Burgebracher bestürzt über Janinas Tod
Autor: Anette Schreiber
Burgebrach, Montag, 04. Januar 2016
Nach und nach kam zu Tage, dass die an Silvester tödlich verletzte Elfjährige zuletzt in der Marktgemeinde wohnte. Ihr furchtbares Schicksal ist das Thema, das nahezu alle beschäftigt.
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Der Fall Janina sorgt für tiefe Betroffenheit.Janina, das elfjährige Mädchen, das an Silvester in Unterschleichach (Landkreis Haßberge) von einem Waffenprojektil so schwer getroffen wurde, dass es wenig später verstarb. Janina hat zuletzt in der Marktgemeinde Burgebrach gelebt. Dorthin war sie mit ihrer Mutter vor etwa einem halben Jahr gezogen. In Burgebrach ist der Fall Janina "überall Gesprächsthema", wie Bürgermeister Johannes Maciejonczyk berichtet. "Ganz Burgebrach trauert", seit bekannt ist, dass die Elfjährige hier lebte.
"Man ist entsetzt, dass so etwas passiert", beschreibt der Bürgermeister seine Gefühle. Das Mitgefühl gelte selbstverständlich Janinas Mutter und der ganzen Familie. Man stelle sich die Frage nach den Hintergründen für das Unglaubliche, was da bei dieser Silvester-Feier geschehen war. In Burgebrach wohl ebenso wie in der Region und darüber hinaus.
"Janina, das war eine ganz Liebe", zeigt sich auch Georg Zipfel, Altbürgermeister der Nachbargemeinde Schlüsselfeld betroffen. Dort hatte Janina gelebt, bis man für eineinhalb Jahre nach Baden-Württemberg gegangen war und dann nach Burgebrach zog. In Schlüsselfeld ist Janina jedenfalls noch bekannt, bekannter als in ihrem letzten Wohnort. In Schlüsselfeld fand gestern Abend ein Totengebet für das Mädchen statt. Doch auch in Burgebrach sind die Menschen tief betroffen von diesem unerhörten Vorfall.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand gezielt auf ein kleines Mädchen schießt", zeigt sich Georg Zipfel immer noch fassungslos. Und auch er will wissen, wie Derartiges passieren konnte. Der tragische Fall Janina treibt die Menschen um. Überall. Vor allem rund um Unterschleichach, wo die Schülerin von dem Kleinkaliberprojektil getroffen wurde, und besonders auch in Burgebrach. Denn erst nach und nach wurde bekannt, dass Janina zuletzt hier gelebt hat.
Der Fall Janina ist hier überall präsent. "Ein Kind so zu verlieren", sinniert die Mutter dreier Kinder. Eine 40-Jährige wiederum berichtet, ihre eigene Tochter sei vor zwei Jahren von einer Rakete im Gesicht gestreift worden. Sie hatte dabei noch Glück und nur kleine Blessuren. So ein Unfall an Silvester lasse sich noch erklären. Aber mit einer geladenen Waffe in einer Menge von Menschen zu schießen? Die Frau schüttelt wütend den Kopf. "Wie bescheuert kann man denn sein?"
Schüler betroffen
Anhand der Waffenscheine müsse man den Täter doch ermitteln können, meint Bezirkskaminkehrermeister Andreas Wolf. Mit seiner Gruppe macht der Gundelsheimer in Burgebrach Station. Naheliegend, dass Janinas Fall zur Sprache kommt. Wolfs Mitarbeiter haben eine andere Theorie: Es könnte doch ein Luftgewehr mit Stahlkugeln, eine Paintball- oder Softairball-Waffe gewesen sein. "Für ein Luftgewehr brauchst du gar nichts", meint einer der Kaminkehrer und es sei ein Kleinkaliber. Solche Dinge passieren doch eher in Großstädten findet ein älteres Ehepaar. Walter und Karola Bogensperger haben wie so viele stückweise von der ganzen Tragik des Falls Janina erfahren. Auch auswärts.Auswärts war eine 20-jährige Burgebracherin über Silvester, die nun mit ihrer Freundin Hannah Endres das Geschehene thematisiert. "Es äußern sich viele, die keine Ahnung haben", sagt sie und möchte gar nicht mehr von den hässlichen Kommentaren lesen. Hannah Endres wiederum geht anders mit dem Fall um. Sie recherchiert im Netz. "Weil ich Unterschleichach kenne und einen Bezug zu dem Dorf habe." Es könnte ja auch sein, dass sie denjenigen kennt, der geschossen hat. Es hätte vor kurzem wohl auch keiner gedacht, "dass Annelis Mörder aus Burgebrach kommt."
Über ihre Cousine Lisa Roth hat sie Bilder von Janina gesehen. Denn auch an der Mittelschule sind die Kinder bestürzt. "In der WhatsApp-Gruppe der Schule kennen viele Janina", bestätigt die 14-jährige Lisa. Man sei "voll geschockt". Vermutlich wird Janinas Tod am ersten Schultag von den Lehrern besprochen. "Es betrifft die Schule", stellt die Schülerin fest. "Wenn man sich vorstellt, dass so was einem selbst passiert", sagt sie entsetzt.
Die Kinder seiner Freunde und Mitarbeiter in Janinas Alter kamen Thomas Ludwig zuerst in den Sinn, als er von der Tragödie erfahren hat. Er mag sich erst gar nicht vorstellen, wie sich die Familie fühlen muss.