das jährliche Dankesschreiben. Die entsprechenden Briefe sammelt sie alle fein säuberlich in einem Ordner, erzählt die Seniorin. 

"Macht mir Spaß": Rentnerin aus Kreis Bamberg stickt und strickt für Kinder in Not

Direkt daneben: ungefähr 30 Bücher gefüllt mit Anleitungen fürs Stricken, Sticken, Häkeln und Nähen. Seit sie neun Jahre alt sei, stelle sie bereits sämtliche Dinge selbst her, verrät die Rentnerin - darunter Kleidungsstücke für den Bruder, für sich und später auch für die Söhne und Schwiegertöchter. Was sie am liebsten macht? "Was gerade nötig ist", sagt die 89-Jährige. Für jede Beschäftigung finde sie die passende Handarbeit: Stricken beim Fernsehschauen, sticken beim Radiohören. "Wenn ich allein bin, wird immer wieder gearbeitet. Das macht mir Spaß", betont sie.

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Geld wollte sie dafür allerdings nie haben. "Handarbeit wird nicht bezahlt" habe sie immer zu ihrer Schwiegertochter gesagt. Allein wegen des Zeitaufwands sei das nicht möglich. Trotzdem hilft Kohlmann mit ihren Talenten, wo sie kann. Als ihr die Altardecke der Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein nicht mehr gefiel, weil sie ein bisschen in die Jahre gekommen war, stellte sie kurzerhand eine neue her. Dem Pater gefiel diese so gut, dass er die 89-Jährige sogleich um eine Decke für eine weitere Kirche bat. Im Gegenzug habe sie sich gewünscht, eine Messe lesen zu dürfen - und bekam diesen Wunsch auch erfüllt.

Die Garne für ihre Handarbeiten bekomme sie immer wieder von Freunden und Familie geschenkt. Einige Freundinnen, die altersbedingt aufgehört haben, hätten ihr außerdem Wolle vermacht. Dementsprechend groß ist der Vorrat der Rentnerin. Dieser fülle mehrere Kartons. Auch sie selbst habe bereits ans Aufhören gedacht - dann habe sie mehr Wollnachschub bekommen und den Gedanken erst einmal aufgeschoben.

Fit dank Handarbeiten - 89-Jährige aus Franken mit klarem Appell an Altersgenossen

Stattdessen arbeitet sie fleißig weiter. So entstehen außergewöhnliche Einzelstücke, wie beispielsweise ein gesticktes Bild vom Alten Rathaus in Bamberg. Für eine musikalische Enkelin habe sie zudem eine Violine im Stil eines Gemäldes gestickt - und dafür circa zwei Monate gebraucht. Ihr bisher größter Projekt sei allerdings eine Tagesdecke für das Doppelbett ihrer Nichte gewesen. Der mittlerweile verstorbene Mann der 89-Jährigen habe damals extra öfter den Abwasch übernommen, damit sie Zeit zum Häkeln habe, erzählt Kohlmann lachend. Ein Vierteljahr habe sie dafür gebraucht.

Laut Schwiegertochter Gabi Kohlmann tragen die vielfältigen Hobbys, das Maschenzählen und die benötigte Konzentration auch zur Gesundheit der 89-Jährigen bei - diese sei nach wie vor topfit. "Man soll sich im Alter nicht ausruhen, sondern irgendwas tun, damit man fit bleibt - das sagt sie mir immer", erzählt Gabi Kohlmann. Diesen Rat will die Seniorin auch anderen mitgeben.

Die 89-Jährige ist allerdings nicht die einzige Fränkin mit besonderen Talenten. Ein Ingenieur aus dem Kreis Schweinfurt konstruierte etwa erst kürzlich ein Kinderfahrzeug, das einem berühmten Kultauto nachempfunden ist. Vergangenes Jahr baute eine Gruppe von Minecraft-Spielern Bamberg online nach. Auch ihnen hat es die Stadtansicht anscheinend angetan.