Seit Jahren ist das Ehepaar nicht verreist, arbeitet die Wochenenden durch. Carmen Dechant sagt: "Trotz aller Schufterei war es an jedem Tag ein Geschenk, in dieser wunderschönen Gärtnerei mit der Natur und für unsere wertschätzenden Kunden und Geschäftspartner zu arbeiten." Doch in ein paar Monaten soll Schluss sein: Nach rund 30 Jahren geben Carmen und Michael Dechant den jahrhundertealten Familienbetrieb auf. An wen sie Haus und Hof verkaufen, wissen sie noch nicht - auf keinen Fall an einen Investor, sondern lieber an Privatpersonen, die diesen Ort zu schätzen wissen, sagt Carmen Dechant.
Chefin glaubt nicht an Nachfolger - riesiger Frust über Konsumverhalten der Einwohner
Dass jemand die Gärtnerei weiterführt, glaubt sie nicht. Sie spricht von einer Entscheidung voller Tränen und Wehmut: "Aber es fehlt einfach die Wertschätzung. Die Leute kaufen vorwiegend im Supermarkt." Die Hofstadt-Gärtnerei beliefert einige Lebensmittelmärkte in Bamberg und Umgebung, zudem ist ihr Hofladen ein wichtiges Standbein. Doch zu wenige Leute kämen ins Viertel, um einzukaufen. Und nicht alle, die vorbeigehen, wissen, dass man hier hochwertige Lebensmittel kaufen kann. "Alle reden zwar von Nachhaltigkeit, aber setzen sie nicht um", beklagt das Ehepaar.
Seit 1993 ist Bamberg Unesco-Weltkulturerbestadt - unter anderem wegen des Gärtnerviertels. Seit dem 17. Jahrhundert wird hier Gemüse angebaut und weit über die Stadtgrenzen hinaus verkauft. Seiner Tallage, umgeben von sieben Hügeln, verdankt Bamberg ein besonders günstiges Klima. Einige Kartoffel- und Zwiebelsorten oder auch Süßholz gelten als typisch für die oberfränkische Stadt, manches wird nirgendwo sonst angebaut. «Die mittelalterlichen Strukturen der Hausgärten sind sichtbar erhalten», heißt es bei der Stadt Bamberg zum Gärtnerviertel. «Bundesweit sind solche Anbauflächen inmitten einer Stadt einmalig.»
Dennoch würden die Betriebe von der Stadt manchmal stiefmütterlich behandelt, kritisieren die Dechants: Die Kommune werbe zu wenig für die gärtnerische Vielfalt und mache den Betrieben oft das Leben schwer. Vor etwa sechs Jahren hätten sie sich als letzter Betrieb aus der Gärtnerstadt vom Wochenmarkt zurückgezogen, erzählt Carmen Dechant. Die Standgebühren seien sehr hoch gewesen, immer öfter sei der Markt wegen Veranstaltungen abgesagt worden.
"Mit jedem Betrieb der stirbt": Bamberger Gärtnereien laut Sprecher akut bedroht
"Bedrückend" sei die Lage der Betriebe, bestätigt Thomas Schmidt, Sprecher der Interessengemeinschaft Bamberger Gärtner. «Beim nächsten Generationswechsel werden viele aufhören», prognostiziert er. "Mit jedem Betrieb, der stirbt, stirbt ein Teil der Kultur." Ende des Zweiten Weltkriegs habe es in Bamberg über 100 Gärtnereien gegeben, heute seien es noch knapp über 20.
Die Probleme seien vielschichtig, sagt er: Durch ihre innenstadtnahe Lage seien die Gärtnereien stärker vom Klimawandel betroffen als Betriebe auf dem Land, weil sich die Stadtflächen stärker aufheizten. Dadurch sei mehr Wasser und mehr Personal nötig. "Und die hohen Energiekosten werden bald durchschlagen."
Auch er würde sich mehr Unterstützung durch die Stadt wünschen: Vor den Betrieben im Gärtnerviertel gebe es kaum Parkplätze für Kunden, die in den Hofläden einkaufen wollen - das sei ein Nachteil gegenüber Discountern und Gartenmärkten. Auch beim Bahnausbau, der einige Gärtnereien betreffe, habe sich die Stadt zu wenig für deren Belange eingesetzt.
Nach Kritik: Stadt wehrt sich gegen Vorwurf - Gärtnereien kaum unterstützt?
