Das Balkanzentrum in Bamberg ist "nur noch locker belegt"

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Aktuell leben noch 638 Menschen in der Ankunfts- und Rückführungseinrichtung in Bamberg. Foto: Matthais Hoch
Aktuell leben noch 638 Menschen in der Ankunfts- und Rückführungseinrichtung in Bamberg. Foto: Matthais Hoch

Nur noch 638 Flüchtlinge leben aktuell im Balkanzentrum. Dennoch wird am Ausbau der Einrichtung für 4500 Menschen mit Hochdruck gearbeitet.

Was wird aus der Bamberger Ankunfts- und Rückführungseinrichtung, bekannt auch als Are II? Das ist eine Frage, die nicht nur die Nachbarn im Bamberger Osten umtreibt. Auch die Mitarbeiter der stark wachsenden Institution würden lieber heute als morgen wissen, wohin die Reise an der Pödeldorfer Straße geht. Man muss wissen: Alleine 50 Beschäftigte der Regierung von Oberfranken arbeiten mittlerweile in der Großunterkunft. Künftig sollen es 150 sein.

Freilich: Die Entscheidung, welche Verfahren in Bamberg durchgeführt werden, welche Flüchtlinge kommen, steht immer noch aus. Aktuell laufen die Verhandlungen zwischen dem Sozialministerium und dem Bundesamt für Migration. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor. Das jedenfalls sagten Stefan Krug und Markus Österlein von der Regierung von Oberfranken am Dienstag, als im Rathaus erstmals der Familien- und Integrationssenat zusammentrat.


Zwölf weitere Wohnblocks

Wie dringend eine Entscheidung wäre, zeigt eine Zahl: 638. So viele Menschen leben derzeit im nur noch "locker belegten" Balkanzentrum, im Schnitt sieben pro Wohnung. Und täglich kehren weitere Flüchtlinge in ihre Heimat zurück.

Doch der aktuelle Schrumpfprozess ist nur die eine Seite. Die sinkende Zahl der Balkanflüchtlinge in Bayern, bewirkt durch schnellere Asylverfahren und das konsequente Streichen von Geldleistungen, ändert nichts an den Plänen, das ehemalige Kasernengelände für die Unterbringung von bis zu 4500 Flüchtlingen vorzubereiten.
So sind die Unterkunftsgebäude mit der Nummer 9 bis 20 bis auf zwei bereits in der Lage, neue Flüchtlinge aufzunehmen. Bis August soll die Zahl der Verwaltungsgebäude auf fünf wachsen.

Auf Hochtouren laufen auch die Vorbereitungen, um künftig täglich 4500 Menschen mit Essen zu versorgen. Dafür wird die ehemalige amerikanische Shopette zur Großküche umfunktioniert. Zwei Gebäude in Leichtbauweise sollen neben einem Stühlelager als Speisesäle dienen. Das alles geschieht ungeachtet der Forderungen der Bamberger Stadtspitze, die Flynn-Siedlung wenigstens teilweise zur Linderung des steigenden Wohnungsmangels nutzen zu können. Warum diese Hartnäckigkeit? Mit ein Grund für die Attraktivität Bambergs als Flüchtlingsstandort ist die Tatsache, dass der Bund die Liegenschaften dem Land mietfrei zur Verfügung stellt.


Freie Shuttle-Busse und W-Lan

Immerhin reagiert die Regierung auf kritische Stimmen aus der Nachbarschaft. So hätten sich Anwohner durch den nicht abreißenden Strom von Menschen belästigt gefühlt, sagt Krug. Abhilfe soll nun ein Fußgängereingang direkt an der Pödeldorfer Straße schaffen. Zudem soll ein Bus-Shuttle den Verkehr um die Are entzerren. Aus Sicherheitsgründen werden die Busse in der Are starten und von dort aus Ziele in Bamberg ansteuern, etwa das Klinikum. Deshalb sind sie auch nur für Are-Bewohner zugänglich.

Wie Markus Österlein sagte, handelt es sich beim Shuttle-Dienst ebenso wie bei einem geplanten W-Lan-Netz nicht um zusätzliche Vergünstigungen für die Flüchtlinge. Sie werden von den Geldleistungen abgezogen. Diese wurden zum 1. April erneut gekürzt.

Seitdem erhält eine alleinstehende Person in der Bamberger Are 120 Euro Taschengeld, ein siebenjähriges Kind 77 Euro. Für die große Zahl der Flüchtlinge, die sich zum wiederholten Mal in Deutschland aufhält, stellt sich seitdem eine Frage: Wer finanziert die Rückreise?