So sieht der Sieger-Entwurf für das "Hexenmahnmal" aus, dessen Installation für den 2. August vorgesehen ist. Es handelt sich um eine bodennahe Lichtskulptur der Künstler Miriam Diessler und Hubert Sandmann. Foto: Ronald Rinklef
Es ist vorerst nur ein Textvorschlag aus dem Kultursenat der Stadt Bamberg. Doch sollte dieser in der Vollsitzung des Stadtrates bestätigt werden, wäre es schriftlich: Ein Bekenntnis zur Unschuld der Opfer des Hexenwahns im Hochstift Bamberg.
Ob die Stadträte unter dem Eindruck des kürzlich ausgestrahlten ZDF-Filmes "Die Seelen im Feuer" ihren Entschluss gefasst haben?
In jedem Fall sind die drei Texte, die der Kultursenat verabschiedet hat, einerseits das Ergebnis ausführlicher Beratungen in einem Arbeitskreis verschiedener Institutionen. Andererseits wurde auch vor und in der Sitzung des Kultursenates noch einmal über das Thema debattiert. So kam es, das zwei der drei Texte noch einmal verändert wurden. Der Beschluss fiel schließlich einstimmig.
Möglicherweise hat der Fernsehfilm, der die Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg im 17. Jahrhundert behandelte, noch einmal die emotionale Komponente ins Bewusstsein gerufen.
So forderte Stadtrat Dieter Weinsheimer (FW) in einem Antrag, die Opfer der Hexenverfolgung zu rehabilitieren und "an unsere Verantwortung zu erinnern, ähnliche, heute stattfindende Verfolgungen und Tötungen in der Welt anzuprangern und für das Ziel umfassender Humanität einzutreten", wie es in dem Antrag heißt. Er beharrte auf einer eindeutigen "Erklärung des Stadtrats" zur Unschuld der Opfer. Grundsätzliche Stellungnahme Eine grundsätzliche Stellungnahme zur Verdeutlichung der moralischen Verpflichtung der Stadt Bamberg war in einem Textvorschlag in den Sitzungsunterlagen zwar bereits vorgesehen. Sie wurde schließlich um den folgenden ersten Satz ergänzt: "Der Bamberger Stadtrat legt namens der Bürgerinnen und Bürger ein eindeutiges Bekenntnis zur Unschuld der Opfer des Hexenwahns ab."
In den folgenden Passagen des Textes wird unter anderem eingegangen auf die Anzahl der unschuldig verfolgten Menschen und auf historische Gegebenheiten. Zudem ist folgende Formulierung zu lesen: "Die Geschichte der ,Hexenverfolgungen' zu erforschen und darzustellen, sie auch künftig im Bewusstsein der Menschen wachzuhalten, um Ausgrenzung, Entwürdigung und Fanatismus künftig zu vermeiden, ist eine Aufgabe, ja eine Verpflichtung unserer Zeit."
Auch ein zweiter Text, der sich mit der Rehabilitation der Opfer der "Hexenprozesse" befasste, wurde abgeändert. Tobias Rausch von der Grün-Alternativen Liste (GAL) setzte sich dafür ein, die Rolle des Reichshofrats, des obersten kaiserlichen Gerichts in Wien, sowie Initiativen der päpstlichen Kurie deutlich zu machen. "Sie haben dazu beigetragen, die unrechtmäßigen Verfolgungen zu beenden", sagte Rausch auf FT-Anfrage.
Eine entsprechende Passage ist nun Teil der Ausführungen, die für Besucher des geplanten "Hexenmahnmals" hinter Schloss Geyerswörth über das Smartphone abrufbar sein sollen. Die Arbeitsgruppe "Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg" hat den Text entworfen, der die "Hexenverfolgungen" in der Region erläutert.
