Bamberg-Tourismus: Eine umstrittene Geldmaschine

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Viele Bamberger präsentieren ihre Stadt Besuchern gerne, doch es gibt auch Belastungen aus dem Massentourismus. Foto: Rinklef
Viele Bamberger präsentieren ihre Stadt Besuchern gerne, doch es gibt auch Belastungen aus dem Massentourismus.  Foto: Rinklef

Eine neue Studie zeigt: Bambergs Besucher spülen eine viertel Milliarde Euro in die Stadt und hält 5000 Menschen in Lohn und Brot. Trotzdem hält sich Kritik. Manchen wird es einfach "zu viel". Wie denken Sie über den Tourismus in Bamberg? Hier können Sie abstimmen.

Tourismus in Bamberg - Fluch oder Last?" - darüber debattieren nächsten Dienstag auf der Altenburg Experten auf Einladung der IHK Oberfranken. Einer, für den der Fremdenverkehr in Bamberg zweifellos eine Lust ist, hat sich diese Woche bereits mit wuchtigen Zahlen zu Wort gemeldet. Manfred Zeiner, vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut in München (DWIF).

Er bescheinigte dem Fremdenverkehr in Bamberg den Charakter einer Geldmaschine und eines Arbeitgebers, der direkt und indirekt 5000 Menschen in Lohn und Brot hält.

Der Wissenschaftler hatte im Auftrag der Stadt Bamberg die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in Bamberg untersucht - um eine aktuelle Datengrundlage für die Diskussion zu schaffen. Sie soll den Verantwortlichen helfen, "für eine positive Einstellung gegenüber dem Tourismus in Bamberg zu werben", wie sich Bürgermeister Christian Lange (CSU) am Donnerstag im Kultursenat ausdrückte. Hintergrund: Die "Lust" an den Touristen - sie ist den Überzeugungsversuchen aus dem Rathaus zum Trotz manchen bereits vergangen.

253,5 Millionen Euro spülen die Touristen in die Kassen


Nun also neue Zahlen aus München. Sie eröffnen einen in dieser Dimension in Bamberg noch nicht da gewesenen Einblick. "Es geht um viel, viel Geld", sagte Zeiner. Genau genommen sind es 253,5 Millionen Euro, eine Viertel Milliarde, die die Besucher im Jahr 2014 in Form von Bruttoumsätzen in die Stadt und ihre Kassen gespült haben.

Die Zahl ist höher als alles, was früher genannt wurde. Grund: Erstmals wurde beim DWIF die amtliche Zahl, die nur die Beherbergungsbetriebe oberhalb von zehn Betten berücksichtigt, um jene Einnahmen erweitert, die die wachsende Zahl der Privatvermieter erbringen. Zeiner kommt so auf sage und schreibe 700 000 Übernachtungen im Jahr 2014.

Die Zahlen zeigen auch, dass sämtliche Bettenbetriebe trotzdem nur 38 Prozent der Umsätze in Bamberg erwirtschaften, während die Massen von 6,3 Millionen Tagesbesuchern den Löwenanteil von 61 Prozent oder 154 Millionen Euro beisteuern - trotz der nur geringen Tagesausgaben pro Kopf.

Dieses Auseinanderklaffen von Kurzzeitgästen und Übernachtungstouristen mit deutlich höherer Wertschöpfung ist in der Vergangenheit unter dem Stichwort Qualitätstourismus wiederholt kritisiert worden, aber offensichtlich unumgänglich, wie der Blick in andere Städte zeigt. So platzte 2014 mit 15,5 Millionen Tagesbesuchern auch Regensburg aus allen Nähten. Und Heidelberg steht mit elf Millionen Besuchern vor dem gleichen Problem.

"Es ist einfach zu viel"

Der Tourismus als Wirtschaftsfaktor ist aber nur die eine Seite der Medaille. Es gibt auch die Frage nach den Kapazitätsgrenzen einer Stadt. Vor allem die Innenstadtbewohner sind es, die sich dem unablässigen Strom von Tagesbesuchern durchaus auch kritisch entgegenstemmen.

Ein Beispiel ist Claudia Kundmüller, die als Betreiberin eines Hotels zwar vom Tourismus auch profitiert, aber auch das Fehlen von Grenzen beklagt: "Es ist einfach zu viel. Der Tourismus hat in Bamberg eine Richtung eingenommen, die ich nicht mehr gut finde", sagt Kundmüller vor allem mit Blick auf die Massen der Flusskreuzfahrt-Touristen. Es gebe Zeiten, in denen man die Lange Straße nicht mehr überqueren könne, weil sich vom Schönleinsplatz bis zum Gabelmann ein endloser Strom von Besuchern ergieße.

Die Fachfrau zweifelt daran, dass die Masse der Tagesbesucher so viel Geld da lässt wie behauptet, nämlich 24,50 Euro im Schnitt. "Bei einem zweistündigen Aufenthalt können es eigentlich nur wenige Euro sein." Der Neugenehmigung von Hotelprojekten steht Claudia Kundmüller deshalb kritisch gegenüber. Dadurch würden noch mehr Menschen nach Bamberg gezogen.

Stieringer contra Trunk

Die Kontroverse über den Tourismus - sie wird der Stadt wohl noch länger erhalten bleiben, und sie bildet sich auch im Stadtrat ab. Klaus Stieringer, Vorsitzender der SPD-Fraktion, freute sich über die Zahlen aus dem wirtschaftswissenschaftlichen Institut. "Alle Städte lechzen danach, dorthin zu kommen, wo wir sind", sagte Stieringer. Er bezweifelt, dass es in Bamberg wirklich so viele Tourismus-Kritiker gibt wie angenommen. Ein Schuss galt dem nicht in der Sitzung anwesenden Präsidenten der IHK für Oberfranken, Heribert Trunk. Stieringer zitierte ihn mit dem Satz, Bamberg habe beim Tourismus jedes Maß und Ziel verloren. Von einem IHK-Präsidenten erwarte er "Fachkompetenz und Ahnung von der Materie".

Weinsheimer: Es gibt Belastungen

Als Verteidiger einer offenen Debatte trat Dieter Weinsheimer von den Freien Wählern auf. Auch er wollte die Bedeutung des Tourismus in Bamberg nicht kleinreden, wehrte sich aber dagegen, so zu tun, als gebe es in Bamberg zu diesem Thema nicht auch etwas anderes als Jubelrufe. "Die Innenstadtbewohner haben Probleme mit dem ausufernden Tourismus. Es gibt Belastungen. Und diese subjektive Betroffenheit muss ernst genommen werden", sagte Weinsheimer. An Stieringer gewandt sprach er von einer Ohrfeige für viele Menschen, wenn man denjenigen, die den Tourismus auch kritisch betrachteten, Ahnungslosigkeit unterstelle und ihnen die Berechtigung abspreche.

Von dieser Zeitung zum Angriff von Klaus Stieringer befragt, widersprach Heribert Trunk dem Zitat. Er habe gesagt, dass Bamberg bei vielen Dingen Maß und Mitte verloren habe. Es gehe nicht um Events oder keine, sondern um welche, die die Stadt voranbringen. Es gehe nicht um Touristen oder keine, sondern um solche, die die Stadt werthaltig voranbringen.

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