Schloss Geyerswörth: Bamberg freut sich über sieben Millionen Euro

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Ein Wahrzeichen der Stadt ist akut sanierungsbedürftig: Dachkonstruktion in der Turmkuppel von Schloss Geyerswörth. Fotos: Ronald Rinklef
Ein Wahrzeichen der Stadt ist akut sanierungsbedürftig: Dachkonstruktion in der Turmkuppel von Schloss Geyerswörth.  Fotos: Ronald Rinklef
Bleibt das Renaissancegebäude auch nach der Sanierung öffentlich? Die Stadt verspricht es.
Bleibt das Renaissancegebäude auch nach der Sanierung öffentlich? Die Stadt verspricht es.
 

Für die Generalsanierung von Schloss Geyerswörth kommt ein Geldregen wie gerufen. Doch was haben die Millionen mit der Kehrtwende der CSU-Fraktion zu tun?

Nun geht doch alles viel schneller als geglaubt. Eine Sieben-Millionen-Euro-Zusage aus Berlin rückt die Sanierung von Schloss Geyerswörth in greifbare Nähe - und bringt die Bamberger Kommunalpolitik auch beim umstrittenen Bürgerrathaus in Zugzwang.

Doch es ist ein eher angenehmer Druck, den die Fördermittel auslösen. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) sprach von einer vorgezogenen Bescherung, als er gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz (SPD) am Montag die Öffentlichkeit informierte. Wie Starke sagte, hat der Haushaltsausschuss des Bundestags die Summe von 7,2 Millionen Euro für die Sanierung von Schloss Geyerswörth freigegeben. Erste Mittel fließen 2017 in die Planung des Großprojekts. Die Sanierung selbst soll 2019 beginnen.


Schwarz und Silberhorn aktiv

Das Geld stammt aus dem Etat von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und ist der Wiederherstellung national bedeutender Baudenkmäler gewidmet. Für die Förderung haben sich die beiden Bamberger Abgeordneten Thomas Silberhorn (CSU) und Andreas Schwarz (SPD) eingesetzt. Silberhorn leitet gemeinsam mit Grütters den Arbeitskreis Welterbestätten der CDU-CSU-Bundestagsfraktion. Schwarz setzte sich beim haushaltspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Kahrs, für die Anerkennung des Denkmals ein. Schwarz sitzt selbst im Finanzausschuss des Bundestags.

Schloss Geyerswörth liegt auf einer Insel im linken Regnitzarm. Erstmals erwähnt wurde ein Turm im Jahr 1424. Im 16. Jahrhundert erwarb das Hoch- stift den Besitz der Familie Geyer und baute ihn zur zweigeschossigen Schlossanlage aus, die zwei Innenhöfe ringartig umschließt. 1803 wurde das Gebäudeensemble Kaserne, kurze Zeit später Appellationsgericht, aus dem sich später das Oberlandesgericht entwickelte. Seit 1904 ist Geyerswörth städtisches Ämtergebäude. Mit dem Renaissancesaal befindet sich hier einer der bedeutendsten repräsentativen Säle Bambergs.

Wie sanierungsbedürftig ist das stark frequentierte Bauwerk, in dem heute Sozial- und Jugendamt der Stadt mit ca. 80 Arbeitsplätzen unterbracht sind? Hört man Bertram Felix, Leiter des Immobilienmanagements der Stadt, sind die Schäden enorm, die Sanierung dulde keinen Aufschub. Vor allem die Statik und das Dach sind laut Felix marode. Außerdem geht es darum, die Anforderungen an Brandschutz sowie Barrierefreiheit zu erfüllen und eine moderne Arbeitsinfrastruktur herzustellen. 14 Millionen Euro kostet das Gesamtprojekt. Dank der Zusage durch den Bund ist OB Andreas Starke zuversichtlich, mit Hilfe weiterer Fördergeber den städtischen Anteil klein halten zu können.

Eine klare Abfuhr erteilt der OB Privatisierungsplänen, von denen zeitweise bereits die Rede war, etwa für ein Hotel. Schloss Geyerswörth müsse wegen seiner Bedeutung und seiner Lage im Zentrum des Welterbes Bamberg öffentlich bleiben, sagte der OB. In der Neugliederung der städtischen Behördenstandorte spielt Geyerswörth bisher eine Rolle für das Baureferat.

Die Millionen aus Berlin nutzen dem OB auch, um die umstrittene Sanierungsentscheidung für das Kreiswehrersatzamt zu beschleunigen und beim Versuch, auf die CSU einzuwirken, die im Sommer überraschend aus der gemeinsamen Linie ausgeschert war. "Wir brauchen das Kreiswehrersatzamt, um die Arbeitsplätze während der Sanierung von Geyerswörth auslagern zu können", sagte der OB . Anders formuliert: Ohne fertiges Bürgerrathaus wäre ab ein millionenteueres Containerdorf nötig, um Geyerswörth ab 2019 zu sanieren.

Wie geht die CSU mit diesen Erkenntnissen um? Helmut Müller bleibt bei seiner Meinung, dass das Kreiswehrersatzamt ein Schandfleck ist und abgerissen werden solle. Dennoch schließt er nicht aus, dass sich Teile der Fraktion nach dem Schwenk im Sommer in den Haushaltsberatungen nun doch den Sachzwängen fügen und für die Sanierung stimmen. Langfristig sei damit ein Abriss des Hochhauses aber immer noch nicht vom Tisch, meint Müller.