An fünf Bamberger Kreuzungen wird Ende Januar der Grünpfeil für Radfahrer eingeführt. Wenn die Bahn frei ist, dürfen Radler dann bei Rot rechts abbiegen.
Derzeit laufen noch die Vorbereitungen, Ende Januar sollen dann die Schilder befestigt werden. Laut Claus Reinhardt vom städtischen Baureferat wird dann an folgenden Kreuzungen der Grüne Pfeil für Radfahrer getestet: Von der Feldkirchenstraße in die Memmelsdorfer Straße (stadtauswärts), von der Marienbrücke kommend, rechts in den Heinrichsdamm, Am Heidelsteig, rechts Richtung Memmelsdorfer Straße (stadtauswärts) und rechts Richtung Zollnerstraße (stadteinwärts) sowie aus der Pödeldorferstraße für Rechtsabbieger in die Neuerbstraße. Der Grünpfeil ist laut Reinhardt "an sich eine gute Sache, aber auch kein Freibrief". Es müsse immer eine Abwägung mit den übrigen Verkehrsteilnehmern erfolgen. Denn die aus Radlersicht von links kommenden Fußgänger und Radfahrer hätten zunächst einmal Vorrang.
2017 hatte die GAL-Stadtratsfraktion gefordert, sich um die Teilnahme an diesem Modellversuch zu bewerben. Die Stadt hatte diese Anregung aufgenommen. GAL-Stadträtin Kiki Laaser weiß, dass auch ohne den Pfeil schon viele Radfahrer bei Rot über die Ampel fahren: "Aber momentan ist das eine Ordnungswidrigkeit, auch wenn es der Verkehr eigentlich zulassen würde. Nun wird diese gängige Praxis legalisiert. Anhalten muss trotzdem jeder." Nach einem Jahr Testphase in Bamberg und bundesweit acht weiteren Städten will die Bundesanstalt für Straßenbauwesen Bilanz ziehen - und das Modell gegebenenfalls flächendeckend einführen.
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In allem, was die Verkehrspolitik angeht, kann ich Ferenc nur zustimmen. Was mich aber vor allem bei diesem Artikel bewegt, ist das Bild. Wer findet hier den Fehler?
Richtig, der Radler auf dem Radweg!
Wenn man diesen nämlich benutzt, bei grün an die Ampel kommt und vorschriftsgemäß auf dem lustigen, roten Streifen geradeaus fährt, welchen Seitenabstand hat ein ein im kurz darauf die Ampel, ebenfalls vorschriftsmäßig, passierendes Kraftfahrzeug? Ich verrate es aus Erfahrung: Sehr, sehr wenig.
Der Radfahrer taucht für den Autofahren nämlich sozusagen aus dem Nichts auf. Vor zwei Sekunden war er noch oben auf dem Gehweg, weit weg, plötzlich ist der direkt vor dem Auto. Es gibt auch keine Chance die vorgeschriebenen 1,5m Seitenabstand einzuhalten, und eine Vollbremsung wäre im fließenden Verkehr auch blöd. Und als Radfahrer fühl man sich, wie so oft in dieser schönen Stadt der Maxplatzfeste, im wahrsten Sinn des Wortes an den Rand gedrängt, in diesem Fall mit anderthalb Tonnen Blech.
Ich sehe den Radfahrer rechts vom Radweg und der wird rechts der roten Ampel auf dem Gehweg vorbeifahren.Der braucht
keinen grünen Pfeil.
Zur Einstimmung: Ich bin im Verkehr weitgehend mit dem Fahrrad unterwegs und für alles zu haben, das Radverkehr sicher und attraktiv macht.
Das vorliegende Vorhaben paßt in die Bamberger Verkehrspolitik. Scheinbar fördert es den Radverkehr, darf aber keinesfalls vermeintliche oder tatsächliche Belange der Autofahrer beeinträchtigen. Fußgänger kommen in den Überlegungen gar nicht vor - und weitere Auswirkungen werden nicht betrachtet. Beispiele sind die vielen Radwege mit und ohne Benutzungspflicht, Radfahrstreifen, mit Fahrradpiktogrammen versehene Seitenstreifen sowie sogenannte "Schutzstreifen". Nahezu alle sind zu knapp dimensioniert, werden nicht von Hindernissen freigehalten, verfügen über keine oder nur äußerst unzureichend bemessene seitliche Sicherheitsräume, werden schlecht in Stand gehalten und zeichnen sich nicht selten durch mangelhafte Wegeoberfläche und gefährliche Linienführung aus. All das steigert das ohnehin erhöhte Unfallrisiko dieser Sonderwege.
Die grünen Rechtsabbiegepfeile für Kraftfahrer haben sich durchweg als negativ für die Sicherheit vor allem nicht motorisierter Verkehrsteilnehmer erwiesen. Untersuchungen belegen, daß sich kaum ein Kraftfahrer wie vorgeschrieben verhält. Nicht einmal die Behörden beachten die Einsatzkriterien, deren Einhaltung die Anordnung eigentlich erst zuließe.
Nun bewegen Radler zwar die intelligenteren - und weniger gefährlichen - Fahrzeuge. Bessere Menschen sind sie hingegen nicht zwangsläufig. Der grüne Rechtsabbiegefall bringt nur wenige Sekungen Zeitgewinn, wird jedoch zahlreiche Konflikte vor allem mit Fußgängern provozieren. Das muß nicht sein.
Oder ist es das eigentliche Ziel der verantwortlichen Verkehrsplaner und -lenker, wie seinerzeit durch Schaffung zahlreicher Konfliktherde (Radwege auf Kosten der Gehwege) das Klima zwischen Radfahrern und Fußgängern dermaßen zu befeuern, daß die eigentliche Ursache der Verkehrsmisere, der überbordende und oft rücksichtslose Autoverkehr, aus der Debatte fällt?
Anhalten, um neu anzufahren, wird wohl kaum einer.
Macht, den einschlägigen Untersuchungen zu Folge, jedenfalls kaum ein Autofahrer bei seinem Grünpfeil!