Busse in der Mußstraße in Bamberg: neuer Halt, alter Ärger

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Freitagabend vor der Konzerthalle: Die Haltestellen werden von Bussen angesteuert, die die Kreuzfahrer in die Stadt bringen. Foto: Ronald Rinklef
Freitagabend vor der Konzerthalle: Die Haltestellen werden von Bussen angesteuert, die die Kreuzfahrer in die Stadt bringen.  Foto: Ronald Rinklef

Die Stadt lotet die Mußstraße als Halt für die Kreuzfahrer-Busse aus. Die Kritik von Anliegern ließ nicht lange auf sich warten.

Peter Tully schließt nicht aus, dass er wieder eine Unterschriftenaktion ins Leben ruft - so wie vor einigen Jahren, als die Anwohner der Mußstraße schon einmal genervt waren vom Lärm und den Abgasen wartender Reisebusse in ihrer Straße. Nach Jahre langen Protesten erreichten sie schließlich, dass die Kommune für Reisebusse einen Parkplatz am Margaretendamm schuf.

So schlimm wie damals ist es jetzt nach Tullys Einschätzung zwar nicht. Aber doch so lästig, dass er schon wieder einen Brief an den Oberbürgermeister geschrieben hat. Angeblich sind auch die Nachbarn "stinksauer".
Auslöser des neuen Ärgers ist die Entscheidung der Stadt, die Mußstraße als Haltestelle für jene Busse zu erproben, die die Kreuzfahrer vom Hafen in die Stadtbringen. Das geschieht offiziell seit Jahresbeginn, tatsächlich seit 1. Mai: Die Saison der Hotelschiffe auf dem Kanal hat heuer später begonnen.

Ein Jahr lang wollen Verwaltung und Politik Erfahrungen mit dem Halt an der Konzerthalle sammeln und dann entscheiden, ob es sich bewährt. Aus Sicht der Stadt hat die Mußstraße gegenüber der südlichen Promenade, die von den Kreuzfahrerbussen jahrelang angesteuert wurde, einen großen Vorteil: Die Gästeführer können verschiedene Wege in die Altstadt nehmen. Das massenhafte Auftreten der Schiffsreisenden, das immer wieder Anlass zu Kritik gab, will man so vermeiden.

Das Probejahr ist noch jung, da artikuliert sich schon der erste Protest. Es sei eben nicht so, dass die Busse nur zum Ein- und Aussteigen halten, behauptet Peter Tully. Wie damals würden laufende Busmotoren Krach und dicke Luft verursachen.

Ein anderer Neu-Anwohner beklagt vor allem das zeitweilige Verkehrschaos durch die Busse und Gefahren für Kinder. Er weist auf den Kindergarten an der Mußstraße hin und darauf, dass die Grundschüler aus dem ganzen Wohngebiet gewöhnlich zur Konzerthalle laufen und weiter an der Regnitz entlang Richtung Martinsschule gehen würden. Durch die vielen stehenden, ankommenden und abfahrenden Busse sei ihr Schulweg viel gefährlicher geworden, warnt der Mann.


Busunternehmer nicht glücklich

Auch die Busunternehmer sind nicht glücklich mit der Mußstraße. Roland Hasler, dessen Firma nach eigenen Angaben 70 bis 80 Prozent aller Kreuzfahrer befördert, sehnt sich schon nach der südlichen Promenade zurück. Das sei der ideale Ausstiegsort gewesen, für die Fahrer wie die Fahrgäste. Wenn viele Busse gleichzeitig ankamen, hätte man auch mal an der Willy-Lessing-Straße ausweichen können.

In der Mußstraße, die auch von allen anderen Reisebussen zum Ein- und Aussteigen ihrer Gäste angesteuert wird, gibt es keine Ausweichmöglichkeiten. Und die acht Stellplätze reichen laut Hasler in Stoßzeiten nicht aus: "Wir müssen manchmal in zweiter Reihe halten." Das sei schwierig für alle Beteiligten, Fahrer wie Fahrgäste.
Auf die ersten Anwohner-Klagen angesprochen, sagen sowohl Stadt-Sprecherin Ulrike Siebenhaar als auch Tourismusdirektor Andreas Christel, dass es zu früh für eine erste Bilanz sei. Beide räumen aber ein, dass das, was am ersten Mai-Wochenende in der Mußstraße wohl los war, nicht repräsentativ gewesen sei und nicht verallgemeinert werden dürfe: Bis zu zwölf Busse gleichzeitig müssen sich gestaut haben, berichtet ein Augenzeuge. Christel hat eine Erklärung für das Chaos am 1. Mai: Da seien neun Hotelschiffe in Bamberg vor Anker gegangen. Das komme zum Glück nur selten vor. Er zeigt Verständnis, wenn Anlieger angesichts "solcher Volumina" stöhnen.

Das erste Wochenende der neuen Flusskreuzfahrtsaison verlief auch nach Siebenhaars Auskunft "suboptimal, kann jedoch alleine noch nicht als exemplarisch gewertet werden". Es habe aber erste Hinweise auf mögliche Verbesserungspotenziale geliefert.

Erste belastbare Erkenntnisse zum Halt in der Mußstraße erwartet man sich im Tourismus- und Kongress-Service (TKS) vom Rücklauf der Fragebögen, die man an die Gästeführer für Schiffsreisende verteilt hat. Eine erste Auswertung ist für Ende Juni geplant.


Eventuell wieder "Busservice?"

Möglicherweise dreht die Stadt schon vorher an einer Stellschraube. Die Verwaltung prüft nach Auskunft der Pressesprecherin gerade, ob wieder ein "Busservice" eingesetzt werden könnte. 2009 machten die Kommune und die Anwohner gute Erfahrungen mit drei Männern, deren Aufgabe es war, auf ankommende Busfahrer zuzugehen und sie zu bitten, gleich die Motoren abzuschalten.