Schließlich hat der Kultursenat - unverändert - noch einen dritten Text durchgewunken: jenen für die Tafel des Mahnmals hinter Schloss Geyerswörth. Sie soll das "Brandmal", das die Künstler Miriam Diessler und Hubert Sandmann anfertigen werden, erläutern. Es soll voraussichtlich am 2. August installiert werden. Die Formulierungen für die Gedenktafel wurden vom Arbeitskreis gemeinsam mit dem Bürgerverein Bamberg-Mitte erarbeitet.
Der Text lautet: "Brandmal - 2015, Miriam Diessler, Hubert Sandmann: Im Hochstift Bamberg wurden im 17. Jahrhundert etwa 1000 Frauen, Männer und Kinder unschuldig angeklagt, gefoltert und hingerichtet. An sie erinnert dieses Mahnmal. Ihr Leid verpflichtet uns zum Aufstehen gegen Ausgrenzung, Machtmissbrauch, Entwürdigung und jede Art von Fanatismus.
Initiiert und finanziert vom Bürgerverein Bamberg-Mitte, maßgeblich unterstützt von der Oberfrankenstiftung, dem Erzbistum Bamberg, der Sparkassenstiftung, dem Lions Club Bamberg - Michelsberg und weiteren ungenannten Spendern."
Franz Eibl aus dem Kulturreferat betont allerdings ausdrücklich, dass der Kultursenat die drei Texte zwar einstimmig verabschiedet habe. Allerdings "handelt es sich letztlich nur um eine Empfehlung an den Stadtrat. Einen richtigen Beschluss kann nur der Stadtrat treffen". Und wann wird dieser möglicherweise gefasst werden? Voraussichtlich in der Vollsitzung am 29. April.
will ich darauf hinweisen, dass Fürstbischof Dornheim am 29.3.1633 in Spital gestorben ist. Und auch die Geschichte gehört noch dazu (auf die bei meinen Forschungen über „Die Bischberger Stenglein“ gestoßen bin), wenngleich sie mit den Hexenverbrennungen nur indirekt etwas zu tun hat. In der Sterbematrikel der Pfarrei Litzendorf steht im Oktober 1634, dass [in letzter Zeit] 20 Pödeldorfer Einwohner, darunter Jakob Stenglein, seine Frau und zwei seiner Buben, beerdigt worden sind. Sie sind dem Schwedischen Krieg (1630-34/35) zum Opfer gefallen, wie sich aus einem Eintrag auf Seite 437 der Taufmatrikel ergibt und folgendermaßen lautet: „suecus iterum per Viginiti quinque septemanes fuit Bambergae". Das heißt, dass der Schwede wiederum 27 Wochen ins Bamberger Land eingefallen war. Die Belagerung durch die Schweden dauerte mehrere Jahre, wie im Standbuch 569, fol. 122, im Bestand des Staatsarchivs Bamberg steht: „Während der Belagerungszeit, von Wallburgis Anno 1632 [25. Februar] biß Bartholomae 1636 [24. August] seint keine Lehen auß volgenden Ursachen verliehen worden: nachdem daß der Feindt König von Schweden [1611-1632] mit seinem Anhang im Monat Octobris anno 1631 von Königshofen ankommend seint alle zum Cammerlehenshof gehörige Lehen- und Zinsbücher von mir Endres Föhrnlein, CammerLehenschreiber, nach Vorchheim und von dort mit anderen Stiftsachen nach Chärnten verschafft worden.“ Ob die Hexenverbrennungen vor der Flucht Dornheims eingestellt wurden oder mit seiner Flucht ein Ende fanden, lasse ich dahingestellt. Vielleicht muss man den protestantischen Schweden ein Denkmal setzen, dass sie den katholischen Fürstbischof vertrieben haben und somit die Hexenverbrennungen zu Ende gingen. Dann müsste wiederum auch jener gedacht werden, die durch die Schweden umkamen und die Schweden müssten ihrerseits wegen ihrer Gräueltaten angeprangert werden. Wo wäre der Anfang und wo das Ende?
Richard
Für was sollen sich die jetzigen Generationen noch entschuldigen? Bleibt nur zu hoffen, dass Jesus niemanden zu nahe trat!
dann würden wir uns entschuldigen und ein Mahnmal bauen.
