Kellerkrieg in Bamberg: Das Hotelprojekt auf dem Freigelände des Kellers auf dem Stephansberg hat im Zuge des Beteiligungsverfahrens zu einer Flut von Beschwerden geführt. Investor Günter Schmidt verteidigt sich gegen die Proteste: Er sieht keine Chance, den Keller zu erhalten, wenn sich nichts verändert.
Lange Zeit sah es so aus, als ob die Bamberger Bevölkerung wenig Anteil nähme am Schicksal des Mahrsbräu-Kellers am Oberen Stephansberg. Doch dem ist nicht so. Die Pläne, mitten auf dem 3500 Quadratmeter großen Areal eines Traditionsbiergartens ein Gästehaus mit 22 Zimmern zu bauen, haben im Zuge des Beteiligungsverfahrens eine Flut von Einwänden ausgelöst.
Vor allem die Dimensionen des 50 Meter langen Hotelgebäudes waren es, die viele überzeugt haben, dass von der ursprünglichen lauschigen Kellerfläche nur noch ein "verschwindend kleiner Rest" übrig bleiben würde, wie etwa die Architektin Barbara Bauernschmitt schreibt.
Doch es sind nicht nur Nachbarn und Freunde der Bamberger Bierkellerkultur, die sich bei den Stadtratsfraktionen für den Erhalt eines Kleinods einsetzen. Eine Breitseite gegen das Vorhaben haben auch die beiden Stadtheimatpfleger, die Freunde des Weltkulturerbes, die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg, der Verein Bewahrt die Bergstadt und dem Bürgerverein Stephansberg abgeschossen.
In einer gemeinsamen Erklärung formulieren die Interessensverbände ihre Befürchtung, dass die Überplanung des Mahrsbräukellers mit einem "riesigen Neubau" den Belangen der Baukultur, des Denkmalschutzes und dem Chrarakter der kleinteiligen Bebauung des Stephansbergs diametral gegenüberstehe. "Eine Umsetzung würde unweigerlich zur weiteren Verdrängung des alten, identitätsstiftenden Kulturgutes Bierkeller beitragen", heißt es in einem Schreiben.
Günter Schmidt, Inhaber der casa tecta Bauträgerträgergesellschaft, sieht sein Konzept durch die Proteste in keiner Weise in Frage gestellt: "Alle Fachgremien, die sich sachlich mit meinem Vorhaben auseinandergesetzt haben, sind dafür. Die Einwände, die ich höre, sind in erster Linie emotional", sagte der Bauträger und spricht davon, dass sein Vorschlag den Trend zur seit Jahren üblichen Bebauung von Kellern mit Wohngebäuden brechen soll. "Diese Entwicklung war auch dem Mahrsbräu-Keller vorbestimmt."
Schmidts stärkstes Argument ist der Bierkeller selbst. "Ohne eine Veränderung wird der Bierkeller sterben", sagt Schmidt und begründet diese These mit den erfolglosen Versuchen der bisherigen Eigentümer, das Anwesen einer neuen gastronomischen Nutzung zuzuführen. "Den Wunsch, es möge alles so bleiben wie bisher, kann jeder nachvollziehen. Die Realität spricht aber eine andere Sprache. Jahrelange Bemühungen, den Mahrs Bräu Keller als Gastwirtschaft mit Biergarten zu veräußern, sind gescheitert", sagt Schmidt. Es sei den Eigentümern nicht zu verdenken, dass sie auf Dauer nicht mehr in den Gebäudeunterhalt stecken wollen als sie durch die Pacht erzielen. Schmidt nimmt für sich in Anspruch, den Bierkeller mit "einer behutsamen zurückhaltenden Bebauung" zu erhalten. Die Befürchtung, dass der Garten keine Zukunft habe, sei deshalb falsch. Genau das Gegenteil sei der der Fall! Das Pachtverhältnis mit dem jetzigen Pächter laufe zum Jahresende aus. Damit werde der Betrieb des Mahrsbräu-Kellers eingestellt. "Eine Wiedereröffnung unter den derzeitigen Bedingungen ist definitiv ausgeschlossen."
Doch die Gegner des Vorhabens lassen sich davon nicht beeindrucken. Heimatpfleger Ekkehardt Arnetzl verweist darauf, dass der wirtschaftliche Zwang durch eine Neubebauung erst künstlich geschaffen werde. "Es ist zu befürchten, dass der Grundstückswert durch die angestrebte Bauleitplanung derartig erhöht wird, dass die Erträge durch das Verpachten als Bierkeller nicht mehr ausreichen",sagt Arnetzl.
Ob es tatsächlich zu einem Hotelbau kommt, entscheidet der Stadtrat wohl noch vor der Sommerpause. Möglicherweise noch im Mai wird er sich zum zweiten Mal mit der Zukunft des Kellers befassen. Kritiker wie Gerhard Will vom Bürgerverein am Stephansberg wollen gehört haben, dass es in den Fraktionen bereits ein Umdenken gebe. Aus seiner Sicht ist das Vorhaben baurechtlich nicht vertretbar, da es sich nicht in die Umgebung einfügt. Die Verbundenheit mit der grünen Oase sei allgemein sehr groß. Sollte das Hotelprojekt näher rücken, schließt man auch Demonstrationen nicht mehr aus: "Der Hotel ist der Tod des Biergartens."