Druckartikel: Söder spricht Klartext bei Bosch in Bamberg: "Trump kann mit uns machen, was er will"

Söder spricht Klartext bei Bosch in Bamberg: "Trump kann mit uns machen, was er will"


Autor: Ellen Schneider

Bamberg, Donnerstag, 07. November 2024

Täglich streichen deutsche Firmen Arbeitsplätze, nun gewinnt Trump die US-Wahl: Markus Söder sieht die Wirtschaft unter Druck - und fordert bei einem Besuch in Bamberg Neuwahlen in Deutschland.
"Ein schwaches Deutschland, ein schwaches Europa wird keine Chance haben, auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten von Amerika wirtschaftlich und militärisch zu agieren", sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder beim Spatenstich für den Aufbau eines Kreislaufs zur Erzeugung von Wasserstoff und eines Testfelds zur Erprobung von Elektrolyse-Stacks bei Bosch in Bamberg.


Schon seit Monaten leidet die Automobilindustrie in Franken extrem: 4500 Arbeitsplätze sollen beim Autozulieferer Leoni bis 2026 abgebaut werden, Schaeffler kündigte am gestrigen Dienstag (05.11.2024) ebenfalls die Streichung von insgesamt 4700 Stellen in Europa an und auch bei Bosch Rexroth wird der Rotstift angesetzt. Die großen Arbeitgeber in der Region stehen unter massivem Druck. "Wir bluten industriell aus", warnt auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder beim Termin im Bamberger Bosch-Werk. Dort sollen nun die Weichen für die Zukunft gestellt werden, um entsprechende Szenarien zu vermeiden. Am Mittwochvormittag fand daher der Spatenstich für den Aufbau eines Kreislaufs zur Erzeugung von Wasserstoff statt. Gerade nach der US-Wahl hält Söder dieses Standbein für besonders bedeutend.

"Ab heute wird die Welt ein bisschen anders sein", betonte der bayerische Ministerpräsident mit Blick auf Donald Trumps Sieg bei den Präsidentschaftswahlen in den USA. Von Trumps Seite erwartet Söder künftig "kein laues Lüftchen, sondern starken Gegenwind". Darauf müsse Deutschland reagieren, fordert er. Denn: "Ein schwaches Deutschland, ein schwaches Europa wird keine Chance haben, auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten von Amerika wirtschaftlich und militärisch zu agieren." Technologieoffenheit und eine Transformation in diese Richtung halte er daher für unverzichtbar.

Söder in Bamberg: "Harter Wettbewerb" mit den USA sei entscheidend

Den Kurs der Ampel kritisiert er weiterhin scharf. Eine zerstrittene Regierung sende keine starken Signale. Sein Eindruck: "Donald Trump kann mit uns eigentlich machen, was er will." Hinnehmen wolle Söder das nicht. Er forderte erneut Neuwahlen in Deutschland. Im Umgang mit den Ergebnissen der US-Wahl betont er, man dürfe sich nun nicht an Stilfragen aufhängen. "Am Ende ist nicht der Stil entscheidend, sondern der harte Wettbewerb", so Söder in Bamberg. Bayern sei weiterhin gewillt, sich diesem Wettbewerb zu stellen.

Auch für den Stellenabbau bei zahlreichen deutschen Arbeitgebern macht Söder die Ampel-Regierung verantwortlich. Um mithalten zu können, müsse das Verbrennerverbot bis 2035 aufgehoben, die Wasserstofflandschaft ausgebaut und E-Mobilität wieder stärker gefördert werden, fordert er.

Der Spatenstich in Bamberg könnte dabei ein erster Schritt sein. "Wir wollen ein Leuchtturm der Transformation für die Bosch-Gruppe sein", sagt der Kaufmännische Werksleiter Tobias Hauk.

Wasserstoff-Tankstellen in Bamberg geplant

Der Grundstein dafür ist schon gelegt: Die Genehmigungen für Wasserstoff-Tankstellen in der Region Bamberg wurden weitestgehend erteilt, bald soll dementsprechend die Planung beginnen. "Es kann Wettbewerbsvorteile bringen, wenn die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland mit Hochdruck betrieben wird", unterstreicht Söder. Die entsprechende Infrastruktur sehe er allerdings momentan im Süden benachteiligt. "Deshalb fordern wir massive Nachbesserungen des Wasserstoffnetzes."

Den Vorteil bei der Förderung von Wasserstofftechnologie sieht Söder darin, dass erneuerbare Energie so besser gespeichert werden könne. Diese lasse sich nämlich in Wasserstoff umwandeln. Auch mit dem Süden wie etwa dem arabischen Raum und Ägypten will Söder dafür künftig gemeinsame Sache machen. Der Spatenstich in Bamberg sei somit erst der Anfang.