Vor fünf Jahren ist Bisrat Tsegay aus Ostafrika geflüchtet. Nun ist er im zweiten Ausbildungsjahr zum Brauer und Mälzer.
Es ist Freitagabend, wieder einmal treffen sich die Bierexperten der Bamberger Mälzerei Weyermann, um neue Bierkompositionen zu verkosten. Mit dabei ist diesmal auch ein Bier, das von Bisrat Tsegay komponiert wurde. Der junge Mann aus Eritrea hat sich für einen dunklen Rauchbierbock entschieden. Das Rezept stammt von ihm und auch gebraut hat er es selbst.
Tsegay kam vor fünf Jahren aus Eritrea nach Deutschland. Durch die Bamberger Berufsschule kam er auf die Idee, sich zum Brauer und Mälzer ausbilden zu lassen. Zunächst begann er seine Ausbildung in Breitengüßbach bei der Brauerei Binkert. Da der Betrieb jedoch recht klein ist und die Ausbildung nicht länger stemmen konnte, wechselte Bisrat zur Bamberger Malzfabrik Weyermann. Hier wird er nun von Braumeister Constantin Förtner in der Braumanufaktur ausgebildet.
Dass es dem Eritreer ausgerechnet die Bierbrauerei angetan hat, liegt an seinem Interesse an der deutschen Kultur und natürlich am Endprodukt. "Ich finde es spannend, wie viele verschiedene Sorten Bier aus denselben Rohstoffen gemacht werden können; außerdem kann ich als ehemaliger Flüchtling so die deutsche Geschichte und Kultur kennenlernen", sagt Tsegay. Seine Lieblingsbiersorte ist, passend zu Bamberg, das Rauchbier. "Ich mach den starken Geschmack von dunklem Rauchbier", sagt er, ist aber auch einem Hellen nicht abgeneigt.
Tsegays Ausbilder Constantin Förtner ist sehr zufrieden mit dessen Werdegang. "Er macht sich wirklich gut und lernt jeden Tag etwas dazu", sagt der Braumeister. Probleme wegen verschiedener kultureller Hintergründe oder der Sprachbarriere scheint es keine zu geben. "Ich war selbst lange Zeit im Ausland. Bei Weyermann sind wir an die Internationalität des Teams gewöhnt", erklärt Förtner. Wenn Tsegay etwas mal nicht auf Anhieb versteht, wiederholt es Förtner mit einfacheren Worten.
Erfolgreiche Ausbildung
Und auch Tsegay ist glücklich mit seiner Berufswahl. "Ich möchte erstmal meinen Abschluss gut machen und Geselle werden", sagt er. Danach würde er gerne weiter bei Weyermann bleiben und irgendwann vielleicht auch seinen Braumeister machen. "Es ist sehr gut möglich, dass Bisrat noch lange bei uns bleibt, denn wir setzen auf die Übernahme unserer Auszubildenden", erklärt Maximilian Stindt, Referent für Unternehmenskommunikation und Marketing beim Familienunternehmen.
Ein Höhepunkt für Tsegay ist die kleine Brauküche in der Biermanufaktur. Hier haben die Brauer die Gelegenheit, eigene Rezepte und Ideen umzusetzen. "Wir haben ein monatlich wechselndes Biersortiment und eine regelmäßige Verkosterrunde, in der die neuen Rezepte dann auf ihren Geschmack, Geruch, Textur und Inhalt geprüft werden", sagt Förtner. Tsegays Probesorte wird nicht in den Verkauf gehen, aber von den Profis verkostet. So bekommt er Feedback und kann sich ausprobieren.
Unterstützung vom Profi
Auch wenn es in der Praxis problemlos läuft, hat Tsegay noch Schwierigkeiten in der Berufsschule. Dabei hilft ihm Johannes Schulters, Braumeister und Leiter der Fränkischen Bierakademie. "Bisrat ist wirklich wissbegierig und fleißig, aber gerade bei komplexer Theorie gibt es Verständnisschwierigkeiten, was sich in den Noten ausdrückt", sagt er. Durch den Nachhilfeunterricht bei Schulters sind Tsegays Noten bereits besser geworden. "Wir arbeiten uns Stück für Stück nach oben, dann wird das schon", ist Schulters zuversichtlich.