Die Stadt Bamberg verweist dagegen auf umfangreiche Werbemaßnahmen für das Gärtnerviertel, zum Beispiel in einer touristischen Imagebroschüre sowie im Internet. Außerdem biete man zahlreiche Touristenführungen durch die Gärtnerstadt an. Dabei werde auch stets auf lokale Spezialitäten wie die Kartoffelsorte "Bamberger Hörnla" verwiesen.
Beim Ausbau der Bahnstrecke Richtung Nürnberg habe die Stadt von der Deutschen Bahn gefordert, "Eingriffe in die Anbauflächen der Bamberger Gärtner außerhalb des Welterbes unbedingt zu minimieren". Der Konzern habe dies zugesagt. Außerdem gebe es im Viertel Kurzzeitparkplätze für Kunden der Hofläden. Weil die Gärtnerstadt in einem dicht bebauten Gebiet mit Wohnungen, Gewerbe und sozialen Einrichtungen liege, sei der Parkraum naturgemäß knapper als bei einem Gartencenter «auf der grünen Wiese», teilt die Stadt mit.
Für Carmen und Michael Dechant ist das Gärtnergewerbe bald Geschichte. Ungefähr zum Jahresende - wann genau, wissen sie noch nicht - wollen sie ihren Betrieb weitgehend einstellen. Ihr Plan ist, Anfang 2023 einmal pro Woche ihren Hofladen zu öffnen und übriggebliebene Pflanzen abzuverkaufen. Und dann? "Erstmal ausruhen, Freunde treffen, vielleicht in den Urlaub fahren", sagt Carmen Dechant. "Also das, was andere in den letzten 30 Jahren gemacht haben."
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Ja, es ist schade wenn die Gärtnerei zumacht. Aber ich kaufe auch lieber an einem Ort ein, an dem ich meine Einkäufe nicht Kilometerweit durch die Stadt tragen muss. Und nein, der öffentliche Nahverkehr ist auch keine Alternative.
Wenn ihr hier über Basketball und Fußball loswettert, dann müssten auch die Bamberger Symphoniker oder das E.T.A.-Hofmann-Theater erwähnt werden. Und das ist doch wirklich absoluter Schmarrn. Du kriegst in jedem Supermarkt Blumensträuße für wenige Euro, relativ lieblos zusammengeklatscht. Ein Floristenstrauß, handwerklich gebunden, kostet ab 20 Euro aufwärts - wenns richtig schön werden soll auch mal 50 aufwärts.
Gemüse kaufen die Leute beim Discounter, Pflanzen und Sträucher sowie auch Grabschmuck kriegen sie massenweise in den unzähligen Baumärkten. So eine Gärtnerei hat es schwer und das Ehepaar Dechant zieht die Reißleine und das ist in Ordnung, wenn auch unendlich schade oder gar tragisch.
Es ist vielleicht ein bisschen die derzeitige Politik, aber vor allem hat sich das Verhalten der Kunden geändert, was ja auch miteinander zu tun hat. Die Gartenbaubetriebe sind nicht die einzige Branche, wo welche aufgeben müssen.
Das kommt schon noch schlimmer und in allen Bereichen, wenn keine LKW mehr fahren wegen ausbleibendem oder zu teurem Ad Blue oder wenn Putin total durchdreht und US-Kollege Biden volle Kanne dagegen hält. Dann braucht Deutschland einen Neuaufbau, nur bin ich neugierig, wer unser Land beim Wiederaufbau unterstützt. Denn Abspielen wird sich eine Auseinandersetzung der Großmächte in Europa, nicht in den USA.
Deutschland dürfte, was auch immer demnächst passiert, relativ kurzfristig als Zahlmeister Europas und der Welt ausfallen.
Und um wieder auf Kurs zu kommen; mit dem Bamberger Sport und den vergleichbar paar Kröten, die da gesponsert werden, hat die Aufgabe der Dechants sehr wahrscheinlich überhaupt nix zu tun.
ja ja wertschätzung scheint die neue umschreibung für verdienstmöglichkeiten zu sein und dann noch die unterstützung der stadt, die volle wucht.
schade, die Hoftstadtgärtnerei war wirklich ein schöner "Garten"
... daher, bevor Altersarmut droht, lieber ein Ende mit Schrecken 

Für einen wirtschaftlichen Vollerwerb würde es aber wahrscheinlich auch bei grundlegend geändertem Kaufverhalten der Kunden nicht ausreichen
Und bei Lebensmitteln sparen die Leute in Krisenzeiten noch am ehesten
Schade! Hauptsache Fußball, Basketball u.a. kann gespielt werden!