In Gerach und in Steinfeld müssen Bäckereien Filialen schließen und kürzer treten. Der Grund: fehlendes Personal. Die Branche leidet unter dem Mangel an Arbeitskräften. Auch die Kunden - besonders die Älteren.
Das mit dem Lächeln hat sie schon drauf, die Freundlichkeit wirkt ganz natürlich - der Rest kommt mit der Zeit. Vanessa Mai hat am 1. August ihre Lehre zur Bäckereifachverkäuferin im Hause Dörr in Reckendorf begonnen. "Ich hatte mehrere Optionen, aber ich habe mich hierfür entschieden, weil meine Mutter früher hier auch mal gearbeitet hat und mir das empfohlen hat", erzählt die 17-Jährige aus Eyrichshof bei Ebern. Nun steht sie im Laden in Reckendorf und macht sich mit Brotsorten und dem Kassensystem vertraut. Ihre erfahrene Kollegin Lydia Müller steht ihr mit Rat und Tat zur Seite.
Neben dem Hauptladen betreibt ihr Chef Dominik Dörr auch in Breitengüßbach und Rentweinsdorf Filialen. Auch in Gerach hatte der Bäcker bisher einen kleinen Laden geöffnet - doch damit ist seit kurzem Schluss. "Was will ich machen, ohne Personal?", fragt der Handwerker rhetorisch und gibt die Antwort gleich selbst: "Ich wollte den Laden sogar erweitern, aber das hat einfach nicht geklappt. Man bekommt nichts mehr."
Mit nichts meint er weder Mehl noch Zucker, sondern Mitarbeiter. "Mein Vater hat früher nicht einmal Stellen ausgeschrieben und trotzdem jedes Jahr 20 bis 30 Bewerbungen auf dem Tisch gehabt, aber seit 2012 kommt gar nichts mehr."
Während Dörr unter dem Mangel an Personal leidet, leiden die Geracher unter dem Mangel an einem Bäcker. "Vor allem für die älteren Leute ist das schlimm", sagt Maria Gundelsheimer zu der Ladenschließung. Samstagmorgen mal schnell Brötla holen - das geht nicht mehr. Die Initiative, in Gerach einen Dorfladen zu beleben, sei im Sand verlaufen. "Lebensmittelmäßig gibt es bei uns jetzt gar nichts mehr, wir müssen quasi über den Berg rüber."
Über den Berg müssen neuerdings auch die Kunden der Bäckerei Hübner im Stadelhofener Ortsteil Steinfeld. Die Ausfahrten mit den Verkaufsständen in die umliegenden Dörfer und quer durch die ganze Region bis nach Kulmbach und Hallstadt musste der Familienbetrieb drastisch reduzieren. Der Grund auch hier: Mitarbeitermangel.
"Verkaufspersonal zu finden ist schon schwer. Aber Bäckergesellen findet man gar nicht mehr", sagt Marina Hübner. Von ehemals dreien sei noch einer da - und der sei auch schon fast 60. Für die Bäckerei bedeutet das: Es können einfach nicht genügend Backwaren hergestellt werden, um alle Touren aufrechtzuerhalten. So fiel zum Beispiel die Samstagsroute über Würgau und Zeckendorf komplett weg. Quer durch den Landkreis werden die Kunden künftig vergeblich auf den Hübner-Bus warten.
Probleme gerade auf dem Land
"In der Stadt ist es noch leichter, Personal zu kriegen, als auf dem Land", bestätigt Alfred Seel, Obermeister der Bamberger Bäckerinnung, der die Lage insgesamt als "vorsichtig ausgedrückt, schwierig" einschätzt.