Die Gemeinde Oberhaid setzt sich für den unverschuldet in Not geratenen "Circus Corona" ein. Offenbar sind Trittbrettfahrer unterwegs.
Aufgebracht wendet sich Sergio Schmidt an den Fränkischen Tag. "Uns ist ganz wichtig festzustellen, dass wir das nicht sind. Das haben wir noch nie gemacht." Neben der Aufregung schwingt hier auch unterschwellig ein gewisser Stolz mit. "Wir gehen nicht betteln", stellt Schmidt fest. Wer dieser Tage also für den tatsächlich in Not geratenen "Circus Corona" an Haustüren sammelt, handelt nicht im Auftrag der Familie.
Auf deren Schicksal hatte der FT am vergangenen Wochenende aufmerksam gemacht: Der "Circus Corona" ist ein vollkommen neu gegründeter, der nach dreijährigem Vorlauf nun seinen Betrieb aufnehmen wollte. Allererste Station des neuen Familienunternehmens ist Oberhaid. Das Timing war allerdings das schlechtestmögliche, und die Corona-Pandemie nicht vorhersehbar.
So gab es noch vor der allerersten Vorstellung ein Auftrittsverbot und zugleich auch ein Weiterreiseverbot, wie Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD) berichtet. Das Familienunternehmen tut ihm wirklich leid. Wie er in der vergangene Woche angedeutet hatte, sah er sich zu Wochenbeginn bei der Zirkusfamilie um, verschaffte sich einen Eindruck und meint nun, dass überlegt werde, wie über die Gemeinde Hilfe organisiert werden könnte.
Nachfragen
"Einige Oberhaider haben schon nachgefragt", meint er dazu. Am dringendsten benötigt die Familie im Moment wohl Geld. Denn damit hatte sie kalkuliert. Es waren vier Vorstellungen mit bis zu 150 Besuchern geplant, wobei der Eintritt zwischen 5 und 12 Euro betragen hätte. "Freilich wären angesichts der Pandemie auch ohne Auftrittsverbot kaum Leute in den Zirkus gekommen", zeigt sich Joneitis überzeugt.
Als sehr positiv bewertet er die sich abzeichnende Hilfsbereitschaft, unter anderem hat ein Landwirt Stroh für die Ponys und Ziegen zum Festplatz gebracht. Von dem Familienunternehmen könne die Gemeinde angesichts der Situation, in der die Zirkusfamilie jeden Cent braucht, wohl kaum Standgebühr verlangen, stellt Joneitis dazu fest.
Wenigstens das! Sergio Schmidt ist der Gemeinde auch dafür sehr dankbar. "Der Circus Corona ist unser Traum, unser Lebensziel." Erst im Winter sei alles fertig geworden. Der Circus soll die kleine Familie auch dien nächsten Jahrzehnte ernähren. Genau deswegen sei es auch umso wichtiger, "dass unser Namen jetzt nicht kaputt gemacht wird." Etwa durch Betteln an Haustüren, "von uns geht niemand von Haus zu Haus und belästigt Leute", sagt er aufgewühlt.
Freilich will er den Ernst der Lage nicht verschweigen: "Wir sind mit dem letzten Geld angekommen. Wir haben keine Reserven." Am dringendsten bräuchte er jetzt auch Heu für die Tiere - fünf argentinische Mini-Ponys und sieben Ziegen - sowie Sägemehl.