Mit der Ankündigung seiner Kandidatur läutet der CSU-Kreisvorsitzende auf der Altenburg den Wahlkampf ein. Nicht alle Parteifreunde sind begeistert.
Ein paar Sätze, nicht viele Worte - und plötzlich ist der Kampf ums Rathaus eröffnet. Mit seiner Ankündigung, für das Amt des Oberbürgermeisters bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 2020 kandidieren zu wollen, hat sich Bürgermeister Christian Lange gestern Nachmittag aus der Deckung gewagt - und aus dem Schatten von Oberbürgermeister Andreas Starke, der sich bezüglich seines erneuten Antritts noch nicht festgelegt hat. "Es ist jetzt schon 25 Jahre her, dass die CSU den OB in Bamberg gestellt hat, und ich höre von vielen, dass sie das nun wieder tun soll", erklärte der Kreisvorsitzende beim Wintergrillen der CSU auf der Altenburg. Um dann zu bekräftigen: "Ich möchte mich bewerben, der Kandidat unserer Partei zu sein."
Energischer Applaus folgte auf seine Ankündigung, aber auch ein paar einzelne irritierte Blicke. "Vom Zeitpunkt dieser Ankündigung bin ich schon ein bisschen überrascht, auch wenn es sich in den vergangenen Wochen und Monaten angedeutet hat", gestand Gesundheitsministerin Melanie Huml, die offensichtlich erst ein wenig überredet werden musste, um sich dann ganz am Rande zu der Schar der Lange-Unterstützer zu stellen. Reizvoll sei das OB-Amt schon, aber in München mache es auch Spaß, blockte sie anschließend die Frage nach eigenen Ambitionen ab. "Jeder CSU-Kandidat" werde aber ihre Unterstützung bei der OB-Wahl haben.
Keine Absprache mit Partei-Gremien
Deutlicher wurde ihr Mann Markus, Stadtrat und einer von vier Stellvertretern im Kreisvorstand. Er grantelte: "Wir haben intern noch erheblichen Abstimmungsbedarf! Denn es hat keine Vorbesprechung mit dem Kreisvorstand und der Fraktion gegeben." Parteiintern könne man sich ja jetzt gerne festlegen, aber nach außen hätte er es für besser empfunden, erstmal die Europawahl abzuwarten. Auch der Vorsitzende des Ortsverbands Mitte, Stefan Kuhn, dem selbst Interesse an einer Kandidatur nachgesagt wird, fühlte sich übergangen: "Es hätte sich gehört, vorher mit den Gremium zu sprechen." Er kann sich - wie viele andere CSU-Mitglieder - vorstellen, dass es noch weitere Bewerber innerhalb der Partei geben wird, so dass sich die Mitglieder demnächst zwischen mehreren Kandidaten entscheiden müssen. Auf Lange sieht er jedenfalls eine Zerreißprobe in den nächsten Monaten zukommen - zwischen seiner Rolle als Bürgermeister und Kandidat bzw. Kreisvorsitzender.
Diese leicht säuerliche Reaktionen bildeten jedoch die Ausnahme. Die große Mehrheit der Rückmeldungen auf Langes Schritt war positiv. Stefan Dotterweich, Vorsitzender des Ortsverbandes Gangolf, sah sich zum Beispiel nicht übergangen: "Der Kreisvorsitzende hat das Recht dazu, den Wahlvorschlag zu beanspruchen. Dazu muss er sich mit keinem vorher absprechen." Die stellvertretende Kreisvorsitzende Anna Niedermaier lobte gar die Entschlossenheit und den Mut des 46-Jährigen: "Ihm wurde ja immer vorgeworfen, dass er ein Fähnchen im Wind ist. Das war er heute nicht. Im Gegenteil: Er hat heute Rückgrat bewiesen." Ihr gefalle vor allem, dass "wir unsere Segel setzen, bevor es andere tun" - und meinte damit OB Starke.
Viel Rückendeckung
Weiteres Lob kam von der JU-Vorsitzenden Annemarie Bauer ("Wir als JU stehen hinter ihm. Er macht einen guten Job."), von Gaby Seidl, Vorsitzende vom Ortsverband Ost, ("Wir freuen uns riesig. Er hat sich großartig entwickelt.") oder auch von Kreisgeschäftsführer Florian Müller, ("Das ist genau das richtige Zeichen an die Bamberger, dass die CSU den Sessel erobern will.").
So äußert sich OB Starke
In seiner ersten Reaktion zeigt sich Amtsinhaber Starke gelassen und verrät nichts von seinen eigenen Plänen: "Kandidaturen sind in einer Demokratie die Normalität, und ich habe vor jedem Respekt, der sich um dieses Amt bewirbt, weil damit eine große Verantwortung für unsere Stadt verbunden ist. Außerdem finde ich es gut, dass die Bürgerschaft eine Auswahl zwischen mehreren Kandidaten hat."
Kommentar von Michael Memmel: Wer sich zuerst bewegt
Es hätte eine zähe Geschichte werden können. Wie beim Bahnradsprint, wenn sich zwei Fahrer belauern und Stehversuche unternehmen, um ja nicht dem Gegner in die Karten zu spielen. Denn wer als erstes losfährt und gleich ein hohes Tempo vorgibt, ermöglicht es dem Kontrahenten im Windschatten zu fahren, Kraft zu sparen und kurz vor dem Ziel noch zu überholen. Also besser nicht bewegen, abwarten, die Konkurrenz beobachten.
ja was soll man denn machen, wenn er´s kann, wenn er´s drauf hat, der rest das sind doch umgebungszwerge
Aha. Da hat man(n) also die Frau Huml nebst Mann nicht genug am Bauch gepinselt gefühlt um eine eigene Kandidatur einzureichen?
So, dies ist also bereits der 3. Bericht innerhalb von 9 Stunden über die wichtigste(?) Nachricht des Tages in der Bamberger Kommunalpolitik. Ich werde eine Strichliste anlegen, um am Tag der Wahl des neuen OBs einmal zu veröffentlichen, wie viele Wasserstandsmeldungen bis dahin zum potentiellen OB Kandidaten Christian Lange abgegeben worden sind.
Puuhh, das wird sich noch elendig (L)lange hinziehen.......
Gut so: Wenn die CSU weiterhin keinen OB in Bamberg stellen will, dann muss sie sich auf diesen Mann verlassen. Sie hat wohl nichts Besseres verdient.
Es wird ja Alternativen geben, und so kann man auch weiterhin gut an der CSU vorbeiwählen. Das Personal sorgt dafür, dass man diese Partei nicht mehr braucht.