Barbara Stamm spricht beim Bamberger CSU-Neujahrsempfang über das "C" im Parteinamen

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Als die Sternsinger für Menschen in Not sammelten, mochte sich keiner der Gäste lumpen lassen.
Als die Sternsinger für Menschen in Not sammelten, mochte sich keiner der Gäste lumpen lassen.
Festrednerin Barbara Stamm nahm beim CSU-Neujahrsempfang kein Blatt vor den Mund. Fotos: Barbara Herbst
Festrednerin Barbara Stamm nahm beim CSU-Neujahrsempfang kein Blatt vor den Mund. Fotos: Barbara Herbst
 
Alle Fotos: Barbara _Herbst
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Die CSU-Kreisverbände Bamberg-Stadt und Land hatten am Samstag Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm als Festrednerin zu Gast.

Man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören, so mucksmäuschenstill war es im Hegelsaal der Konzert- und Kongresshalle. Barbara Stamm sprach als Festrednerin beim samstäglichen Neujahrsempfang der CSU-Kreisverbände Bamberg-Stadt und Land. Die bisherige Landtagspräsidentin redete Tacheles, las ihren Parteikollegen die Leviten. Unmissverständlich, aber in ruhigem Ton und in der ihr eigenen verbindlichen Art. Ihr Thema: "Gedanken zu einer christlichen Politik".

Kreisvorsitzender Christian Lange hatte Barbara Stamm denn auch in seiner Begrüßung der Versammlung als "soziales Gewissen der CSU", als "Verkörperung christlicher Werte" angekündigt. Als "ein Stern, der uns auf den Weg leitet wie die heiligen drei Könige". Zumal sich die Bamberger CSU für 2019 unter anderen das Ziel gesetzt habe, sich "auf ihre christlichen Wurzeln zurückzubesinnen", so Lange.

Einen augenfälligen Anfang dieser Wiederentdeckung des "C" machten die Christsozialen mit ihrer Einladung an die Sternsinger. Drei kleine Könige inklusive Mohr aus der Pfarrei St. Martin traten in den Hegelsaal, sagten ihren Segensspruch von der Bühne aus und gingen mit ihren Sammelbüchsen durch die vollbesetzten Stuhlreihen. Da mochte sich niemand lumpen lassen für Kinder in Not, für die die Sternsinger einstehen.

Natürlich begann Unterfränkin Stamm, die ihre Kindheit und Jugend in Bamberg verbracht hatte, mit guten Neujahrswünschen wie Glück und Gesundheit. Doch bewusst wolle sie den Wunsch hinzufügen "Gottes Segen für das neue Jahr". Auch in der Politik sei "der Blick nach oben nötig, der Mensch kann zwar viel bewirken, muss sich aber auch auf das besinnen, was Menschsein ausmacht". Es sei unabdingbar, die christlich-abendländische jüdische Kultur zu vertreten, ohne sich von anderen Religionen abzuschotten: "Aufgeschlossen sein heißt, tolerant gegenüber anderen Meinungen, Religionen zu sein, ohne Grundpositionen aufzugeben", erklärte die Festrednerin und mahnte im Blick auf die vergangenen Monate in ihrer Partei: "Streit nützt uns nichts, ich warne davor, ungut über Personen zu reden und ihnen Fähigkeiten abzusprechen."

Zeit für den anderen nehmen

Stamm plädierte dafür, "im Dialog zu bleiben": "Wir müssen auch über den Islam reden, der nicht zu Deutschland gehört, wohl aber die Muslime, die sich integrieren wollen und Anstrengungen dafür unternehmen." Die CSU-Politikerin verwies auf die Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa drängen. "Es kann uns nicht kalt lassen, wenn Menschen ertrinken, das muss eine gemeinsame Haltung in Europa sein und gehört zu unserem christlichen Verständnis."

Barbara Stamm nannte es "vorrangig", alles in Bildung zu investieren, wobei generell in der Erziehung "die Eltern die erste Verantwortung für das Kind haben und nicht der Staat". Der Zusammenhalt, das Füreinander einstehen gelte für jeden in der Gesellschaft: "mit den Gaben, die er von Gott geschenkt bekommen hat". Die Rednerin warnte vor zunehmender menschlicher Kälte in Zeiten der Digitalisierung: "An welcher Universität gibt es denn einen Lehrstuhl für Ethik im Zusammenhang mit der Digitalisierung?", stellte Stamm eine rhetorische Frage in den Raum. Und: "Die warme Hand eines Menschen in Krankheit, im Sterben ist nicht durch einen Pflegeroboter zu ersetzen!"

Nicht alle Menschen könnten den heutigen Herausforderungen standhalten, fuhr sie in ihrer Rede fort. Menschen mit Behinderung, mit Handicap müssten "aus Achtung vor Gott und den Menschen" angenommen werden: "Wir dürfen nicht die Frage stellen, was kostet der Mensch, sondern was braucht er."

Auch "das Analoge möchte von den Menschen gelebt werden". Dafür sei es nötig, sich Zeit zu nehmen für den anderen "und nicht nur E-mails von Büro zu Büro zu schreiben". Diese Zeit würden besonders die vielen Ehrenamtlichen schenken: "Ohne sie wären Probleme wie etwa die Flüchtlingshilfe nicht zu bewältigen", lobte Stamm.

Klimawandel, Stärkung der Familien und des Mittelstandes, Freiräume für die Verantwortung des Einzelnen, Widerstand gegenüber Hassparolen: Barbara Stamm lieferte ein Feuerwerk an Stichworten, die sie kurz und zündend anreicherte. Letztlich würde "nur einer, der nicht von dieser Welt ist, die Gesamtbilanz über gutes oder schlechtes Christ-Sein ziehen", bemerkte die Politikerin. Und: "Die CSU ist nicht die Partei, auf die meine Kirche besondere Rücksicht nehmen muss, den Eindruck haben wir nie erweckt." Schließlich habe die Kirche das gleiche Problem wie die Parteien: "Ihr fehlt das Vertrauen." So sei es eine wichtige Zukunftsaufgabe - auch für die CSU - die Vertrauensbasis wieder zurück zu gewinnen.

Landrat Johann Kalb übernahm es, der Festrednerin mit weißen Orchideen und Silvaner vom Michaelsberg zu danken. Kalb tat dies für den Parlamentarischen Staatssekretär und Kreisvorsitzenden der CSU Bamberg-Land, Thomas Silberhorn, der auf der Rückfahrt von der Klausurtagung in Kloster Seeon im Schneechaos feststeckte und verspätet zum Neujahrsempfang eintraf.