Vom "fränkischen Eros" singen gleich zum Auftakt die HerzensBlecher. So hebt sich in Schloss Geyerswörth am 28. Juli der Vorhang für die Festspiele des Fränkischen Theatersommers, die noch bis 10. August in Bamberg laufen: Komödien, Tragödien, Kammerspiele, Musik und mehr erwarten Besucher.
Gegen 10 Uhr rücken die ersten Techniker an. Zwei Bühnen gilt es aufzubauen, sämtliche Requisiten, Licht- und Tontechnik zu installieren, nicht zu vergessen: Sitzplätze fürs Publikum. Die Suppenplantagen-Kuriere treffen nachmittags ein, damit Theaterbesucher abends nicht nur kulturelle Kost konsumieren.
Schon landen gegen 18 Uhr die ersten Künstler in Schloss Geyerswörth, wo sich am 28. Juli, Punkt 20 Uhr, der Vorhang für die HerzensBlecher hebt: Ja, zum Auftakt der Bamberger Festspiele gibt's Volksmusik, die vom "fränkischen Eros" (man lese und staune) in unterschiedlichsten Ausprägungen erzählt.
Erinnerungen an Georg Kreisler
Das Sommertheater des Fränkischen Theatersommers beginnt in Bamberg, um erst am 10. August mit "Du sollst nicht lieben" wieder zu enden.
Mit der musikalischen Komödie von Georg Kreisler klingt der Bühnenreigen aus, der sich immer wieder um Amore und skurrile Erfahrungen dreht, die Menschen mit Schmetterlingen im Bauch machen. "Man weiß halt nie, wer der Richtige ist, bis man weiß, dass es der Falsche ist", ist eine Lehre aus dem Stück, die's hier vorab zum Nulltarif gibt.
Zurück zum "fränkischen Eros", den die HerzensBlecher besingen: Sieben Musikanten um BR-Volksmusikredakteur Werner Aumüller, der als Komponist auf der Bühne mittrompetet. Von Volks- über Blas- und Unterhaltungsmusik bis hin zu "erlesenen Kunstgenüssen, die die Namen Verdi, Beethoven und Mozart erahnen lassen", reicht das stilistische Spektrum des Ensembles.
Wobei die HerzensBlecher nach ihrer Hommage an die Männerwelt Frauen attackieren, indem sie die "launenhafte Treue des weiblichen Geschlechts" anprangern.
Zum Gegenschlag holt bei den Festspielen eine Braut aus, deren Bräutigam das Weite suchte. In "Verliebt, Verlobt, Verschwunden" kriegt das "starke Geschlecht" sein Fett ab. Und mancher Mann saß schon mit rotem Kopf im Publikum, während die verschmähte Hochzeiterin auf der Bühne wütete, wie Peter Ackermann als Pressesprecher des Theatersommers berichtete: "Trotzdem zieht's nicht nur Frauen in das Stück, das außerhalb von Bamberg bereits bestens ankam." Zumal die Hassattacken der Protagonistin voller unfreiwilliger Komik sind.
Ein anderer Renner der Saison: "Faust" - der Tragödie erster Teil. Und "Der zerbrochne Krug", eine von insgesamt zwölf Neuproduktionen, die das Publikum erwarten.
Ein riesiger Reinfall war Heinrich von Kleists Lustspiel bei der Uraufführung 1808, nachdem der erste Regisseur das Stück zu Tode inszeniert: Johann Wolfgang von Goethe. Als öde und abgeschmackt urteilten Zuschauer das Werk ab, das im 21. Jahrhundert noch zu den meistgespielten deutschen Komödien zählt und dem Fränkischen Theatersommer erst am vergangenen Wochenende in Auerbach über 260 Besucher bescherte.
Zum 200. Geburtstag
Adolphe Sax, der sechs Jahre nach dem Premierendebakel des "Zerbrochnen Krugs" das Licht der Welt erblickte, rückt in den Blickpunkt: Als Erfinder des Instruments, dem Jazzer wie Charlie Parker, John Coltrane und Benny Carter ihren Ruhm verdanken.
An Billie Holiday erinnert der Theatersommer: Eine der bedeutendsten Jazzsängerinnen, die als Kind vergewaltigt wurde, als Prostituierte arbeiten musste und an ihren Erlebnisse Jahrzehnte später zu Grunde ging. An der Nadel hing Billie Holiday, nachdem sie zum Star aufgestiegen war. Mit Drogen versuchte sie ihren Schmerz zu betäuben. Und mit nur 44 Jahren starb die Sängerin letztendlich an einer Leberzirrhose, von der das Zitat stammt: "Ich glaube nicht, dass ich singe. Ich improvisiere mit meiner Stimme wie auf einem Instrument . . . Es kommt alles, wie ich's fühle."
Zum 100. Geburtstag des ersten Kreuzworträtsels, das am 21. Dezember 1913 in der Weihnachtsbeilage der Zeitung New York World erschien, gibt's das Kammerspiel "Zwei Waagerecht" um zwei vereinsamte und endlich gemeinsam kreuzworträtselnde Singels. Um "Max und Moritz" dreht sich ein Kindertheaterstück, das allerdings auch bei Erwachsenen punktet.
"Als wir es kürzlich in einem Seniorenheim zeigten, erinnerten sich die Bewohnern an Wilhelm Buschs Geschichten und Gedichte zurück und genossen das Spiel dementsprechend", so Ackermann. Zumal viele Reime zu geflügelten Worten wurden: Nehmen wir nur: "Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich" oder "Aber wehe, wehe, wehe! / Wenn ich auf das Ende sehe!" Das gesamte Theaterprogramm ist auf der Homepage des
Theatersommers abzurufen.
Der Spielplan des Fränkischen Theatersommers in Schloss Geyerswörth