Bamberger Schlachthof nach Rücktritt auf der Kippe: Aufsichtsrat will "konzeptionelle Zukunft" besprechen
Autor: Daniel Krüger
Bamberg, Mittwoch, 18. Mai 2022
Der Bamberger Schlachthof kämpft mit heftigen Problemen. Nach dem überraschenden Rücktritt des Geschäftsführers soll es bald ums Ganze gehen. Droht die Schließung?
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Der Bamberger Schlachthof steht womöglich vor dem endgültigen Aus. Am Dienstag (17. Mai 2022) fand eine Aufsichtsratssitzung statt, in der - wie vergangene Woche von der Stadt Bamberg angekündigt wurde - über weitere Schritte der Tochter-GmbH entschieden wurde. Hintergrund ist der überraschende Rücktritt des bisherigen Geschäftsführers, dem Ex-Tönnies-Mitarbeiter Jan Werle-Ermer. Noch ernster könnte es Ende Juni werden.
Update vom 18.05.2022, 16.30 Uhr: Wie geht es mit Bamberger Schlachthof weiter? Entscheidende Sitzung Ende Juni
Im Fall des offenbar unter starken wirtschaftlichen Problemen leidenden Bamberger Schlachthofs ist noch keine Entscheidung zum weiteren Verfahren getroffen worden. Nach einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag (17. Mai 2022) teilt die Stadt Bamberg mit, dass der Übergangsgeschäftsführer Jan Schulze die "volle Unterstützung" des Gremiums zugesichert bekommen habe. "Wir sind überzeugt, dass wir mit Julian Schulz sowie mit Betriebsleiter Marcellus Sohr, der weiterhin das operative Geschäft lenken wird, für die nächsten Wochen und Monate sehr gut aufgestellt sind", wird Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) zitiert.
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Zuvor hatte Geschäftsführer Jan Werle-Ermer überraschend seinen Posten zur Verfügung gestellt - und in der Begründung die Rahmenbedingungen der Schlachthof Bamberg GmbH heftig kritisiert. Probleme beim Schlachthof sehen viele regionale Mitglieder der Fleischbranche unter anderem in alten Anlagen, einer oft bemängelten Ungleichbehandlung von kleinen Metzgereibetrieben und Großkunden sowie der offenbar starken Abhängigkeit vom Riesen Tönnies. Auch mangelnde Transparenz bei der Kommunikation wird der GmbH vor allem von Akteuren der Kommunalpolitik vorgeworfen.
Das Thema Schließung ist in den vergangenen Tagen immer stärker in den Mittelpunkt gerückt - Entscheidungen im Aufsichtsrat werden mit Spannung erwartet. "In der nächsten Sitzung will der Aufsichtsrat auch über die konzeptionelle Zukunft der Schlachthof Bamberg GmbH diskutieren. Diese wird am 22. Juni stattfinden", so die Stadt Bamberg.
Erstmeldung vom 16.05.2022: Bamberger Schlachthof auch nach Neuausrichtung Gegenstand heftiger Debatten
Der Bamberger Schlachthof war Anfang 2021 rückwirkend zum Juli 2020 zu einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, kurz GmbH, umgewandelt worden. Nach Vorwürfen der Verletzung des Tierwohls, welche stets bestritten wurden, sollte damit unter anderem ein lebensmittelrechtlich Verantwortlicher benannt werden. Gleichzeitig hoffte die Stadt mit dem Schritt, die wirtschaftlichen Probleme im Bamberger Schlachthof besser bewältigen zu können.
Ende 2020 war deshalb von einer erhöhten "Flexibilität und Handlungsfähigkeit des Schlacht- und Viehhofes vor dem Hintergrund eines hohen Marktdrucks und weiteren zukünftigen Herausforderungen" durch die Umwandlung die Rede gewesen. Doch negative Schlagzeilen über den Schlachthof - sie blieben auch im Anschluss nicht aus. Im Frühjahr 2021 musste dort vorübergehend der Betrieb eingestellt werden - wegen Corona-Fällen unter den Beschäftigten.