Das Landgericht verurteilt einen drogenabhängigen Bamberger (26) zu drei Jahren Freiheitsstrafe und einer Langzeittherapie. Der Mann stahl unter Suchtdruck und versuchte, eine Apotheke zu überfallen.
Um Frauen gegenüber nicht so schüchtern zu sein, will Thomas M. (Name von der Redaktion geändert) im Alter von etwa 14 Jahren angefangen haben, sich Selbstbewusstsein anzutrinken.
Zum Bier kamen später anregende und beruhigende Medikamente sowie Rauschgifte aller Art dazu. Dabei wuchs der 26-jährige Bamberger unter besten Bedingungen auf. "Ich hatte eigentlich alles, was mich glücklich macht", räumte er am Dienstag vor dem Landgericht ein.
Er ist behütet aufgewachsen, hat die Mittlere Reife und eine Berufsausbildung in einem Handwerk abgeschlossen, sammelte anschließend nach eigenen Angaben wertvolle Erfahrungen im Zivildienst, machte gern Sport.
Trotzdem steigerte sich sein Drogenkonsum im Lauf der Jahre so sehr, dass er irgendwann die Kontrolle verlor und in eine Spirale der Abhängigkeit geriet. Der 17.
September 2013 stellte den Tiefpunkt in seiner Suchtkarriere dar: Da versuchte er, die Herzog-Max-Apotheke in der Bamberger Friedrichstraße zu überfallen.
Dass die Frau des Inhabers sich von ihm und seinem Gasrevolver nicht einschüchtern ließ, sondern ihm den Schneid' abkaufte, war vielleicht sein Glück: Denn Thomas M. brach den Überfall unverrichteter Dinge ab und musste sich jetzt "nur" für den Versuch einer räuberischen Erpressung vor der Zweiten Strafkammer verantworten.
Fall von Beschaffungskriminalität Thomas M. stand bei der Tat einem Gutachten zufolge massiv unter Drogeneinfluss, war von der Angst getrieben, ihm könnte der Stoff ausgehen.
Die Lage hatte sich schon am Vortag zugespitzt, wie er schilderte: Da war er in einem hilflosen Zustand in Nürnberg gefunden und in ein Krankenhaus gebracht worden.
Nach der Entlassung fehlte ihm das Geld für die Bahnfahrt nach Bamberg.
Eine mitleidige alte Frau will ihm dann 20 Euro gegeben haben. Zu Hause versuchte er, bei der Sparkasse wenigstens 10 Euro abzuheben. Weil sein Dispokredit bereits überzogen war, ging gar nichts.
Er sei immer nervöser geworden, weil sein Alkohol- und Medikamentenpegel sank und er nicht mehr viele Vorräte hatte, so Thomas M. vor Gericht. Da sei er auf die Idee mit dem Überfall gekommen.
Wie er auf die Apotheke in der Friedrichstraße kam, wollte Vorsitzender Richter Manfred Schmidt wissen. M. sagte, dort vor Jahren einen älteren Apotheker gesehen zu haben, den er wohl glaubte, einschüchtern zu können. Außerdem liegt die Herzog-Max-Apotheke für ihn günstig: Er konnte mit dem Fahrrad durch den Hain nach Hause ins Berggebiet flüchten.
Statt eines "schusseligen" Manns sah sich M.
dann zwei Frauen gegenüber. Die Apothekerin machte ihn glauben, dass sie weder die verlangten Medikamente hätte noch Bargeld und die Polizei schon alarmiert sei. Der nur mit einer Sonnenbrille "maskierte" Mann gab auf und flüchtete.
Zwei Tage später war der zunächst unbekannte Täter ermittelt. In seiner Wohnung fand die Polizei nicht nur die Tatwaffe sondern auch Computer und einen Beamer, die aus drei bis dahin ungeklärten Einbruchdiebstählen in den Jahren 2012 und 2013 im Theresianum und der Rettungszentrale stammten.
Für Vorsitzenden Richter Manfred Schmidt lag der Schluss nahe: "Wenn er ein durch und durch krimineller Mensch wäre, hätte er die Laptops und den Rucksack mit der Waffe nicht in seinem Zimmer liegen gelassen."
Drei von neun gestohlenen Laptops hat M. nach eigenen Angaben gegen Heroin eingetauscht. In der schlimmsten Phase will er ein Gramm Heroin am Tag konsumiert haben.
Kostenpunkt: 70 bis 80 Euro.
Der 26-Jährige schien vor Gericht bemüht, reinen Tisch zu machen. Er wirkte reuig, entschuldigte sich bei der Apotheken-Mitarbeiterin, die als Zeugin geladen war, und versicherte, er wolle sein Leben ändern.
Die Untersuchungshaft bekommt ihm offenbar gut: Nicht nur, weil er Zeit zum Nachdenken hatte; auch gesundheitlich blühe er wieder auf. Im September hatte er sich anscheinend bereits aufgegeben. Zwei Mal hat ihn seine Abhängigkeit schon an den Rand des Todes gebracht.
Seine vielleicht letzte Chance Das Urteil könnte M.s letzte Chance sein. Er erhielt drei Jahre Freiheitsstrafe und muss in eine Entziehungsanstalt.
Und das, obwohl er schon zwei Therapien abgebrochen hat. "Er ist noch relativ jung, wir dürfen ihm die Chance nicht verwehren", sagte Richter Schmidt.
Weil die Untersuchungshaft angerechnet wird, kann M. vom Gefängnis in die Klinik verlegt werden, sobald das Urteil rechtskräftig ist. Verteidiger und Staatsanwalt wollen es annehmen.