Gastgeber und Moderator Mäc Härder bewies mit dem 4. Fränkischen Humorgipfel im Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater, dass sich Grimassen und Qualität nicht ausschließen müssen.
Im Großen Haus des E.T.A.-Hoffman-Theaters stellte Gastgeber und Moderator Mäc Härder mit der Zusammenstellung beim 4. Fränkischen Humorgipfel wiederum eindrucksvoll unter Beweis, wie vielseitig und welche Qualität Kleinkunst besitzt. Michael Altinger schaute dem Volk mit alltäglichen Kapriolen aufs Maul, Oti Schmelzer bot Veitshöchheimer Faschings-Gaudi, Jeff Hess begeisterte mit Grimassen sowie Mimik-Glanznummern und Jens Oehle ist ein Meister seines Faches in Akrobatik und Jonglage. Dass die Männer aus Oberbayern, Oberschwappach, Denver und Hamburg unter sich blieben, lag an der kurzfristigen Absage von Gesa Dreckmann.
Wenn man schon den Begriff "Humorgipfel" wählt, dann muss man auch Gipfelstürmer verpflichten und auch als "Hausherr" diesen Aufstieg meistern. Genau dies schaffte der Bamberger Kabarettist, der als Winnetou verkleidet die "Söhne und Töchter der untergehenden Sonne" begrüßte und ihnen den Unterschied zum "weißen Mann" erklärte. Statt Rauchzeichen gibt es bei jenem nur einen "unpersönlichen PC", statt Federschmuck ein "Geweih am Arsch" sowie "Ganzkörper-Beschriftung" und gegen das Altern läuft er Marathon und die Frauen mit Stöcken durch die "ewigen Jagdgründe".
Heilbringer aus Asien
Als "Apache unter den Bajuwaren" nahm Michael Altinger die gesunde Ernährung allerorten auf die Schippe. Der "Schlachthof"-Moderator geißelte vor allem die angeblich heilbringende Wirkung der Asien-Produkte ("ganze chinesische Komposthaufen landen auf deutschen Tischen"), vor allem der japanische Meerrettich "Wasabi" habe zweimal eine brennende Wirkung ("Feuerstuhl"). "Warum isst man eigentlich Dinge, die weh tun?", fragte sich Altinger zu Recht. Warum es die neuen rüttelnden Fitnessgeräte gibt, ist dagegen klar: "Für die Wamb'n!" Auszüge aus seinem "langweiligen Leben mit schwachsinnigen Träumen" schmückte er genauso reißerisch aus wie die Tatsache, dass er nicht mehr zu Jugend passe und sich die Erbschaften immer länger hinziehen. "Die Alten verprassen ihr Geld, der Generationenvertrag kippt um!"
Die Übergänge zu den Gästen bewältigte Mäc Härder leicht und locker, ganz besonders zum fränkischen Gast Oti Schmelzer. Dass Vegetarismus in Franken sinnlos ist und Hochzeitsversprechen ("ich will" - "ja, warum net") wortkarg ablaufen, ist ja hinlänglich bekannt. Der Winzer aus dem Steigerwald outete sich als "emotionaler Gefühlsfanatiker", vergaß bei seinen fränkischen "Liedli" die Untertitel nicht und ging bei dem ein oder anderen Stammtisch-Witz gegenüber dem "Text voll auf die Distanz". Fastnacht in Franken statt in Veitshöchheim, vorgezogen im Bamberger Theater!
Moto-Cross durch die Sitzreihen
Mit "total verrückt" lässt sich der Auftritt von Jeff Hess wohl am treffendsten beschreiben, der Komiker bot Grimassen, die höchstes Erstaunen hervorriefen. Sein Gesichtsfeld änderte sich im Sekundentakt. Dass er auch die visuelle Ganz-Körpersprache aus dem Effeff beherrscht, zeigte er bei einer beeindruckenden Fahrt mit dem "Motorrad". "Moto-Cross" durch die Sitzreihen, natürlich auch mit einem Beifahrer aus dem Publikum. Der Zufall wollte es, dass er sich zu seinem Tischtennisspiel in Extrem-Zeitlupe Künstler Schorsch Bross als Gegner aussuchte. Die beiden hechteten ins Publikum, schmetterten und rissen die Zuschauer zu Beifallsstürmen hin. Körpersprache vom Scheitel bis zur Sohle in perfekter Vollendung, wie man es selten erlebt.
Nachdem Mäc Härder am Beispiel "Bayerisches Heimatministerium und Söder" die alltäglichen, wahnwitzigen Diskussionen in Internetforen realistisch wiedergab, nahm Jens Oehle Leiter, Jonglierbälle, Keulen und Messer in die Hand. Das Laufen auf der Leiter erwies sich erst als Vorspiel, als er aber fünf Bälle bzw. vier Keulen in der Höhe jonglierte, präsentierte er sich als Artist der Extraklasse. Damit nicht genug: Nachdem er bereits auf das Aufsteigen auf das Hochrad genüsslich zelebriert hatte, ließ er sich drei Messer zuwerfen und auch diese wie im Höhenrausch durch die Lüfte segeln. Indem er all diese Kapriolen und Artistik auch noch durch "Stand-up-Comedy" und einen witzigen Dialog mit dem Publikum garnierte, geriet der Auftritt des Hamburgers zu einer passenden Abschluss-Nummer eines kurzweiligen Abends.
Dass es letztlich absagebedingt eine reine "Männerwirtschaft" war, konnten die Zuschauer sicherlich verkraften. Der Schlussapplaus für die fünf Männer war der beste Beweis. Der 4. Fränkische Humorgipfel hat seinem Namen alle Ehre gemacht. "Passt scho" und weiter so Richtung 5. Gipfel!