Die Lage in der Region spitzt sich zu. In der Nacht wird für den Landkreis Bamberg der Inzidenz-Wert von 35 überschritten. Wir zeigen, welche Kommunen am meisten betroffen sind.
Im beruhigenden Grün leuchtet die Corona-Ampel, während dieser Text entsteht. Doch wer diesen Beitrag erst am Donnerstag, 22. Oktober, liest, wird sie bereits Gelb blinken sehen. Und das steht bereits in diesem Moment unumstößlich fest. "Heute Nacht um 24 Uhr wird die Ampel auf Gelb gehen, weil wir dann sicher den Inzidenz-Wert von 35 überschreiten", erklärt Frank Förtsch, der Sprecher des Landratsamtes, am Mittwochnachmittag.
Besagter Wert gibt bekanntlich die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen an. Dieser wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) festgelegt - und zwar nur einmal am Tag um 24 Uhr. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch lag er mit 34,7 für den Landkreis nur hauchdünn unter dem sogenannten Signalwert. Angesichts der Mittwochs-Neuinfektionen von letzter Woche (7), der nun bei der Berechnung herausfallen wird, und der bis Mittwoch um 14 Uhr gemeldeten neuen Fallzahlen (15), die bis 24 Uhr weiter steigen werden, ist somit klar, dass die 35 überschritten wird.
Noch Ruhe in der Stadt
In der Stadt Bamberg ist die Lage noch etwas entspannter: Hier wurden am Mittwoch bis 14 Uhr neun Neuinfektionen registriert, was zum Inzidenzwert von 19,4 führt. Damit steigt die Gesamtzahl der in Stadt und Landkreis Bamberg Infizierten von 91 (Dienstag) auf 111. Vier Personen sind nach zwei Wochen Quarantäne wieder infektfrei.
Durch das Knacken des 35er-Wertes gelten im Landkreis ab Freitag, 23. Oktober, für mindestens eine Woche schärfere Regeln bezüglich private Feierlichkeiten, Maskenpflicht und Sperrstunde. Jene privaten Zusammenkünfte sind laut Förtsch schließlich auch die Ursache für das Infektionsgeschehen im Landkreis, auch wenn diese den genehmigten Rahmen (aktuell 100 Gäste) stets eingehalten hätten. Es gebe keine Hauptquelle für die Infektionen oder kein Ereignis, bei dem sich der Virus übermäßig ausgebreitet habe.
Wo sind die Hotspots im Landkreis?
Sehr wohl lassen sich jedoch stärker und schwächer betroffene Kommunen im Landkreis identifizieren. Auf unsere Nachfrage veröffentlichte das Landratsamt am Mittwoch die aktuellen Fallzahlen nach Gemeinden. Auch "um die Bevölkerung noch stärker für die Pandemieentwicklung zu sensibilisieren", wie es heißt. In der Region stechen mit höheren Werten umgerechnet auf die Einwohnerzahl vor allem fünf Kommunen heraus: Neben den beiden kleinen Gemeinden Wattendorf und Priesendorf, wo bereits ein bzw. zwei Fälle ausreichen, um auf über einen Infizierten pro 1000 Einwohner zu kommen, fallen vor allem die einwohnerstärkeren Orte Burgebrach und Scheßlitz auf. Der aktuelle Spitzenreiter Breitengüßbach kommt als einzige Gemeinde auf über zwei Infizierte pro 1000 Einwohner.
Appelle an die Bürger
Der Burgebracher Bürgermeister Johannes Maciejonczyk (CSU) reagiert mit mahnenden Worten auf die 13 Fälle in seiner knapp 7000 Einwohner zählenden Marktgemeinde: "Das ist ein deutlicher Hinweis, dass jetzt noch mehr Sorgsamkeit erforderlich ist." Bei der ersten Welle der Pandemie hatte Burgebrach überdurchschnittlich viele Todesfälle zu beklagen, in erster Linie weil ein Seniorenheim stark betroffen war. Deshalb hofft Maciejonczyk nun vor allem auch, dass die Infektionen diesmal nicht auf die Risikogruppen übergreifen. Dafür sieht er aber auch die Nicht-Risikogruppe in der Pflicht: "Auch diese muss vernünftig sein." Mit solchen Appellen kämpft der Gemeindechef gegen die Pandemie. Und mit einem genauen Abwägen, welche Veranstaltungen genehmigt werden: "Die Frage ist nicht mehr, was kann stattfinden, sondern was muss unbedingt stattfinden."
Auch wenn aus den einzelnen Fallzahlen der Kommunen keine direkten Konsequenzen für die Kommunen erfolgen, schaue das Landratsamt genauer hin, wo die Infektionszahlen höher sind. So wurden einzelne Gemeinden bereits angeschrieben und gebeten, den Übungsdienst der Feuerwehren einzuschränken. Was steckt dahinter? Förtsch verweist auf einen Fall vor drei Wochen, als ein Floriansjünger positiv auf Covid-19 gestestet wurde und in der Folge weitere Kollegen der örtlichen Wehr in Quarantäne mussten. Plötzlich bestand die Gefahr, dass die Feuerwehr nicht einsatzfähig ist, weil viele Einsatzkräfte das eigene Haus nicht verlassen durften. "So etwas wollen wir unbedingt vermeiden", erklärt Förtsch.
62 Schüler in Quarantäne
Insgesamt spitzt sich die Lage in der Region also langsam zu. Das beweisen auch die Meldungen vom Mittwoch, dass sich zwei weitere Schulklassen nun in Quarantäne begeben müssen. Im einen Fall wurde ein Schüler einer beruflichen Schule in Bamberg positiv auf das Coronavirus getestet. In der Folge müssen sich 40 Mitschüler aus Stadt und Landkreis Bamberg sowie den Nachbarkreisen Haßberge, Lichtenfels und Forchheim isolieren und testen lassen. Im anderen Fall ist auf Grund einer Infektion eines Schülers eine Klasse einer Einrichtung im Landkreis mit 22 Schülern betroffen.
Kommentar von Michael Memmel
Nicht täuschen lassen
Zahlen lügen nicht! Und doch führen sie manchmal in die Irre. Natürlich ist es interessant, einen Blick auf die aktuellen Fallzahlen heruntergebrochen auf die einzelnen Städte und Gemeinden zu werfen. Aber kein Bürger sollte daraus ableiten, wie er sich in den nächsten Tagen und Wochen verhalten kann. Die Menschen in Buttenheim, Burgwindheim oder Rattelsdorf könnten sich von derzeit null Infizierten vor Ort verleiten lassen, sich auf die Schultern zu klopfen und die geltenden Hygieneregeln in den Wind zu schlagen. Dies wäre aber genauso falsch, als würden Burgebracher, Breitengüßbacher und Scheßlitzer panisch die Supermärkte leer kaufen und ihre Nachbarn nicht mal mehr aus der Ferne grüßen. Gefragt ist nun Besonnenheit. Und zwar überall. Jeder sollte genau abwägen, welche Treffen privat wie beruflich unbedingt sein müssen. Im Zweifel gilt: Lieber zu Hause unter sich bleiben!
Dies ist ein extrem wichtiges Thema und sollte für alle offen zur Verfügung stehen.
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