AndreasStenglein
Da wollen (vereinfacht) ein paar durchgedrehte Stadträte ein Bekenntnis ablegen bzw. ein solches vorschlagen, wonach „die Opfer des Hexenwahns im Hochstift Bamberg unschuldig sind“. Herr, erleuchte die Damen und Herren, zu begreifen, dass die Stadt für die in Rede stehenden Taten nicht verantwortlich war und heute nicht zuständig ist; reinige sie vor der Vorstellung, die unter dem Eindruck des kürzlich ausgestrahlten ZDF-Filmes „Die Seelen im Feuer!“ entstanden sein könnte, dass das im Film gezeigte Geschehen und die geschichtliche Wahrheit identisch sind. Die Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg im 17. Jahrhundert fallen in die Regierungszeiten mehrer Fürstbischöfe, die als weltliche und geistliche Gebieter unumschränkt herrschten. Nachfolger des Hochstifts ist, soweit man von einem solchen überhaupt sprechen kann, der heutige Freistaat Bayern. Die Stadt Bamberg kann nicht für das Hochstift sprechen, das bekanntlich über die Grenzen Bambergs hinausging; ihr fehlt die örtliche und sachliche Zuständigkeit. Die Stadt kann keine Opfer rehabilitieren, wie StR Weinsheimer meint; das ist blühender Unsinn. Das wäre eine Anmaßung ohnegleichen. Schließlich wurden die Stadträte auch nicht dazu gewählt, dass sie „ähnliche, heute stattfindende Verfolgungen und Tötungen in der Welt“ anprangern und sich für das Ziel umfassender Humanität eintreten sollen. Sie sollen die Stadt Bamberg und das Wohl ihrer Bürger betreffende Politik machen, da haben sie genug Arbeit. Der letzte Fürstbischof, unter dessen Ägide die Hexenverfolgung stattfand, Fürstbischof Fuchs von Dornheim, ist übrigens nicht, wie im Film suggeriert, die letzten Jahre seines Lebens in Bamberg (auf dem Domberg) umeinanderkutschiert, sondern beim Herannahen der schwedischen Truppen im Oktober 1631 nach Spital am Pyhrn geflüchtet, wo er auch gestorben ist. Über die Rolle des Reichshofrats brauchen hier keine Erörterungen angestellt zu werden; darüber streiten sich Heere von Rechtsgelehrten.
Funkhaus
Bis dato haben in Deutschland 33 Städte eine moralisch-ethische Rehabilitation ihre Opfer ausgesprochen ... traurig genug, dass dieses Kapitel ausgerechnet im UNESCO-Welterbe von Bamberg - bei etwa 1000 Opfern - erst jetzt behandelt wird ...
will ich darauf hinweisen, dass Fürstbischof Dornheim am 29.3.1633 in Spital gestorben ist.
Und auch die Geschichte gehört noch dazu (auf die bei meinen Forschungen über „Die Bischberger Stenglein“ gestoßen bin), wenngleich sie mit den Hexenverbrennungen nur indirekt etwas zu tun hat.
In der Sterbematrikel der Pfarrei Litzendorf steht im Oktober 1634, dass [in letzter Zeit] 20 Pödeldorfer Einwohner, darunter Jakob Stenglein, seine Frau und zwei seiner Buben, beerdigt worden sind. Sie sind dem Schwedischen Krieg (1630-34/35) zum Opfer gefallen, wie sich aus einem Eintrag auf Seite 437 der Taufmatrikel ergibt und folgendermaßen lautet: „suecus iterum per Viginiti quinque septemanes fuit Bambergae". Das heißt, dass der Schwede wiederum 27 Wochen ins Bamberger Land eingefallen war.
