Bamberger Erklärung: Hunderte folgen Aufruf gegen Corona-Leugner - "Proteste ganz gruselig"
Autor: Daniel Krüger
Bamberg, Freitag, 21. Januar 2022
In Bamberg haben binnen kürzester Zeit hunderte Menschen die "Bamberger Erklärung" unterzeichnet, darunter viele prominente Gesichter wie der Kabarettist Florian Herrnleben. Der Aufruf richtet sich gegen die Corona-Proteste und fordert zum Impfen auf.
- "Bamberger Erklärung": Stadtprominenz unterzeichnet Corona-Aufruf - Hunderte folgen
- "Können nicht länger dulden": Statement gegen "krude Verschwörungstheorien und gezielte Fehlinformationen"
- "Erschreckend": Kabarettist Florian Herrnleben über Demo-Entwicklung in Bamberg
- Appell an Polizei und Behörden: Einhaltung von Auflagen "konsequent durchsetzen"
In Bamberg haben über 50 Erstunterzeichnende, darunter viele bekannte Gesichter der Stadt, in einem Online-Aufruf gegen Spaltung und für mehr Zusammenhalt in der Corona-Pandemie aufgerufen. Die sogenannte "Bamberger Erklärung" hatte am Freitagnachmittag bereits fast 700 Unterschriften, auch die Stadt Bamberg hat Bürger und Bürgerinnen zur Unterzeichnung aufgefordert.
"Bamberger Erklärung" sieht "politisch motivierte Menschen", die "Keil in Gesellschaft" treiben wollen
Anhand von zehn Positionen werde "dargelegt, dass der Weg aus der Pandemie nur gemeinsam, orientiert am wissenschaftlichen Diskurs und mit gegenseitiger Rücksichtnahme gelingen kann", heißt es in einer Mitteilung. Auch der Kabarettist Florian Herrnleben hat unterschrieben und kritisiert die Bamberger Corona-Proteste bei inFranken.de mit scharfen Worten. Ursprünglich komme die Idee zur "Bamberger Erklärung" aus der Lokalpolitik, nämlich von Vera Mamerow (Grüne), Claudia John (FW) und Christian Hader (Grüne). Es handle sich aber bewusst nicht um eine parteipolitisches Anliegen, sondern "ein breites Anliegen aus der Bürgerschaft", so Hader gegenüber inFranken.de. In dem Statement heißt es unter anderem, man rufe die Bamberger Bevölkerung dazu auf, Impfangebote "als wichtigsten Baustein im Kampf gegen das Virus" anzunehmen.
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Man nehme "nicht hin, dass eine Gruppe politisch motivierter Menschen mit kruden Verschwörungstheorien und gezielten Fehlinformationen versucht, einen Keil in die Gesellschaft zu treiben". "Mitbürger und Mitbürgerinnen" sollen nach dem Willen der Verfassenden die Teilnahme an Demonstrationen absagen, wenn "dort demokratiefeindliche oder rechtsextreme Meinungen durch Anwesenheit solcher Kräfte vertreten werden oder diese als Veranstalter auftreten". Außerdem sollten die Behörden aus Sicht der Verfassenden, "die Einhaltung von Auflagen bei Versammlungen" sicherstellen und diese "auch konsequent durchsetzen".
Man erhebe des Weiteren die "Stimme gegen Coronaleugnerinnen und -leugner und demokratiefeindliche und menschenverachtende Strömungen in der Gesellschaft". Die Unterzeichnende sehen sich demnach "als Teil der überwältigenden Mehrheit der Gesellschaft, die in die Wissenschaft vertraut und sich am wissenschaftlichen Diskurs und der aktuellen Faktenlage orientiert". Neben "tiefem Dank" gegenüber Pflegekräften wolle man auch "Solidarität mit denjenigen Gruppen unserer Gesellschaft ausdrücken, die unsere besondere Fürsorge benötigen".
"Bekomme einen dicken Hals": Kabarettist kann "Bamberger Erklärung" in allen Punkten zustimmen
"Ich stimme allen Punkten zu, habe einen Namen, stehe in der Öffentlichkeit und da kann ich guten Gewissens auch unterzeichnen", erklärt der Kabarettist Florian Herrnleben gegenüber inFranken.de. "Gleichzeitig finde ich diese Proteste ganz gruselig", so Herrnleben. "Ich hatte einmal die Gelegenheit, das von einem Fenster aus zu beobachten und habe gehört, was dort stundenlang geschwurbelt wird", sagt der bekannte Puppenspieler. "Die Argumente der Corona-Leugner drehen sich im Kreis und das macht mich letztlich wütend oder sauer." Aus Herrnlebens Sicht wirke "vieles, was dort gesprochen wird, letztlich wie schlechte Comedy".
Corona-Schnelltest von CITEST: Den Testsieger der Stiftung Warentest bei Amazon ansehenEr bekomme jedoch "einen dicken Hals, wenn unter jeder Meldung über Menschen, denen es wegen Corona sehr schlecht geht, Leute mit Lachsmileys reagieren". Dies sei "eine Missachtung der Wissenschaft, eine Missachtung der Informationsfreiheit", so Herrnleben weiter. "Diese Leute vertrauen der Wissenschaft, wenn sie ihnen etwas bringt, wenn sie ihr Smartphone nutzen und dann an der Steckdose Strom ziehen. Aber geht es an die Einschränkung vermeintlicher Freiheit, dann wird plötzlich alles infrage gestellt." Dafür habe er "kein Verständnis". Die Entwicklung der wöchentlichen Demonstrationen empfindet der 39-Jährige als "erschreckend".