Ankerzentrum Bamberg: Polizei registriert über 100 Straftaten binnen zwei Monaten
Autor: Daniel Krüger
Bamberg, Montag, 07. August 2023
Die Polizei hat in den vergangenen Monaten über 100 Straftaten in Zusammenhang mit dem Bamberger Ankerzentrum registriert. Die meisten Opfer seien keine Bewohner der Einrichtung, heißt es.
- Ankerzentrum Bamberg: Über 100 Straftaten binnen zwei Monaten
- Fast ein Viertel Gewaltdelikte - Polizei nennt Zahlen
- Laut Statistik liegt Höhepunkt jedoch in anderem Zeitraum
- "Zweifellos zu vermuten": Welche Rolle spielt die Überbelegung?
Vergangene Woche sorgte im Bamberger Osten eine Auseinandersetzung für Aufsehen. Im Ankerzentrum artete in der Nacht auf Mittwoch (2. August 2023) ein Streit zwischen zwei Männern in eine handfeste Prügelei aus, bei der auch ein Besen zum Einsatz kam. Einer der beiden Beteiligten musste ins Krankenhaus gebracht werden, der andere wurde in Gewahrsam genommen. Derartige Fälle sind im Umfeld der Einrichtung keine Seltenheit, inFranken.de berichtet in regelmäßigen Abständen zu Gewalt im Umfeld der Anker-Einrichtung Oberfranken (AEO). Seit geraumer Zeit ist auch die Überbelegung vor Ort ein Problem. In der Region müssen Asylbewerber und -Asylbewerberinnen sowie Geflüchtete teils in neu geschaffenen Unterkünften untergebracht werden. Gegenüber inFranken.de gibt das Polizeipräsidium Oberfranken eine Einschätzung zur aktuellen Lage.
Rund 21 Gewaltdelikte in zwei Monaten - Polizei sieht jedoch keinen Höhepunkt an Straftaten rund um Ankerzentrum
In den vergangenen zwei Monaten registrierte die Polizei demnach "über 100 Straftaten im Zusammenhang mit der AEO Bamberg". Knapp 21 Prozent davon hatten laut dem Präsidium einen Bezug zu "Gewalt gegen Personen". In etwa 15 Prozent aller Fälle seien "die Opfer der Straftaten Bewohner der AEO", heißt es auf unsere Anfrage. "Im Umkehrschluss waren rund 85 Prozent der Opfer keine Bewohner der AEO", so eine Sprecherin.
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Allerdings: "Gemäß Zahlenstatistik in der Monatsübersicht ergab sich keine überproportional verschärfte Lage innerhalb der letzten Monate", betont die Polizei und nennt einen anderen Zeitraum: "Gemäß Zahlenstatistik in der Jahresübersicht ergab sich im Vergleich der letzten fünf Jahre ein Höhepunkt der Fallzahlen im Jahr 2022. Das Jahr 2022 wies in den Monaten August bis November die höchsten Zahlenwerte auf", heißt es aus dem Präsidium.
Aktuell leben laut der Regierung von Oberfranken derzeit 2186 Menschen in der Einrichtung (Stand: 31. Juli 2023). Eigentlich, so ist vorgesehen, sollen dort nicht mehr als 1500 Menschen unterkommen. Doch diese Zahl wird seit über einem Jahr regelmäßig weit überschritten. Ist die hohe Belegung auch eine Ursache für die Straftaten im Umfeld des Ankerzentrums?
"Zweifellos zu vermuten": Führt Überbelegung zu mehr Konflikten an der AEO?
"Auch wenn zweifellos zu vermuten steht, dass eine hohe Auslastung beziehungsweise Verdichtung entsprechender Einrichtungen das Konfliktpotential zwischen den Bewohnern erhöhen kann, gilt zum einen zu beachten, dass die Festlegung einer bestimmten Personenanzahl, bis zu der derartige Spannungen nicht zutage treten, kaum möglich sein dürfte", erläutert eine Sprecherin des Polizeipräsidiums.
"Darüber hinaus darf nicht verkannt werden, dass die Entstehung von Konflikten auch von anderen Faktoren, wie etwa individuellen Reizschwellen, aber auch vom Zusammentreffen verschiedener Ethnien abhängig sein kann", betont man hier. "Eine monokausale Erklärung dürfte insofern jedenfalls ausscheiden", heißt es von der Polizei - hier werden also verschiedene Faktoren gesehen.