Bamberger Kreisräte hätten sich frühere Information gewünscht

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Die alten Gebäude des Dientzenhofer-Gymnasiums haben in ein paar Jahren voraussichtlich ausgedient. Ein Neubau soll her. Ist er auch machbar?Foto: Ronald Rinklef
Die alten Gebäude des Dientzenhofer-Gymnasiums haben in ein paar Jahren voraussichtlich ausgedient. Ein Neubau soll her. Ist er auch machbar?Foto: Ronald Rinklef

Die Kreisräte sind sauer: Obwohl sie beim geplanten Neubau des Dientzenhofer größter Geldgeber sind, sei der Bamberger Stadtrat zuerst informiert worden.

Was die Zukunft des Bamberger Dientzenhofer-Gymnasiums angeht, da marschieren Stadtrat und Kreistag Hand in Hand in Richtung Neubau. Doch nun fühlt sich eine Seite auf den Schlips getreten - ausgerechnet bei Bambergs größter bildungspolitischer Investition der letzten Jahrzehnte.

"Es ist schon etwas sauer aufgestoßen, dass zuerst der Stadtrat Bamberg informiert wird", ärgerte sich Helga Geheeb (CSU) bei der Sitzung des Kreistages am Freitag und erhielt Zustimmung der anderen Kreisräte. Immerhin sei der Landkreis der größte Finanzier beim geplanten Neubau des Gymnasiums. "Wir zahlen Millionen für den Zweckverband, und dann erfährst Du es aus der Zeitung", streute auch Landrat Johann Kalb (CSU) Salz in die Wunde. Der städtische Finanzreferent Bertram Felix entschuldigte sich daraufhin vor dem Kreistag offiziell im Namen der Stadt Bamberg. Ein Fauxpas.

Dabei war gar nicht so klar, wer sich nun gerade einen Fauxpas geleistet hatte: Zwar stimmt es, dass ein Gutachten zum baulichen Zustand des Dientzenhofer-Gymnasiums auf Antrag der Grünen im Juli im Kultursenat vorgestellt worden ist. Die neuesten Informationen jedoch - die Analyse der drei Varianten Sanierung, Teilsanierung oder Neubau - wurden bisher gar nicht im Stadtrat vorgestellt. Nur im eigentlichen Entscheidungsgremium, dem Zweckverband Gymnasien, dem sowohl Stadt- als auch Kreis-Vertreter angehören. Und eben am Freitag im Kreistag.

Nach dem denkwürdigen Denkzettel für den städtischen Finanzreferenten wollte Landrat Kalb das Thema jedoch schnell als kleine Fußnote zum großen Plan abhaken: "Jetzt haben wir genug gestritten, jetzt muss Schluss sein, wir brauchen eine Schule."

Kleinlich brauchen die Volksvertreter beider Seiten angesichts der finanziellen Dimensionen des Mammutprojektes nicht zu sein: Felix schätzt die Gesamtkosten auf "35 bis 40 Millionen Euro plus X".

Neubau ist der klare Favorit

Klar wurde am Freitag: Der Kreistag steht hinter der Marschrichtung, die im Zweckverband Gymnasien beschlossen worden ist. Die Variante Neubau erscheint hinsichtlich aller Kriterien als die beste. Sie ist der Favorit. Nun soll ein Gutachten erstellt werden, ob die Pläne auch realisierbar sind.

Konkret geht es um die Frage, ob es möglich ist, auf dem weitläufigen Gelände ein neues Gymnasium zu bauen und nach und nach alte Gebäudeteile abzureißen - ohne den Schulbetrieb einzustellen. Und ohne auf ein Dorf an Containern zurückgreifen zu müssen, was bei Schülern und Lehrern nicht nur unbeliebt, sondern finanziell auch sehr teuer wäre. Felix deutete an, dass ein solches Containerdorf eine zweistellige Millionensumme verschlingen würde - ohne Wertschöpfung.

Ein solches Containerdorf müsse vermieden werden, betonte CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Möhrlein. "Wenn man zweistellige Millionenbeträge in die Hand nimmt, muss man auch eine Schule des 21. Jahrhunderts bauen." Eine Entscheidung für Jahrzehnte also. Digitalisierung, Flexibilität bei Änderungen des Schulsystems: "Wir bauen keine Schule von gestern, sondern von morgen", sagte Landrat Kalb.

Auch die Grüne/AL-Fraktion lobte die Pläne: Ein Neubau biete gute Möglichkeiten bei Energieeffizienz aber auch Barrierefreiheit, erklärte Andreas Lösche. Er vermisste jedoch Kostenschätzungen für alle drei Varianten. Es brauche ein Gesamtkonzept mit Blick auf Schülerzahlen und die anderen Bamberger Schulen. "In zehn Jahren wird das Dientzenhofer wohl wieder das größte Gymnasium in Bamberg sein."

Die Vorstellungen der Eltern, Lehrer und Schüler, der sogenannten Schulfamilie, müssten berücksichtigt werden, betonte Lösche - ein Ansatz, den mehrere Kreisräte und auch Landrat Kalb wichtig nannten.

Bruno Kellner (FW/ÜWG) stellte in Frage, ob es wirklich notwendig sei, vor der eigentlichen Planung des Neubaus eine Studie zur Realisierbarkeit zu erstellen. "Wir haben endlich den Knoten beim Dientzenhofer durchschlagen, aber warum braucht es ein solches Fachbüro?", fragte der Rattelsdorfer Bürgermeister. Gisela Hofmann (BBL) widersprach: Es sei wichtig, ein solides Fundament für die späteren Planungen zu schaffen. Der städtische Finanzreferent machte deutlich, dass es bei einem Projekt dieser Größenordnung absolut notwendig sei, vor einer Ausschreibung der Gesamtplanung die Hausaufgaben zu machen. "Wir reden ja nicht über den Bau einer Hundehütte, sondern um das mit Abstand größte Bauprojekt, das Bamberg in den letzten Jahrzehnten realisiert hat." Schnell ans Ziel kommen zu wollen, sei "der Kardinalfehler bei Großprojekten", sagte Felix.