Bamberger retten Lebensmittel vor der Mülltonne

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Theresa Lorenz, Christina Winklmann und Heidi Laracuente Rodriguez wollen Lebensmittel nicht einfach verderben lassen. Foto: Fotostudio Barthel
Theresa Lorenz, Christina Winklmann und Heidi Laracuente Rodriguez wollen Lebensmittel nicht einfach verderben lassen. Foto: Fotostudio Barthel
Bei Regina Göller wird nichts weggeworfen, nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist. Foto: Petra Mayer
Bei Regina Göller wird nichts weggeworfen, nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist. Foto: Petra Mayer
 
Auch Toni Mangei nutzt das Angebot der Lebensmittelretter. Foto: Petra Mayer
Auch Toni Mangei nutzt das Angebot der Lebensmittelretter. Foto: Petra Mayer
 
Der Umsonstladen Mosaik, der am 15. November wiedereröffnet, unterstützt die Lebensmittelretter.
Der Umsonstladen Mosaik, der am 15. November wiedereröffnet, unterstützt die Lebensmittelretter.
 

In Bamberg gründete Regina Göller im August eine Gruppe, die Lebensmittel in Kooperation mit dem Handel vor der Mülltonne rettet. Und das Angebot findet mehr und mehr Zulauf, wie die Ergotherapeutin berichtete. Als Botschafterin von Foodsharing Bambergeng geht sie in die Offensive.

Schweinshaxe im Restaurant ordern, ein paar Gabeln essen, der Rest geht zurück: Ab in die Tonne, wo bei vielen Familien auch Wurst, Käse, Jogurt, Fleisch oder etwa Marmelade landen, sobald sich das Mindesthaltbarkeitsdatum nähert. "Auf der anderen Seite wühlen selbst bei uns in Bamberg Menschen im Müll nach Essensresten", sagt Regina Göller. "Und ich kenne Studenten, die regelmäßig ,Containern' gehen" - also hinter Supermärkten nach unverkäuflicher, aber im Grunde noch brauchbarer Ware suchen.

Manche, um zu sparen, andere aus Protest gegen die Wegwerfgesellschaft. Auch Regina Göller wollte der Vernichtung von Nahrungsmitteln nicht länger tatenlos zusehen und engagiert sich in Bamberg nun als Lebensmittelretterin. So gründete die Ergotherapeutin im August eine Regionalgruppe des Vereins, der zusammen mit Foodsharing in die Offensive geht.



Vorschriftsgemäß entsorgt

"Mein Schlüsselerlebnis hatte ich vor einigen Monaten in einem Supermarkt, als ich sah, was hier streng vorschriftsgemäß (!) aussortiert wurde", erinnert sich Göller. Natürlich durfte man ihr die abgelaufene Ware nicht einfach überlassen. "Ein paar Karotten bekam ich nur, weil ich sie angeblich an meinen Hasen verfüttern wollte."

Über Foodsharing Bamberg kam die Voitmannsdorferin auf die Idee, sich mit anderen zu vernetzen, um mehr als hin und wieder ein paar Karotten vor dem Verderben zu retten. Wobei sie sich nicht mit dem "Lebensmittel-Teilen" im privaten Umfeld, sondern eben der Weitervermittlung entsprechender Ware aus dem Handel befassen wollte. Was ohne die Mitgliedschaft bei entsprechenden Vereinen wie eben Lebensmittelretten beziehungweise Foodsharing nicht möglich ist. "So wurde ich Botschafterin für Bamberg", berichtet Göller.


Vier Betriebe, 21 Mitstreiter

21 Mitstreiter rekrutierte die Fränkin mittlerweile in Bamberg und Umgebung - darunter viele Studenten. Mit ihrem Lebensmittelretter-Ausweis holen sie nun regelmäßig Obst, Gemüse und diverse andere Nahrungsmittel, die nicht länger verkauft werden dürfen, von Biomärkten und weiteren Betrieben. "Vier Kooperationspartner haben wir schon und wünschen uns noch viel mehr, auch unter den Bäckereien beispielsweise."

Ausgabestellen für die geretteten Lebensmittel sind derzeit noch WGs. Über Facebook gibt die Gruppe die entsprechenden Termine bekannt. "Aber wir hoffen darauf, dass uns das Ordnungsamt eine öffentliche Verteilung ermöglicht", so Regina Göller. Bis dahin wird's beim Umsonstladen Mosaik, der nach der Neueröffnung am 15. November in der Nürnberger Straße 106 zu finden ist, zumindest einen Kühlschrank und ein Regal der Lebensmittelretter geben.


Damit Tiere nicht sinnlos sterben

Toni Mangei kam mit seiner Freundin über Facebook zu "Lebensmittelretten in Bamberg". Er nutzte das Angebot in der vergangenen Woche erstmals, um sich auf diese Weise Salat, Obst, Crème fraîche und andere Milchprodukte zum Nulltarif zu sichern. "Ich möchte schließlich nicht, dass Ware sinnlos produziert wird und letztendlich auch Tiere sinnlos sterben", sagt der Germanistikstudent. Darüber hinaus freut sich das Paar natürlich über die kostengünstige Alternative angesichts ständig steigender Lebenshaltungskosten.

Wie Toni Mangei und seine Freundin nutzen mehr und mehr Menschen Göller zufolge die Treffen, die unter dem Motto "Verwenden statt Verschwenden" stehen. "Anfangs kamen vielleicht 30, zuletzt schon um die 50 Abholer in zum Teil winzige WGs, in denen die Lebensmittel auf dem Küchentisch oder der Wohnzimmercouch aufgebaut waren." Weitere Unterstützer hofft die Fränkin zu finden, um das Angebot der großen Nachfrage entsprechend ausweiten zu können.

Lebensmittelretter-Torte

Neulich feierte übrigens ein Lebensmittelretter mit dem Team Geburtstag - und bekam eine Torte, die normalerweise auf dem Müll gelandet wäre: "Sowohl der Boden, als auch das Puddingpulver und die Äpfel, die wir verwendeten, durften nicht mehr verkauft werden", berichtet Regina Göller. Was den Genuss keineswegs minderte.
Und wer sich mittlerweile selbst als Lebensmittelretter engagieren oder auch das kostenlose Angebot nutzen möchte, erfährt mehr über Facebook - "Lebensmittelretten in Bamberg". Natürlich können hier auch Unternehmer Kontakt mit den Verantwortlichen aufnehmen und die Initiative unterstützen.