Die Couplet AG hielt dem Pubikum im Lohndorfer Reh-Saal den Spiegel vor. In ihren Liedern verschonten sie weder "Spielerfrauen" noch Senioren und Polit-Promis.
Wer wie die Couplet AG bereits zum fünften Mal seine Visitenkarte beim SPD-Kulturherbst Ellertal abgibt, muss schon besondere Fähigkeiten besitzen.
Diesmal gab es Satire-"Perlen fürs Volk" - von den beiden Gründungsmitgliedern Jürgen Kirner und Bernhard Gruber sowie Bianca Bachmann und Berni Filser in gut zweistündiger pointenreicher Arbeit zu einer Glückskette aneinandergereiht. "Lohndorf im Glücksrausch" lautete die Vorgabe und die wurde erfüllt, indem dem Volk aus diversen Blickwinkeln der Spiegel vorgehalten wurde.
1993 gegründet
Die Glücks-Tipps der 1993 gegründeten "Arterhaltungs-Gesellschaft" (AG) fielen auf fruchtbaren Boden, denn nach der Abschlussnummer "Party ohne Ende" liefen die Glücklichen im Saal der Brauerei Reh heiß und bewiesen bei den Gstanzln "wer a Geld hoad" auch noch Mitmach-Qualitäten.
Der rote Faden des
Glücks glich einer heiteren, aber auch gelegentlich recht deftigen und zynischen Momentaufnahme des "Derbleckens": Da ist die Spielerfrau ("jung, blond, megaheiß"), die für "Transfers offen" ist. Bös auch die Charakterisierung der "Latte-Macchiato-Mütter", die es wie Sand am Meer geben soll und bei denen der "Milchschaum statt Gehirn" dominiert - was dazu führt, dass die Ungeborenen bereits einen straffen Zeitplan bewältigen müssen und mittels Frühförderung zum hochbegabten Wunschkind gepusht werden.
Beim Rundumschlug der Vier, die die unterschiedlichsten Instrumente spielten, mussten auch die älteren Semester herhalten. Einerseits als geeignete Pharma-Test-Probanden im Seniorenheim "Abendrot", andererseits wurde auch die finanziell lukrative 20-Euro-Verlegung in die Slowakei thematisiert.
Energiebündel auf der Bühne
Das vor Energie strotzende Duo
Kirner/Bachmann machte dem Kabarett-Volk zudem klar, dass man viel operieren muss, um das Chalet in der Schweiz zu finanzieren. Als der "Chef-Operateur" von der Bühne verschwand, outete sich die "Ärztin", dass sie auf "Männer mit Bierbauch" stehe und fand ihr großes Glück natürlich im Publikum.
Den Zuschauern wurde auch medizinisch geholfen, denn das Quartett verstreute "Söder-Rektal-Zäpfchen" im hohen Bogen und pries dieses multifunktionale Mittel ("damit geht es rasant bergauf") als das Optimum für Glückssuchende an. Die Deutschen scheinen es zu brauchen, schließlich liegt Deutschland nur auf Platz 26 im internationalen Glücks-Ranking.
Somit war das Coaching unverzichtbar - auch mittels Seehofer als "Horsti, Horstilein Überraschungsei" und Aiwanger mit dem "Alle lieben Hubsi"-Song.
Doch nicht nur die Polit-Promis sind omnipräsent, sondern auch die Fernsehköche, allen voran Alfons Schuhbeck mit ganz viel Ingwer und seinem "Genießer-Service".
Die kurzen Einspielungen - ein Seitenhieb aufs Fernsehen - mit dem Casting-Versuch von "Penepole" und "do bin i dahoam"-Sequenzen trafen ebenso ins Schwarze wie der "Rasso vom Inkasso", der als Lederjacken-Geschäftsmann auf die Lieferung von Insolvenzen wartete oder die unwiderstehliche "Olga von der Wolga", die mit ihren High-Heels wirklich alles besorgen kann.
In ihrem zwölften Programm verzichtet die Couplet AG auf die großen Problemfelder der Politik, nur im Rahmen der Begrüßung wird das Flüchtlingsthema am Beispiel von Dresden ("die haben es bis heute nicht geschafft, Deutsch zu lernen") kurz gestreift. Ansonsten verstehen es die AGler meisterhaft, die traditionelle Liederform des Couplets mit Kabarett zu verbinden.
Nach diesem gelungen zweistündigen Dem-Volk-aufs-Maul-Schauen fällt es sicherlich leichter, die Frage "Was ist Glück?" zu beantworten. Ist es der "Schnäppchenkauf"? Oder doch der "Thermofix"?
Glück haben jedenfalls diejenigen Kulturherbst-Gäste, die ein Ticket für die Donnerstags-Veranstaltung mit "Hans Klaffl" besitzen, die binnen wenigen Tagen ausverkauft war. Für Klaus Karl-Kraus am Samstag (in Tiefenellern) steht die Karten-Ampel noch auf "Grün".