Als Kind lernte Cleff III. die Besatzer lieben, zumal sein Vater in den ersten Nachkriegsjahren deutscher Direktor der "Bamberg Art School" in der Villa Concordia war. Auch einen Künstlertreff im Böttingerhaus initiierte Erich Cleff der Jüngere.
Auf dem ersten Bild GIs, bewaffnet mit Pinsel und Farbe, an Staffeleien - "hard at work". Darunter das Fotostudio der "students" und ein Ausstellungsraum, aus dem unbekannte Täter gerade ein Gemälde gestohlen hatten. Vom "Montmartre on the Regnitz" berichtete eine amerikanische Zeitung 1946, die die "Bamberg Art School" in der "malerischen" Villa Concordia natürlich auch von außen zeigte. So hatten die Besatzer im Wasserschloss gleich nach Kriegsende eine Kunstschule eingerichtet, die William J. Tardiff als amerikanischer Direktor und Erich Cleff der Jüngere als deutsches Pendant leiteten.
Nicht mal zwei Jahre währte in der Geschichte des barocken Palais das Intermezzo, das Cleff III.
nun zum Abschied der Amerikaner aufleben lässt: "Nach Jahren griff ich wieder zum Album meines Vaters, das an sein damaliges Engagement und zahllose von ihm gemalte Porträts amerikanischer Offiziere erinnert."
Icecream und Cola
Nein, Cleff III. war noch nicht geboren, als das "Tausendjährige Reich" in Schutt und Asche versank. Ihm entging Bambergs "Stunde Null", der Neuanfang nach der Kapitulation am 13. April 1945. Längst wehte die amerikanische Flagge, als der Maler zur Welt kam, der sich später über Porträts von Otto von Habsburg, Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Wagner oder etwa Siegfried und Roy profilierte. "Wie bewunderte ich als Kind die schicken Uniformen der GIs, die uns oft Leckereien gaben", erinnert sich Cleff III., der mit seiner Mutter im Hain neben etlichen amerikanischen Familien lebte.
Nachdem das Fraternisierungsverbot längst Geschichte war, gab's von den Besatzern Hershey-Chocolate, Icecream und Coca Cola. Was der Dreikäsehoch genoss, der sich bald auf Amerikanisch verständigen konnte. "Schließlich musste ich dolmetschen, wenn Straßenhändler mit Karren voller Kartoffeln, Gemüse und Salat bei Nachbarn ankamen, die kein Deutsch verstanden."
Porträtierte Cleffs Vater in der Villa Concordia Offiziere, so knüpfte Cleffs Mutter Freundschaften zu amerikanischen Frauen. "Sie half zuweilen auch als Babysitter." Mit seiner Mom besuchte Cleff III. in den 50er-Jahren auch eine Weihnachtsbescherung, die man in den Warner Baracks alle Jahre wieder für arme Flüchtlingskinder veranstaltete. "Daran durften wir teilnehmen, nachdem meine Mutter aus Ostpreußen geflohen war", erinnert sich der Bamberger Künstler.
Die schönste Überraschung für den Knirps, der den deutschen Nikolaus fürchten lernte, war Santa Claus. "Der amerikanische Weihnachtsmann lachte mit uns, wir sangen fröhliche Lieder wie ,Jingle Bells'. Wie schrecklich streng dagegen war der Nikolaus, der in unserem Haus immer von Tür zu Tür ging, mit den Ketten rasselte und der Rute drohte."
Partys im Böttingerhaus
Tja, Bamberg lernte den "american way of life" zu schätzen. "Frolleins" schwangen mit den Besatzern in US-Clubs wie dem einstigen Café Stadelmann in der Franz-Ludwig-Straße das Tanzbein. "Negermusik" tönte aus Kofferradios, mit denen Cleff III. noch heute aber vor allem den eigentümlichen Geruch von Bakelit verbindet als erstem Kunststoff, der Schellack ersetzt hatte.
Auch im Böttingerhaus zelebrierte man die deutsch-amerikanische Freundschaft bis Mitte der 50er-Jahre: "Hier wohnte mein Vater ab 1947 und gründete am Silvesterabend des darauffolgenden Jahres ,Die Palette': Einen Club, in dem Theaterschauspieler und andere Künstler mit US-Offizieren feierten." Auch Prominenz von außerhalb ließ sich zuweilen blicken und adelte die "Palette": "Nehmen wir Will Quadflieg, Helmut Zacharias oder Paul Hörbiger, der mit einer Kohlezeichnung meines Vater Bamberg wieder verließ."
Im Böttingerhaus porträtierte Erich Cleff der Jüngere übrigens auch den Mann, der wie kein anderer für die deutsch-amerikanische Freundschaft der Nachkriegszeit stand: Nathan R. Preston, der das Verhältnis zwischen den Besatzern und der Stadtverwaltung ab April 1948 prägte.
Zum populärsten Amerikaner Bambergs wurde der US-Militärgouverneur, der auch beim Wiederaufbau der Stadtpolizei half und die Gründung der Bamberger Symphoniker unterstützte. Im ältesten Teil des Friedhofs ist sein Grab samt amerikanischer Flagge und der Inschrift "Ein Freund der Bamberger" bis heute zu finden, nachdem Preston 1983 im Alter von 67 Jahren starb.
Ausstellung bis 15. September
Im Schaufenster des Bamberger Versicherungs-Zentrums (Fleischstraße 9) stellt Cleff III. derzeit übrigens Aufnahmen aus, die an die Porträtserie seines Vaters erinnern. Auch persönliche Worte amerikanischer Offiziere an den Künstler sind hier bis 15. September zu lesen. In mehr als einer Hinsicht trat Cleff III. ja in die Fußstapfen Erich Cleffs.
So schwang er selbst den Pinsel im Zeichen der deutsch-amerikanischen Freundschaft und schuf Bilder, die in den 80er-Jahren in San Francisco ausgestellt waren.
Darunter das Gemälde eines Mannes, auf dessen Sonnenbrille sich die amerikanische und bundesrepublikanische Flagge spiegeln: 1984 auch zu sehen auf dem Titelbild der "gazette", die als Zeitschrift des Verbandes der Deutsch-Amerikanischen Clubs damals ihr 30-jähriges Bestehen feierte.