Bamberger Rotlicht-Prozess geht in die Verlängerung

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Bevor das Landgericht zu einer Entscheidung kommt, sollen weitere Zeugen vernommen werden. Foto: Ronald Rinklef
Bevor das Landgericht zu einer Entscheidung kommt, sollen weitere Zeugen vernommen werden. Foto: Ronald Rinklef

Winfried E.s Verteidiger Stefan Tierel hat die Ladung weiterer Zeugen gefordert. Er will auch beweisen, dass U. Beziehungen mit Prostituierten einging.

An diesem Verhandlungstag ging es im Rotlicht-Prozess nicht um die in der Anklageschrift aufgeführten Brand- und Buttersäureanschläge, sondern um Affären, Rocker und eine Diskothekenschlägerei.
Für Rechtsanwalt Stefan Tierel, der den Hauptangeklagten Winfried E. (Namen geändert) vertritt, müssen auch diese Randaspekte gut beleuchtet werden. "Es steht Aussage gegen Aussage", sagte der Strafverteidiger vor Gericht. "Bis auf die Aussage U.s gibt es nichts, was meinen Mandanten schwer belasten würde. Es geht um die Frage, ob U. glaubwürdig ist."
Staatsanwalt Daniel Heppt hatte angezweifelt, dass neue Zeugen notwendig seien, und dem Verteidiger Verschleppung des Prozesses vorgeworfen. Tierel hatte unter anderem die Ladung von Prostituierten beantragt, mit denen U. ein Verhältnis gehabt habe. Außerdem sollen sie bezeugen, dass U. die Bordell-Geschäfte geführt habe. "Auch wenn er sich in der Außendarstellung als großen Zampano ausgegeben hat, kann er im Innenverhältnis der Befehlsempfänger gewesen sein", sagt hingegen der Staatsanwalt. Das bestätigte U. auf Nachfrage: "Ich sollte sagen, dass ich der Chef bin. Weil E. Steuerprobleme hat."
"Wir haben bislang in sachlicher Hinsicht alles aufgearbeitet, was aufzuarbeiten war", sagte Vorsitzender Richter Manfred Schmidt. Nun versucht das Gericht, auch die von Tierel aufgeführten Prostituierten kurzfristig nach Bamberg zu laden, ist durchaus eine Aufgabe: "Wir haben in der Sitzungspause bereits ein Gespräch mit einer der Damen geführt, es war nicht so ganz einfach", sagte Schmidt. Eine andere ehemalige Prostituierte sei inzwischen in Ungarn unbekannten Aufenthalts
Schmidt berief auch E.s Lebensgefährtin Jasmin V. nochmals in den Zeugenstand. "U. hatte mehrere Verhältnisse zu Prostituierten, nicht nur Flirtereien, sondern so richtig", sagte V. vor Gericht aus. Ein solches Verhalten gehe in der Branche überhaupt nicht. U. hätte wohl auch etwas mit der "roten Yvonne" gehabt. Die war allerdings mit einem Hells-Angels-Mitglied verheiratet, das Ärger androhte. Eine andere habe sich vor U. entblößt: "Sie hat ihm die Brüste gezeigt. Ich zeig' nicht jedem die Brüste - ohne Geld", erklärte V. Sie sei nicht gut mit U. zurecht gekommen, schon einfache Arbeiten hätten ihn überfordert.
Wenig ergiebig waren die Aussagen von zwei Zeuginnen zu einer Diskothekenschlägerei, an der auch U. beteiligt war. Die beiden gaben an, sich an nichts mehr zu erinnern, da sie zu betrunken waren. Ein führendes Mitglied der Bamberger Bandidos sollte als weiterer Zeuge unter anderem dazu aussagen, ob U. bei ihm schon Rotlicht-Erfahrungen gesammelt hat, bevor er zu E. kam. Das verneinte der Zeuge, er habe erst ab Mitte 2016 entsprechende Wohnungen vermietet. Da war U. aber schon für den Hauptangeklagten E. tätig. Auf die Frage, ob U. den Bandidos angehört, erklärte der Zeuge: "Dafür muss man Motorrad fahren, er ist kein Mitglied."
Für den Mittwoch sind zunächst weitere Zeugenvernehmungen vorgesehen, entsprechend verschieben sich die Plädoyers und das Urteil. Der Vorsitzende Richter hat bereits weitere Verhandlungstermine vom 16. bis zum 18. Juli anberaumt.