Druckartikel: Nach Großeinsatz wegen Kampfstoff in Bamberg: "weitere Funde nicht auszuschließen"

Nach Großeinsatz wegen Kampfstoff in Bamberg: "weitere Funde nicht auszuschließen"


Autor: Ralf Welz, Isabel Schaffner

Bamberg, Donnerstag, 01. Juni 2023

Der Großeinsatz wegen eines Kampfstoff-Funds auf dem Bamberger "Lagarde-Campus" ist vorbei, doch er zieht Konsequenzen nach sich. Denn es besteht noch ein Risiko von weiteren Funden, informiert die Stadt.
Bei einem Baufeld zwischen der Bamberger Posthalle und Zollnerstraße wurden mehrere Ein-Liter-Tonflaschen mit Kampfstoffen gefunden.


  • Kritischer Fund in Bamberg: Kampfstoff-Flasche mit Bromaceton beschädigt
  • "Gefahrenlage auf dem Lagarde-Campus": Stadt erklärt Hintergründe
  • Nach Großeinsatz: Feuerwehr gibt Update zur Straßensperrung
  • "Sicherheitsauflagen nochmal erhöht": Stadt trifft Entscheidung für Baustelle

Ein Flaschen-Fund auf einer Baustelle des Bamberger "Lagarde"-Geländes hat am Donnerstag (1. Juni 2023) einen Großeinsatz ausgelöst. Allein die Feuerwehr war mit 70 Kräften vor Ort. Der Stoff Bromatecon, vermutlich aus Zeiten des Ersten Weltkriegs, war ausgetreten. Der betroffene Bereich wird vorerst nicht weiter bebaut. "Denn hier sind weitere Funde zumindest nicht auszuschließen", teilt die Stadt auf Anfrage von inFranken.de mit.

Update vom 02.06.2023, 14.20 Uhr: Chemisches Spezialwissen jetzt für Bamberger Lagarde-Baustelle nötig

Die während des Einsatzes gesperrte Zollnerstraße ist bereits seit Donnerstagabend wieder freigegeben, bestätigt der Bamberger Feuerwehr-Abteilungsleiter für Brand- und Katastrophenschutz Andreas Sehrig. Am Freitag (2. Juni 2023) hätten sich Vertreter von Umweltamt, Konversionsamt, Ordnungsamt und Feuerwehr auf dem Lagarde-Campus ausgetauscht und über das weitere Vorgehen auf der Baustelle abgestimmt, so die Stadt.

Video:




"Auf dem großen Gelände des Lagarde-Campus finden wieder Bauarbeiten statt, allerdings nicht in dem Bereich, wo am Donnerstag die neun Tonflaschen mit Bromaceton gefunden worden waren, von denen ein Behälter beschädigt war." Ehe die Bauarbeiten an dieser Stelle wieder aufgenommen werden dürften, müsse der Bauträger ein Sicherheitskonzept vorlegen und einen Feuerwerker mit spezieller chemischer Ausbildung bei den Arbeiten dabei haben.

"Schon bisher musste bei Erdarbeiten auf dem Lagarde-Campus immer ein Feuerwerker vor Ort sein, das chemische Spezialwissen war bislang jedoch nicht verlangt worden", heißt es weiter. Es sei der erste Fund von chemischen Kampfstoffen in jüngerer Vergangenheit. "Auf dem Lagarde-Campus waren vor einigen Jahren in der Nähe zum Gelände der Bereitschaftspolizei mehrere Handgranaten in der Erde gefunden worden. Diese wurden damals von der Feuerwehr und einem Sprengkommando fachgerecht direkt vor Ort unschädlich gemacht", informiert die Stadt Bamberg zudem.

Am Donnerstag hatte die Feuerwehr zudem mit einem Waldbrand zu kämpfen: "Wären nicht zurechtgekommen": Waldbrand bei Bamberg: Bauunternehmen unterstützt Feuerwehren

Update vom 01.06.2023, 18.30 Uhr: Kampfstoff-Fund auf "Lagarde"-Gelände - Gas tritt aus beschädigter Flasche aus

Zu dem Einsatz im neuen Bamberger Wohnviertel "Lagarde" am Donnerstagnachmittag liegen inzwischen detaillierte Informationen vonseiten der Stadt Bamberg vor. In einer am frühen Abend veröffentlichten Pressemitteilung ist von einer "Gefahrenlage auf dem Lagarde-Campus" die Rede. Bei Arbeiten im Umgriff eines Baufeldes zwischen Posthalle und Zollnerstraße sei eine Flasche mit Kampfstoffen beschädigt worden. Zudem seien weitere verschlossene Tonflaschen mit einem Inhalt von einem Liter gefunden worden.

"Das vordringliche Ziel, dass kein Mensch gesundheitlich beeinträchtigt wird, wurde durch besonnenes, professionelles Verhalten der Einsatzkräfte erreicht", berichtet die Stadt. Bei dem frei werdenden Gas handelte es sich demzufolge um Bromaceton. Dieses könne in unmittelbarer Nähe zu Reizungen von Haut und Augen führen. Nach Angaben der Stadt stammt es vermutlich aus Zeiten des Ersten Weltkriegs.

