Coronavirus: "Fühle mich im Stich gelassen" - Oberfranke saß tagelang zu Hause fest
Autor: Redaktion
Bamberg, Dienstag, 10. März 2020
Im oberfränkischen Hirschaid (Landkreis Bamberg) war ein Mann tagelang zu Hause, ohne zu wissen, ob er mit dem Coronavirus infiziert ist oder nicht. Er wartete tagelang auf seine Testergebnisse - und auf seine Nachfragen reagierte lange Zeit niemand.
J.S. (Name von der Redaktion geändert) war tagelang verunsichert: Der 45-Jährige aus Hirschaid im Landkreis Bamberg befand sich sechs Tage lang zu Hause. Er gehört zu den Kontaktpersonen des infizierten Hautarztes aus Erlangen. "Ich befand mich am 24. Februar in der Hautklinik in Erlangen und habe seit dem 3. März deutliche Grippesymptome", berichtet der Betroffene im Gespräch mit inFranken.de. Inzwischen steht fest: Der Mann ist nicht an COVID-19 erkrankt und kann sein Leben wieder normal leben. Aber der Weg dorthin war nervenaufreibend und mühsam.
Sehr verunsichert, meldet sich der Mann umgehend am Mittwochmorgen (04. März 2020) bei seinem Hausarzt. Dieser verweist ihn an den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Hier bekommt er schließlich die Anweisung, alle seine Kontaktpersonen zu informieren - sie alle müssen zu Hause bleiben. Er selbst solle auf den Rückruf des Gesundheitsamtes warten.
Coronavirus-Verdacht:45-Jähriger fühlt sich nicht ernst genommen
Als sich am Mittwochmittag dann das Gesundheitsamt meldet, werden die Sorgen des 45-Jährigen zunächst nicht ernst genommen: "In den Medien wird alles hochgespielt. Lesen Sie nicht so viel Zeitung", wird ihm am Telefon geraten. Auch einen Abstrich wolle man nicht machen. Wenn J.S. auf diesen bestehe, müsse er die anfallenden Kosten selbst tragen.
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Am gleichen Abend dann erneut ein Anruf des Gesundheitsamtes: Man wolle ihn auf jeden Fall testen lassen. Alle Kontaktpersonen sollen bis dahin zu Hause bleiben. Ein Arzt werde sich in der nächsten Stunde bei ihm melden. S. informiert daraufhin alle seine Kontaktpersonen erneut mit der Warnung, so lange zu Hause zu bleiben, bis er sein Testergebnis erhalten hat. Dann beginnt für den Oberfranken und seine Familie eine lange Zeit des Wartens.
Am Donnerstagmorgen (05. März 2020) sind bereits 24 Stunden seit seiner Erstmeldung vergangen - noch immer ist kein Abstrich entnommen worden. "Ich versuchte, telefonisch noch einmal einen Ansprechpartner zu erreichen, aber: Ich landete nur bei einer Bandansage", berichtet der Hirschaider. Der am Vorabend angekündigte Arzt erscheint schlussendlich gegen 16 Uhr. Dann erst erfolgt der Abstrich - rund 33 Stunden nach seiner Kontaktaufnahme. Nach wie vor sitzen S. und alle seine Kontaktpersonen zu Hause fest.
Bange Tage: Warten auf Corona-Testergebnis
In den nächsten Tagen wartet S. bange auf sein Testergebnis - ohne Ergebnis. Das Gesundheitsamt meldet sich weder am 6., 7. noch am 8. März bei ihm. Seine Kontaktpersonen seien verunsichert und ratlos, niemand wisse wie es weitergeht, sagt der 45-Jährige. Am Telefon erreicht er wieder nur eine Bandansage.