In Bamberg muss die Traditionskneipe "Frankenstübla" nach 24 Jahren Ende September 2021 schließen. Gastwirt Fritz Walter spricht bei inFranken.de über die Gründe - und eine mögliche Neueröffnung.
- Bamberg: Traditionskneipe "Frankenstübla" muss nach 24 Jahren schließen
- "Vertrag wurde nicht verlängert": Wirt muss Sportsbar bis Ende September räumen
- Unstimmigkeiten mit Hausbesitzer: "Dem passt meine Nase nicht"
- Neue Gaststätte nicht ausgeschlossen: Betreiber sucht nach passendem Pachtobjekt
Das Bamberger "Frankenstübla" muss nach 24 Jahren schließen - Aus für Traditionskneipe: Das "Frankenstübla" in der Frauenstraße in der Bamberger Altstadt wird Ende September für immer seine Türen schließen. Das hat Gastwirt Fritz Walter im Gespräch mit inFranken.de bestätigt. Walter betreibt die Traditionskneipe bereits seit 1997, schon zuvor gab es hier eine Weinstube. Hintergrund für die Schließung sind laut dem Betreiber Unstimmigkeiten mit dem Hausbesitzer. Daher sei der Pachtvertrag nicht verlängert worden.
Bamberger Traditionskneipe schließt nach 24 Jahren: "Dem gefällt meine Nase nicht"
Er selbst habe die Kneipe 1997 übernommen und zuvor grundlegend saniert, hält Walter fest. 2007 sei das Haus dann von einem neuen Besitzer gekauft worden. "Schon damals sollte ich raus, aber wir haben uns dann doch geeinigt. 2013 habe ich dann viel Geld reingesteckt und nochmal richtig umgebaut", erzählt der 61-Jährige.
Doch dann habe er vor einigen Monaten einen Brief seines Vermieters erhalten. "Da war ein Zeitungsartikel angehängt, dass 70 Prozent der Gastronomieeinrichtungen den Corona-Lockdown nicht überleben werden. Aber das ist Schwachsinn, es hat kaum jemand zugemacht. Es gab ja Hilfen - wenn auch oft mehrere Monate zu spät", so Walter.
Er selbst habe "keinen Cent Schulden bei dem Mann" und seine Miete stets pünktlich gezahlt. Immer wieder habe der Sohn des Hausbesitzers, der sich um das Objekt kümmere, allerdings "versucht mir reinzureden, ich solle zum Beispiel fränkische Schäuferla verkaufen". Doch er habe "gar keine richtige Küche, die dafür auch konzessioniert ist". Aus seiner Sicht habe der Vermieter nun versucht, "Gründe zu finden, warum ich raussoll". Dagegen könne er nichts tun, alles sei "rechtens abgelaufen" mit dem nötigen halben Jahr im Voraus. "Dem passt meine Nase nicht", so Walters Einschätzung.
Bamberger Wirt berichtet von verzweifelten Stammgästen: "Mit Tränen in den Augen"
Er sei seit 24 Jahren eng mit seiner Sportsbar verbunden, sagt Walter. "Zu uns kommen Stammgäste, teils über 20 Jahre lang. Und die haben jetzt Tränen in den Augen und fragen sich, wo sie in Zukunft Karten oder Billard spielen sollen." Denn dafür gebe es nicht mehr viele Orte in der Stadt, meint der Gastwirt. Auch kehrten viele Menschen bei ihm ein, die die Fußballübertragungen sehr schätzten, sagt er.
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Nun überlege der 61-Jährige, ob er nochmal komplett neu anfangen solle - mit einer Wirtschaft an einem anderen Ort in Bamberg. "Wir sind auf der Suche nach einem neuen Domizil", sagt der Gastwirt. Er habe bereits ein Objekt besichtigt und könne sich gut vorstellen, dort weiterzumachen. Es sei etwa doppelt so groß, in einer "noch besseren Lage" und vom Flächenpreis sogar günstiger. Auch das bestätige ihm, dass "manche Vermieter unrealistische Mietpreise" kalkulieren würden.
"Traditionsgaststätte"

also mir als Innenstadtbewohner wäre nicht im Traum eingefallen, da hinein zu gehen
Aber über Geschmack lässt sich halt nicht streiten.
"Traditionsgaststätte" so ist es, und es schwinden immer mehr, was sehr schade ist. Wer den "Fritz" kennt, weiß was man von ihm hat, sehr souverän und entgegenkommend. Viele Innenstadt- und Inselbewohner sowie Auswärtige Gäste gehören zu den Stammgästen.
Auf einige "Pfeifen" kann aber auch verzichtet werden, welche man eher von hinten als von vorne sieht.
Übrigens, "hineinzugehen" wird zusammen geschrieben; über Orthographie lässt sich halt nicht streiten. '-)
sag' ich ja... jedem das seine



Für viele ist Trinken, Rauchen, Grölen und Rumhängen eben "Tradition"
Wer's braucht. Diese Kneipe war vom Kultstatus z.B. einer "Schwarzen Katz'", Rückel, Pizzini oder Zeiss meilenweit entfernt.
Übringens: wer Rechtschreibfehler findet... darf sie behalten
Na, an der Nase wird es wohl nicht gelegen haben. Eher am Publikum, der Qualmerei und der Lautstärke bis in die Morgenstunden...
Wenn man in regelmäßigen Abständen die Weltkulturerbe - Stadt Bamberg besucht, fällt einem auf, wie rasend diese Ihr Gesicht verändert. Was beim letzten Besuch noch vertraut war, weicht heute einem touristischen Disneyland, das ja wohl kaum mehr den Bedürfnissen seiner Bewohner und Bewohnerinnen gerecht werden wird. Stammwirtschaften, Eckkneipen, Bierschänken, wo sind diese alle geblieben? Gerade jetzt wieder wird in Kürze in der Frauenstraße, das „Frankenstübla“ schließen, seit Generationen Treffpunkt im Quartier der Nachbarschaft, von Fußballfreunden, von besonderen Typen, der Kleinen Leute, die Du in den Bars, Clubs, Cafés der Moderne nicht finden wirst. Da reicht nämlich schon ein vergleichender Blick auf die Preise der jeweiligen Getränkekarte. Was bleibt ist der Ärger über die kommerzielle Gier eines Verpächters, der als städtischer Mitarbeiter etwas mehr Gespür für die Bedürfnisse einfacher Bürger und Bürgerinnen der Stadt haben sollte. Der Markt regelt auch hier die Preise, auf der Strecke bleiben Gemeinsinn, der Anstand und die sozialen Mikrostrukturen, die eine Stadt, wie Bamberg eigentlich so liebenswert machen.