Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold hielt den Festvortrag zu Burgwindheims 650-Jahrfeier der Markterhebung. Der älteste Markt im Steigerwald sei niemals Provinz gewesen, bescheinigte er den Gästen.
"Hier war niemals Provinz, und in der Vergangenheit schon gar nicht!" Der Ausruf, der den Burgwindheimern sicher wie Balsam in den Ohren war, kam aus berufenem Munde: Oberfrankens Bezirksheimatpfleger, Professor Günter Dippold hatte diese Aussage an der reichen und stolzen Vergangenheit des Marktes Burgwindheim fest gemacht. Beim Festabend zur 650-Jahr-Feier der Markterhebung arbeitete der prominente Referent die Geschichte des Ortes in seinem Vortrag gründlich auf. Aber nicht nur er sah die "Besonderheit" der Steigerwaldgemeinde: "Von diesem Ort geht etwas aus", sagte auch Peter Kornell, Bürgermeister der unterfränkischen Stadt Volkach, der zusammen mit seinem Wallfahrtsführer Lothar Engert zum Festabend gekommen war.
36 Mal hierher gewallt Kornell hat die Anziehungskraft des Wallfahrtsortes im Steigerwald am eigenen Leib erfahren: Schon 36 Mal war er einer der rund 220 Fußwallfahrer, die seit 1646 alljährlich von Volkach "zum Heiligen Blut" nach Burgwindheim pilgern.
Wie die eigene Bevölkerung ihren Heimatort wahrnimmt, ist am besten dem Heimatlied zu entnehmen, das der Gesangverein "Liedertafel" unter Dirigent Frank Wilke zum Besten gab: "Grünes Tal und grüne Höhen, dunkelgrüner Steigerwald, warum sollt ich dich nicht lieben ...."
Ja, die Burgwindheimer feierten ihren "ältesten Markt im Steigerwald" ordentlich. Das ganze Jahr über hatten schon die verschiedensten Veranstaltungen - unter anderem auch ein Mittelaltermarkt - auf das Jubiläum aufmerksam gemacht. Der Festabend war nach den Worten von Bürgermeister Heinrich Thaler "ein weiterer Mosaikstein". "Kaiser Karl IV., der 1363 Burgwindheim das Marktrecht verlieh, hätte nicht schlecht gestaunt, hätte er den Mittelaltermarkt und das Lager im Sommer erlebt", meinte Thaler bei der Begrüßung.
Böllerschüsse und Jagdhörner Zahlreiche Ehrengäste, darunter Abordnungen und Bürgermeister aus dem Landkreis, hatten sich im "Haus des Gastes" eingefunden und trugen sich in das Goldene Buch der Gemeinde ein. Drei Böllerschüsse und ein musikalischer Gruß der Jagdhornbläser Ebrachtal unter Leitung von Hans Klein hießen die Gäste willkommen. In Begleitung der Burgwindheimer Garde und der Jugendblaskapelle zog man vom Rathaus zur Turnhalle, wo Bürgermeister Thaler die Gäste begrüßte. Unter ihnen auch der ehemalige Bezirkstagspräsident Edgar Sitzmann, der als Untersteinacher 1972 Bürgermeister von Burgwindheim wurde. Dass er auf seine Vereine - die Jugendblaskapelle unter der Leitung von Ralf Herbstsommer und die Garde unter der Leitung von Manfred Dorn - als "tragende Säulen" zählen kann, hob Thaler lobend hervor. Sein besonderer Dank galt jedoch Christine Rottmund, die mit der Organisation des Jubeljahres "eine Meisterleistung" vollbracht habe.
Herzstück des Abends war der mit Spannung erwartete Vortrag von Professor Dippold. Die Zuhörer wurden nicht enttäuscht. Der Bezirksheimatpfleger verstand es vorzüglich, den Faden zu spinnen: Von der Entstehung des Ortes über die Erhebung zum Marktflecken durch Kaiser Karl IV. bis heute. Obwohl Burgwindheim schon lange vor dem Kloster bestand, habe die Abtei Ebrach für mehr als ein halbes Jahrhundert die Geschicke des Ortes bestimmt. Ihre Prägung wirke fort, "in manchem vielleicht bis heute", meinte der Referent.
Das 1363 erhaltene Marktrecht habe Burgwindheim und seine Bedeutung enorm gesteigert. Auch wenn die Folgezeit von unendlichen Zwistigkeiten wegen der Zuständigkeiten zwischen dem Kloster und dem Hochstift Würzburg geprägt war. Für Burgwindheim, das nach Westen, nach Ebrach und Würzburg orientiert war, begann bereits wenige Kilometer östlich fremde Herrschaft. Denn Burgebrach und Schönbrunn gehörten zu Bamberg und waren daher "Ausland".
"Strahlkraft als Wallfahrtsort" habe Burgwindheim erlangt als bei der Fronleichnamsprozession 1465 "etwas Wundersames geschah". Letztendlich sei es aber die Fernstraße von Bamberg über Würzburg nach Mainz gewesen, die dem Ort Einkommen und Leben brachte. Am Marktplatz gab es eine Posthalterei, die über fast zwei Jahrhunderte die aus Kappel stammende Familie Ibel führte. Die Fernstraße habe viele Menschen und auch Prominenz in den Steiger waldort gebracht. Selbst Napoleon habe drei Mal Station in Burgwindheim gemacht.
Im 18. Jahrhundert sei der besondere Rang des Ortes immer deutlicher geworden. Der Ebracher Abt habe den schlossartigen barocken Bau am Ortsrand errichten lassen. Hier waren auch arabische Prinzen und 1818 sogar die russische Zarin Elisabeth zu Gast. Der "Repräsentationswille Ebrachs" spiegle sich auch in anderen Bauten wider. So sollte mit der Pfarrkirche und ihrer kostbaren Ausstattung "Staat gemacht werden".
Burgwindheim habe sich "gemausert" und nach und nach städtisches Gepräge angenommen. Eines, das den Ort von den typischen Bauerndörfern des Umlandes sehr unterschied.
Die Lage an der Fernstraße, die in friedlichen Zeiten Gewinn und Leben bedeutete, habe in Kriegszeiten jedoch Not, Tod und Seuchen beschert. Das frühe 19. Jahrhundert und die Eingliederung nach Bayern wirbelte auch im Steigerwald alles durcheinander. Nach den Napoleonischen Kriegen war Burgwindheim ausgeblutet, aber es habe sich erholt.
1818 lebten in der Gemeinde 388 Menschen. Der Ort besaß Marktrecht, war Sitz eines Rentamts, einer Forstbehörde und einer Poststation. 1847 habe es drei Bäcker, drei Gastwirte, drei Krämer, drei Weber, zwei Büttner, zwei Metzger, zwei Schneider, Müller, Wagner, Schmied, Maurer, Schreiner, Seiler, Sattler, Bader, einen Chirurgen gegeben. Erst als der Ort 1904 ans Bahnnetz angeschlossen wurde, büßte er an Zentralität ein. Die Bahn bescherte keine Impulse mehr, zumal die Strecke von Strullendorf nach Ebrach eine Stichbahn war.
Ein gutes Lehrstück Burgwindheim sei ein gutes Lehrstück, fand Professor Dippold. Es zeige, dass sich auch im ländlichen Raum Zentren ausbilden, dass Kunst und Kultur ihren Platz finden können, dass keine Enge war.
"Nehmen wir als Botschaft mit, dass Land, Dorf, Markt keine Ödnis bedeuten." Land sei eine Chance, die es gelte, selbstbewusst zu nutzen. "Ad multos annos" - auf eine lange glückliche Zeit, schloss der Referent.