Drei junge Franken sind als Freiwillige in Bambergs senegalesischem Partnerbistum Thiès aktiv. Statt Kulturschock überwiegt bei ihnen die Begeisterung.
                           
          
           
   
          Die beiden jungen Damen fallen auf mit ihrer auf afrikanisch getrimmten Frisur: schmale Zöpfchen, direkt vom Haaransatz aus geflochten. Lachend erzählen sie, dass die Prozedur für die langen Mähnen jeweils sechs Stunden gedauert hat. Dafür hält die blonde Haarpracht von Danica Skotnik (22) und die dunkle von Laura Alex (22) auch einige Wochen. Und dem Dritten im Bunde der Freiwilligen in Bambergs senegalesischem Partnerbistum Thiès, Simon Bach (21), gefällt das exotische Outfit seiner Kolleginnen: "Cool!" sagt er mit nach oben gerecktem Daumen.
       
Weihnachten in Westafrika 
Seit September sind die drei Franken nun in Thiès. Dank des  Programms "weltwärts" in Kooperation mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Bamberg, das jungen Leuten einen Auslandseinsatz ermöglicht, werden sie bis August 2019 in Westafrika bleiben. "Ein Heimflug ist in diesem Jahr nicht vorgesehen", wissen sie. Also auch zu Weihnachten nicht. Statt Glühwein und Lebkuchen, Christbaum und Schlittenfahrt gibt es zum Fest eben Yassa Poulet zum Essen oder die Früchte der  Affenbrotbäume Baobab und ein erfrischendes Bad im Atlantik.
"Heimweh haben wir nicht, wir fühlen uns hier wie zu Hause!", strahlen die Drei, die sich nach getaner Arbeit häufig treffen und sich austauschen über ihre Alltagserfahrungen. Danica Skotnik aus Bamberg und Laura Alex aus Neuses am Brand im Coburger Land sind ausgebildete Erzieherinnen und in Thiès im Kindergarten Sainte Anne aktiv. Fachabiturient Simon Bach stammt aus Schweinfurt und kann sich als Assistenzlehrer für Deutsch im Collège Saint Gabriel einsetzen.
Schläge und  Kopfnüsse 
Nach einem Chrash-Kurs in der Sprache Wolof und mit einigen Französisch-Kenntnissen fällt es ihnen nicht schwer, mit ihren Schützlingen den Kontakt zu halten. Die Buben und Mädchen im Kindergarten haben schnell Zutrauen zu den weißen Erzieherinnen gefunden. Zumal Danica und Laura nicht zu den im Senegal noch üblichen Erziehungsmethoden wie Schläge, Kopfnüsse oder Ohrenlangziehen greifen. "Das müssen wir auch aushalten", meinen die Fränkinnen, die den senegalesischen Erzieherinnen nicht als Besserwisserinnen gegenübertreten wollen. Und obendrein "machen die Kinder trotzdem einen glücklichen Eindruck", bemerkt Laura nachdenklich.
Auch Simon erlebt im Gymnasium Lehrer, die ihren Schülern mit körperlicher Gewalt begegnen: "Die Jugendlichen sind daran gewöhnt, lernen aber deswegen nicht schlechter." Ihm selbst mache es Freude, mit den jungen Senegalesen Konversation in Deutsch zu üben, einfache Grammatik und Aussprache zu vermitteln.
Viel gesehen und erlebt 
Danica, Laura und Simon wohnen bei Gastfamilien in Thiès. Sie schwärmen von der Offenheit der Menschen, von ihrer Gastfreundschaft: "Wir sind willkommen!", freuen sich die Drei. Auch darüber, dass Gruppen aus dem Erzbistum Bamberg nach Thiès reisen und sie auf Rundfahrten durch das Land mitnehmen. So haben sie schon viel gesehen und erlebt, sind eingetaucht in eine für Europäer fremde Welt und Kultur. Doch statt Kulturschock steht vorsichtiges Verstehen obenan, akzeptieren und respektieren von anderen Verhaltens- und Sichtweisen.
"Ich vermisse bis jetzt nichts", erklärt Laura nachdrücklich und zupft an ihren Zöpfen. Danica schränkt schmunzelnd ein, dass ihr als Vegetarierin sehr wohl vegetarische Gummibärchen fehlen würden. Simon ist begeistert, dass es oft sein Lieblingsgericht Fisch in allen Variationen gibt. Jedenfalls bereuen alle Drei nicht, den Schritt auf den Schwarzen Kontinent gewagt zu haben. Im Gegenteil: "Macht Erfahrungen, lasst euch inspirieren, genießt das Leben, alles ist möglich!", lautet die Botschaft von Danica, Laura und Simon an die daheimgebliebene Jugend.