Kein Platz mehr zum Durchkommen? Das "Stehbier" vorm Schlenkerla ist ins Gerede gekommen. Ein Gespräch mit Matthias Trum, Inhaber der Brauerei Schlenkerla.
Haben Sie Verständnis, dass die Stadt den Massenandrang kanalisieren will?
Matthias Trum: Ich verstehe, dass die Stadt auf Beschwerden reagieren muss. Bei der Lösung selbst bitte ich aber um Augenmaß und Beachtung der Gesamtsituation. Mir ist wichtig, dass der kritisierte Stau eben nicht nur vor dem Schlenkerla vorhanden ist und auch keinesfalls von unseren Gästen allein verursacht wird. Mithin also kein Bierstau, sondern ein "Raucher-Biertrinker-Sonstigestrinker-Touristenstau" ist.
Geht die Kritik aus ihrer Sicht also am Problem vorbei? Ich fürchte, dass hier einige wenige chronisch Unzufriedene oder gar Neider der Mehrheit etwas wegnehmen wollen, was im Großen und Ganzen völlig unkritisch ist. Das wirkliche Problem in der Sandstraße ist doch nicht der Stau vor dem Schlenkerla. An der Oberen Brücke sieht es den ganzen Tag so aus, und an der Unteren Brücke meist auch. Das Problem in der Sandstraße ist eher das nächtliche Auftreten einer betrunkenen Minderheit, die über Lärm, Wildpinkeln und Sachbeschädigungen alle ordentlichen Gäste der Gaststätten im negativen Licht erscheinen lässt.
Ihr Nachbar, Rudolf Christel, hat das Sicherheitsproblem angesprochen. Ist die Durchfahrt von Rettungskräften jederzeit gewährleistet? Ich wohne direkt über unserer Gaststätte, und bekomme die Situation täglich mit. Rettungsfahrzeuge kommen immer durch, meist sogar ohne wesentliche Verlangsamung gegenüber dem in der Flaniermeile üblichen Schritttempo. Hier von einem Sicherheitsrisiko zu sprechen ist völlig unangemessen und das war auch beim Ordnungsamt kein Thema - es ging nur um das Durchkommen von Passanten und Fahrrädern.
Es wird behauptet, Stehbiertrinken sei eine alte Tradition. Tatsächlich floss vor dem Schlenkerla vor nicht allzu langer Zeit vor allem der Autoverkehr in Strömen. Man muss aber wissen, dass es in den 60er und 70er Jahren nicht diese Mengen an Autos im Sand gab, so dass unsere Gäste immer schon den Gehweg vor dem Eingang genutzt haben. Damals sprach man von der Gassenschänke, da steckt das "auf die Straße gehen" ja schon mit drin. Die Leute kamen mit dem Krug und haben ihn bei uns füllen lassen. Heute hat sich daraus eine Kultur des Draußenstehens entwickelt.
Trotzdem müssen sich die Wirte rund um die Engstelle die Frage gefallen lassen, wie beide Seiten zu ihrem Recht kommen, also Passanten und die Stehbierfans.Wir versuchen jetzt einen Mittelweg zu gehen. Der erste Schritt wird sein, Schilder aufzuhängen, auf denen wir unsere Gäste über die Schwierigkeit informieren. Vielen sind sie vielleicht gar nicht so bewusst. Parallel werden wir in der Nachbarschaft des Dominikanerhofs nach Ausweichflächen suchen. Was die Absperrungen angeht, sage ich nicht grundsätzlich nein, möchte aber vorher mit Sicherheitskräften sprechen, was sie davon halten. Unser Ziel ist es, Verständnis bei Radfahrern und Biertrinkern für die jeweils andere Seite zu wecken. Leider waren in der Vergangenheit nicht alle immer vernünftig.
Sie haben ja noch einen Biergarten. Warum ist das Stehbiertrinken auf der Straße so beliebt? Der Hauptgrund für die Beliebtheit ist wohl die Treffpunktfunktion, die man in Bamberg ähnlich bei "Müller 7" oder bei Bassanese auf der Oberen Brücke hat. Es sind ja in erster Linie Bamberger, die da stehen. Man sieht, wer vorbeigeht, man trifft sich und unterhält sich zwanglos. Diesen Effekt gibt es im Biergarten so nicht.