Bamberg: "Spacebar Schwalbe" muss nach 115 Jahren überraschend schließen
Autor: Elisabeth Offial
Bamberg, Dienstag, 14. Sept. 2021
Nach 115 Jahren muss die "Schwalbe" in Bamberg überraschend schließen. "Wir waren sehr enttäuscht und hatten überhaupt nicht damit gerechnet", berichtet die Inhaberin der Kneipe, Olga Yanenko, inFranken.de.
- Bamberg: "Spacebar Schwalbe" wird Pachtvertrag gekündigt
- Traditionsreiche Kneipe hat 115 Jahre Geschichte hinter sich
- Inhaberin nennt Kündigungsgrund - und sucht nach neuem Standort
"Spacebar Schwalbe" in Bamberg macht zu: "Das war direkt am zweiten Tag nach dem Lockdown", erinnert sich Olga Yanenko, die Inhaberin der "Spacebar Schwalbe" in Bamberg, im Gespräch mit inFranken.de. Da habe ihr der Verpächter der Räumlichkeiten in der Kunigundenruhstraße 8 mitgeteilt, dass der Pachtvertrag zum Ende des Jahres gekündigt wird.
Bamberg: "Spacebar Schwalbe" schließt zum Jahresende - Kündigung wegen Lärmbeschwerden?
"Die schriftliche Kündigung kam dann ein paar Tage später. Wir waren sehr enttäuscht und hatten überhaupt nicht damit gerechnet. Wir dachten, wenn wir Corona überstanden haben, können wir richtig loslegen", sagt sie. Als Grund seien Lärmbeschwerden der Anwohnenden angegeben gewesen. "Wir haben ein ziemlich gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn und gehen auf alles ein. Soweit ich das beurteilen kann, ist da alles im ganz normalen Maße", sagt Yanenko. "Das ist nur, weil nach einem halben Jahr Ruhe bei jedem Öffnungsschritt eben erstmal ein paar Beschwerden kommen, weil die Leute die Ruhe gewöhnt sind", vermutet sie.
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Dass die Ruhestörungen nun der Hauptgrund für die Kündigung sein sollen, kann sie nicht nachvollziehen. In das Gebäude sollen anschließend Wohnungen gebaut werden. Die 115-jährige Geschichte der Schwalbe an diesem Standort ist dann vorüber. "Wir halten aber weiter durch", sagt Yanenko, die die Kneipe erst vor zwei Jahren gemeinsam mit Verena Alschinger wiedereröffnet habe. Die beiden Frauen sind nun auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten, in denen sie das Geschäft fortführen können.
Das größte Problem bei der Suche sei, dass Gastronomie nur dort hin könne, wo zuvor bereits Gastronomie gewesen sei, erklärt Yanenko. "Man kann aus einer Kneipe eine Wohnung machen, aber umgekehrt geht das mitten in einem Wohngebiet nicht", sagt sie. "Ich sehe da auch die Politik in der Pflicht, neue Kulturräume zu schaffen. Der dauerhaft weggebrochene Raum wird im Moment nirgends neu geschaffen."
"Genereller Missstand": Bamberger Gastronomin appelliert an Politik
Schade sei an der Situation auch, dass die Schwalbe kein Einzelfall sei. "Wir sind nicht die einzigen, die Corona meistern und durchhalten und dann trotzdem aus ihren Räumlichkeiten gedrängt werden. Dem Frankenstübla geht es zum Beispiel ähnlich", spielt sie auf den auslaufenden Pachtvertrag der anderen Kneipe an.
FFP2-Maske: Testsieger bei Amazon ansehen"Wir möchten auf den generellen Missstand aufmerksam machen, dass Gastrobetriebe, die mit ihrem ganzen Einsatz und ihrer ganzen Kraft die Corona-Einschränkungen bewältigen, am Ende aus anderen Gründen schließen müssen", erklären die Inhaberinnen. "Dabei möchten wir dennoch nicht unseren Verpächtern die Schuld geben, wirtschaftlich ist ihre Entscheidung nachvollziehbar. Vielmehr möchten wir an die Politik appellieren, neue Räume zu schaffen."