Die Belagerung durch die Schweden dauerte mehrere Jahre, wie im Standbuch 569, fol. 122, im Bestand des Staatsarchivs Bamberg steht: „Während der Belagerungszeit, von Wallburgis Anno 1632 [25. Februar] biß Bartholomae 1636 [24. August] seint keine Lehen auß volgenden Ursachen verliehen worden: nachdem daß der Feindt König von Schweden [1611-1632] mit seinem Anhang im Monat Octobris anno 1631 von Königshofen ankommend seint alle zum Cammerlehenshof gehörige Lehen- und Zinsbücher von mir Endres Föhrnlein, CammerLehenschreiber, nach Vorchheim und von dort mit anderen Stiftsachen nach Chärnten verschafft worden.“
Ob die Hexenverbrennungen vor der Flucht Dornheims eingestellt wurden oder mit seiner Flucht ein Ende fanden, lasse ich dahingestellt. Vielleicht muss man den protestantischen Schweden ein Denkmal setzen, dass sie den katholischen Fürstbischof vertrieben haben und somit die Hexenverbrennungen zu Ende gingen. Dann müsste wiederum auch jener gedacht werden, die durch die Schweden umkamen und die Schweden müssten ihrerseits wegen ihrer Gräueltaten angeprangert werden. Wo wäre der Anfang und wo das Ende?
Für was sollen sich die jetzigen Generationen noch entschuldigen? Bleibt nur zu hoffen, dass Jesus niemanden zu nahe trat!
dann würden wir uns entschuldigen und ein Mahnmal bauen.
Da wollen (vereinfacht) ein paar durchgedrehte Stadträte ein Bekenntnis ablegen bzw. ein solches vorschlagen, wonach „die Opfer des Hexenwahns im Hochstift Bamberg unschuldig sind“. Herr, erleuchte die Damen und Herren, zu begreifen, dass die Stadt für die in Rede stehenden Taten nicht verantwortlich war und heute nicht zuständig ist; reinige sie vor der Vorstellung, die unter dem Eindruck des kürzlich ausgestrahlten ZDF-Filmes „Die Seelen im Feuer!“ entstanden sein könnte, dass das im Film gezeigte Geschehen und die geschichtliche Wahrheit identisch sind.
Die Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg im 17. Jahrhundert fallen in die Regierungszeiten mehrer Fürstbischöfe, die als weltliche und geistliche Gebieter unumschränkt herrschten. Nachfolger des Hochstifts ist, soweit man von einem solchen überhaupt sprechen kann, der heutige Freistaat Bayern. Die Stadt Bamberg kann nicht für das Hochstift sprechen, das bekanntlich über die Grenzen Bambergs hinausging; ihr fehlt die örtliche und sachliche Zuständigkeit.
Die Stadt kann keine Opfer rehabilitieren, wie StR Weinsheimer meint; das ist blühender Unsinn. Das wäre eine Anmaßung ohnegleichen. Schließlich wurden die Stadträte auch nicht dazu gewählt, dass sie „ähnliche, heute stattfindende Verfolgungen und Tötungen in der Welt“ anprangern und sich für das Ziel umfassender Humanität eintreten sollen. Sie sollen die Stadt Bamberg und das Wohl ihrer Bürger betreffende Politik machen, da haben sie genug Arbeit.
Der letzte Fürstbischof, unter dessen Ägide die Hexenverfolgung stattfand, Fürstbischof Fuchs von Dornheim, ist übrigens nicht, wie im Film suggeriert, die letzten Jahre seines Lebens in Bamberg (auf dem Domberg) umeinanderkutschiert, sondern beim Herannahen der schwedischen Truppen im Oktober 1631 nach Spital am Pyhrn geflüchtet, wo er auch gestorben ist.
Über die Rolle des Reichshofrats brauchen hier keine Erörterungen angestellt zu werden; darüber streiten sich Heere von Rechtsgelehrten.
Bis dato haben in Deutschland 33 Städte eine moralisch-ethische Rehabilitation ihre Opfer ausgesprochen ... traurig genug, dass dieses Kapitel ausgerechnet im UNESCO-Welterbe von Bamberg - bei etwa 1000 Opfern - erst jetzt behandelt wird ...