"Es hat sich hier wieder bewährt, dass wir seitens der Stadt Bamberg darauf bestehen, dass bei allen Erdarbeiten auf der Lagarde ein Feuerwerker anwesend sein muss", wird Tobias Schenk, der Leiter des Umweltamts, zitiert. Schenk habe sich vor Ort selbst ein Bild von der Lage gemacht. "Die speziell ausgebildete Fachkraft reagierte schnell und richtig", berichtet die Stadt weiter. Die Arbeiten auf der Baustelle seien daraufhin eingestellt worden. Informiert wurden der Stadt zufolge sowohl die Feuerwehr als auch das Sprengstoff-Räumkommando aus Nürnberg.

Räumkommando und Spezialfirma kümmern sich um Abtransport - Sperrung der Zollnerstraße hält vorerst an

Zur Sicherheit sei die Zollnerstraße zwischen Berliner Ring und Weißenburgstraße gesperrt worden. "Es bestand nie eine Gefahr für Leib und Leben vor Ort, es handelte sich hierbei um eine reine Vorsichtsmaßnahme", wird Feuerwehr-Einsatzleiter Ewald Pfänder in der Pressemitteilung zitiert. Der Standbrandinspektor freute sich demnach über die "perfekt funktionierende Alarmierungskette".

Wie die Stadt weiter berichtet, erfolgt der Abtransport der Tonflaschen über das Räumkommando Nürnberg und die Spezialfirma Tauber noch am Donnerstag, so dass die Bauarbeiten voraussichtlich am Freitag wieder aufgenommen werden können. 

Im Einsatz auf und um das "Lagarde"-Gelände waren laut Stadtangaben 70 Feuerwehrleute mit dem Gefahrgutzug der Feuerwehr Bamberg sowie Kräfte der Polizei und des Rettungsdienstes. Bis zum Abtransport der Kampfstoffe werde die Sperrung der Zollnerstraße in diesem Bereich aufrechterhalten.   

Erstmeldung vom 01.06.2023, 17.15 Uhr: Sprengkommando rückt zu neuem Bamberger Wohnviertel aus - Flaschen gefunden

In Bamberg läuft seit Donnerstagnachmittag (1. Juni 2023) ein größerer Einsatz. Nachdem bei Bauarbeiten im neuen Stadtviertel "Lagarde" mehrere Flaschen aufgefunden worden waren, wurden unter anderem Polizei, Feuerwehr und Kampfmittelräumdienst verständigt. Anders als zunächst über die Integrierte Leitstelle gemeldet, habe sich vor Ort jedoch kein Gasaustritt ereignet, erklärt eine Sprecherin der Polizei Bamberg-Stadt im Gespräch mit inFranken.de. Die Polizei wurde demnach kurz vor 15 Uhr benachrichtigt.

"Auf dem Gelände sind zuvor bereits öfter Sprengmittel gefunden worden", sagt die Polizeisprecherin. Auf dem Areal in Bamberg waren lange Zeit Streitkräfte der US-Army stationiert. Welchen Inhalt die insgesamt acht am Donnerstag entdeckten Flaschen aufweisen, ist gegenwärtig noch nicht zweifelsfrei geklärt. Das Sprengkommando habe die Behälter der Sprecherin zwar inzwischen geborgen, allerdings sei noch immer nicht klar, womit sie gefüllt sind.

Bamberg: Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst nach Flaschen-Fund auf "Lagarde"-Areal vor Ort

Laut ersten Informationen vom Einsatzort handelt es sich womöglich um Bromaceton, eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit. Sie wurde in der Vergangenheit etwa als Augenreizstoff in Tränengasen verwendet. Dem Portal Spektrum.de zufolge kommt Bromaceton gleichwohl auch als chemischer Kampfstoff in Form von Granaten zum Einsatz.

"Derzeit laufen noch immer die Räumungsarbeiten", sagt die Polizeisprecherin am späten Nachmittag. Das Areal ist demzufolge teilweise abgesperrt. Neben den Einsatzkräften seien auch Vertreter des Umweltamts auf dem "Lagarde"-Gelände vor Ort. Nach derzeitigem Kenntnisstand habe sich durch den Fund der Flaschen für Menschen keinerlei Gefahr ergeben.

Der Artikel wird aktualisiert, sobald inFranken.de neue Informationen vorliegen.

Die ersten Mieter des neuen "Lagarde"-Viertels in Bamberg sind schon im vergangenen Jahr eingezogen. Das neue Mega-Viertel soll die Vision "Wohnen für alle" erfüllen, erklärt die Stadt. Auf dem 20 Hektar großen Areal an der Zollnerstraße sollen langfristig rund 2400 Menschen ein neues Zuhause finden. Vor allem die modernen "Sunshine Lofts" sind offenkundig heißbegehrt.